Union Berlin: Drei Erkenntnisse aus dem Test gegen Fürth vor Trainingslager | ABC-Z

0:1-Niederlage gegen Zweitligist
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Diese drei Erkenntnisse aus dem Fürth-Test nimmt Union mit ins Trainingslager
Sa 26.07.25 | 18:01 Uhr | Von
Für den 1. FC Union Berlin geht es nun ins Trainingslager. Kurz vor der Abreise trugen die Berliner noch ein Testspiel gegen Zweitligist Fürth aus. Die 0:1-Niederlage offenbarte, dass in Herzogenaurach noch viel Arbeit auf Union wartet. Von Marc Schwitzky
“Wir erwarten einen Gegner, der sehr gut vorbereitet ist. Immerhin ist es der letzte Test für Fürth vor dem Ligastart”, hatte Steffen Baumgart vor dem Testspiel am Samstag gegen die SpVgg Greuther Fürth gesagt. Die 0:1-Niederlage zeigt, dass der Trainer des 1. FC Union Berlin durchaus Recht behalten sollte – es war das erwartet schwere Spiel.
Allerdings auch, weil die “Eisernen” bei der ersten Testspiel-Niederlage der Sommervorbereitung wirklich keine gute Leistung gezeigt hatten. Es wollte wenig zusammenlaufen, vor allem offensiv enttäuschte Union. Es mangelte an Kreativität, Genauigkeit und Spritzigkeit.
So kann das Berliner Trainerteam vor allem drei Erkenntnisse in das nun anstehende Trainerslager in Herzogenaurach mitnehmen, in das die Köpenicker noch am Samstag reisen werden.
Erkenntnis 1: Die Abwehr steht
Union hat bereits fünf Testspiele in diesem Sommer absolviert. Sie haben allesamt gezeigt, dass die Köpenicker ihre größte Stärke erneut nicht verlernt haben: die Defensivarbeit. In den ersten vier Vorbereitungspartien kassierte das Berliner Bollwerk insgesamt nur zwei Gegentore. Gegen Fürth war es auch lediglich eins – auch wenn es der Treffer zur Niederlage war.
“Wir haben heute wenig zugelassen und kriegen ein Tor des Monats”, resümierte Trainer Baumgart zufrieden. Tatsächlich war der Siegtreffer von Fürths Branimir Hrgota aus der 54. Minute ein regelrechtes Kunststück. Nachdem Unions Abwehr eine Hereingabe aus dem Strafraum geklärt hatte, nahm der Schwede den Ball aus rund 20 Metern direkt und schoss ihn unhaltbar ins rechten Toreck.
Darüber hinaus hatte Fürth zwar mehr Torabschlüsse als Union, aber bis auf einen Angriff, den Union-Keeper Frederik Rönnow gerade noch entschärfen konnte, ließ der Bundesligist wenig zu. Die Berliner verteidigten gewohnt kompakt und gallig, ließen wenig Lücken. Auch Außenverteidiger Tom Rothe, der in der Innenverteidigung aushalf, machte seine Sache gut. Gegen den Ball präsentierte sich Union also schon früh in der Vorbereitung souverän.
Erkenntnis 2: Offensiv fehlen noch Ideen
Die defensiven Abläufe stimmen also schon. Offensiv aber präsentierte sich Union enttäuschend. Präzision, Kreativität, Wucht – alles Mangelware. “Es fehlt definitiv die Durchschlagskraft nach vorne, was viel mit dem Training zu tun hat. Wir sind in der dritten Woche der Vorbereitung – in dieser Woche fallen die Jungs eigentlich immer in ein Loch. Dafür haben sie es läuferisch gut gemacht”, zeigte sich Baumgart verständnisvoll.
Neben der körperlichen Durchschlagskraft fehlte es aber auch an taktischen Abläufen. Union wirkte ideenlos. Die meisten Ballbesitzphasen liefen identisch ab: Der Ball wurde so lange zwischen den drei Innenverteidigern hin- und hergeschoben, bis ein Stürmer den Tiefenlauf hinter die gegnerische Kette anbot und lang angespielt wurde. Das überraschte Fürth allerdings nicht, der Zweitligist ließ so keinerlei Gefahr aufkommen. Auch die uninspirierten Halbfeldflanken der Unioner Außenverteidiger sollten keinen Erfolg bringen.
Was fehlte, war die Bewegung abseits des Balles. Unions defensive Mittelfeldspieler boten sich im Ballbesitz zu wenig an, wodurch Union nahezu kein Übergangsspiel durch das Zentrum hatte. Im letzten Drittel fehlte zudem die Abstimmung, Unions Stürmer hingen meist in der Luft. Das ist nur zum Teil durch fehlende Frische zu erklären – hier braucht es noch mehr taktische Automatismen, um Gegner vor größere Aufgaben zu stellen.
Erkenntnis 3: Es fehlt der Unterschiedsspieler
Doch nicht nur mannschaftstaktisch, sondern auch individuell fehlte das gewisse Etwas. Dass Union so harmlos gegen Fürth auftrat, kann auch mit dem fehlenden Unterschiedsspieler erklärt werden. In der vergangenen Saison hatte noch Benedict Hollerbach jene Rolle inne, doch der Stürmer ist in diesem Sommer zu Ligakonkurrent Mainz 05 gewechselt.
Livan Burcu, der von seiner Leihe an Zweitligist Magdeburg zurückgekehrt ist, hätte die Lücke füllen können. Der 20-Jährige ist ein herausragender Dribbler, der kaum zu greifen ist und oft das Unberechenbare tut. Er soll die Zukunft in Unions Ofensive sein. Auf ihn muss Union aber länger verzichten. Burcu, der von einer hervorragenden Leihe nach Magdeburg zurückgekehrt ist, musste am Sprunggelenk operiert werden und wird lange fehlen.

Ohne solche Spielertypen wird sich – das zeigte der unkreative Auftritt in Fürth – Union immens schwertun, konstante Torgefahr zu entwickeln. Neuzugang Ilyas Ansah bemühte sich am Samstag zwar, in viele Zweikämpfe und Situation zu kommen, doch der erst 20-jährige Stürmer ist noch sehr roh in seinem Spiel und überzeugt eher durch Körperlichkeit als durch technische Raffinesse.
Ansonsten verfügen die Köpenicker eher über klassische Stürmertypen, die eher den Abschluss als das Dribbling suchen. Das macht das Spiel im letzten Drittel bislang äußerst zäh. Womöglich müssen die “Eisernen” hier noch einmal personell nachrüsten.
Sendung: rbb inforadio, 26.07.2025, 20 Uhr