Wettbewerbsfähigkeit: Arbeitskosten in Deutschland 30 Prozent über dem EU-Schnitt | ABC-Z

Für eine Arbeitsstunde müssen deutsche Unternehmen im Industrie- und Dienstleistungssektor deutlich mehr bezahle als Firmen in den meisten anderen EU-Ländern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten in Deutschland im vergangenen Jahr bei 43,40 Euro pro Stunde und damit rund 30 Prozent über dem EU-Schnitt von 33,50 Euro, beziehungsweise gut 16 Prozent über dem Schnitt des Euroraums (37,30 Euro). Der relative Abstand vom EU-Schnitt bleibt damit den Wiesbadener Statistikern zufolge seit Jahren unverändert.
Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Arbeitnehmerbrutto inklusive Sonderzahlungen und vermögenswirksame Leistungen auch Lohnnebenkosten wie etwa der Arbeitgeberanteil an Sozialbeiträgen sowie Kosten für Aus- und Fortbildungen. Somit spiegeln die Arbeitskosten nicht nur das Lohnniveau im jeweiligen Land wider, sondern auch die Produktivität der Unternehmen, die Steuerlast und die Durchsetzungskraft von Gewerkschaften.
Am höchsten waren die Arbeitskosten 2024 in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro). Die Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten waren Bulgarien (10,60 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Ungarn (14,10 Euro). Insgesamt lag Deutschland somit auf Platz sieben der EU, in 20 Ländern waren die Arbeitskosten niedriger. Über die relative Höhe der Löhne aus Arbeitnehmersicht geben diese Zahlen nur bedingt Aufschluss, da die Lebenshaltungskosten je nach EU-Land stark variieren.
Industrie bezahlt mehr pro Stunde als Dienstleistungssektor
Stark unterschiedlich fiel im vergangenen Jahr den Angaben nach das Wachstum der Arbeitskosten aus. Die stärksten Anstiege verzeichneten osteuropäische Länder wie Polen (plus 19 Prozent), Kroatien (14,2 Prozent) und Bulgarien (13,9 Prozent). Am wenigsten veränderten sich die Arbeitskosten in Tschechien mit einem Plus von 1,3 Prozent und Luxemburg, wo sie um 2,1 Prozent stiegen. Die deutsche Entwicklung von plus fünf Prozent entspricht demnach dem EU-Schnitt. 2023 kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland im Schnitt 41,30 Euro, in der EU 31,80 Euro
Im EU-Schnitt waren die Arbeitskosten jeweils im Industrie- und Dienstleistungssektor in etwa gleich hoch, mit 33,7o beziehungsweise 33,30 Euro. Anders war es hingegen in Deutschland mit einem deutlich höheren Wert im verarbeitenden Gewerbe: Während eine Arbeitsstunde im Dienstleistungssektor 42,10 Euro kostete, fielen für eine Stunde in der Industrie Kosten von 48,30 Euro an. Allerdings weisen mehrere Länder deutlich größere Unterschiede auf: So war in Luxemburg eine Arbeitsstunde im Dienstleistungsbereich 13,20 Euro teurer als in der Industrie. Auf Zypern war eine Arbeitsstunde im verarbeitenden Gewerbe um 6,30 und damit mehr als 30 Prozent günstiger als bei den Dienstleistungen.