Deutscher Fußball-Bund: Verfahren gegen Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger eingestellt | ABC-Z

Das Landgericht Frankfurt am Main hat den Gerichtsprozess gegen den ehemaligen Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, eingestellt. Das Verfahren gegen den 79-Jährigen wegen Verdachts auf schwere Steuerhinterziehung werde gegen eine Geldbuße von 10.000 Euro beendet, wie die Nachrichtenagenturen dpa und AFP aus dem Prozess berichten.
Zwanziger ist damit der dritte und letzte Hauptbeschuldigte im sogenannten “Sommermärchen”-Prozess um die Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland, der sich gegen die Zahlung einer Geldbuße einem vollständigen Verfahren bis zu einem Urteilsspruch entziehen kann. Im vergangenen September war der Prozess gegen den ehemaligen DFB-Chef Wolfgang Niersbach gegen die Zahlung einer Auflage von 25.000 Euro eingestellt worden, vergangene Woche der Prozess gegen den ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst Schmidt, der 65.000 Euro zahlen musste.
“Der Falsche auf der Anklagebank”
“Theo Zwanziger hat niemanden getäuscht, Theo Zwanziger hat nicht verschleiert und Theo Zwanziger ist kein Steuerhinterzieher”, sagte Zwanzigers Anwalt Hans-Jörg Metz mit Blick auf die Entscheidung des Gerichts, das Verfahren zu beenden. “Mit Theo Zwanziger saß der Falsche auf der Anklagebank.”
Erleichtert zeigte sich auch der nicht mehr angeklagte ehemalige Fußballfunktionär selbst: “Heute ist es rum. Ich möchte auch Rechtsfrieden”, sagte Zwanziger. “Wir haben immer versucht, mit unseren Möglichkeiten Licht ins Dunkel zu bringen. Theo Zwanziger ist kein korrupter Mensch, der andere täuscht.” Auch Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel bewertete die Einstellung des Verfahrens als “sachgerecht”.
Der Prozess gegen Zwanziger hätte bereits Anfang April eingestellt werden können. Allerdings hatte die Staatsanwaltschaft damals die vorgeschlagene Geldauflage von 5.000 Euro abgelehnt und das Fünffache gefordert.
DFB rückt ins Zentrum der Anklage
Alle drei Beschuldigten hatten die Vorwürfe gegen sie stets zurückgewiesen. In dem Prozess geht es um eine DFB-Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband Fifa im April 2005. Der deutsche Fußballverband deklarierte sie später als Betriebsausgabe. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft war das unzulässig, der DFB habe dadurch 2,7 Millionen Euro an Steuern hinterzogen.
Nach dem Fallenlassen der Vorwürfe gegen Niersbach, Schmidt und jetzt auch Zwanziger rückt nun der DFB selbst in den Fokus des Verfahrens. Der Verband wird vom Nebenbeteiligten zum Angeklagten, gegen den der Vorwurf der Steuerhinterziehung bestehen bleibt. Enden könnte der Prozess im Juni.
Die Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die Fifa war von dem Weltverband am selben Tag auf ein Konto des mittlerweile verstorbenen Robert Louis-Dreyfus überwiesen worden – als Ausgleich für ein Darlehen von zehn Millionen Franken, das der Unternehmer 2002 Franz Beckenbauer gewährt hatte. Beckenbauer war einer der Organisatoren der WM 2006.
Staatsanwaltschaft will Verfahren gegen DFB nicht einstellen
Die Summe von zehn Millionen Franken war damals wiederum auf ein Firmenkonto von Mohamed bin Hammam, zu dieser Zeit Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, geflossen. Nach Ansicht der Vorsitzenden Richterin Eva-Marie Distler handelte es sich um eine “Schmiergeldzahlung”, mit der sich der DFB einen Fifa-Zuschuss für die WM-Kosten in Höhe von 250 Millionen Franken gesichert haben soll.
Im Zuge der Affäre wurde dem DFB 2017 rückwirkend bis ins Jahr 2006 die Gemeinnützigkeit entzogen. Daraufhin musste der Verband Steuern in Höhe von 22 Millionen Euro nachzahlen. Der DFB hofft auf eine Rückzahlung der Summe, um die er bis zum Ende des Prozesses weiter bangen muss. Eine Einstellung des Verfahrens gegen den Verband lehnt die Staatsanwaltschaft ab.