Giorgio Armani: Wegbegleiter gedenken des großen Modeschöpfers | ABC-Z

Ralph Mecke: Die kürzesten 20 Minuten meines Lebens
Dreimal in meinem Leben habe ich Herrn Armani porträtiert. Das erste Mal zu Beginn meiner Karriere, ein zweites Mal mit Michelle Pfeiffer für die britische „Harper’s Bazaar“ und ein drittes Mal im Frühjahr 2023 für das F.A.Z.-Magazin. Das erste Shooting vor mehr als 30 Jahren ist mir lebhaft in Erinnerung. Das Magazin hatte zwölf Seiten erwartet, aber ich hatte nur 20 Minuten Zeit, keinen Assistenten, und natürlich war es analog. Es waren die kürzesten 20 Minuten meines Lebens. Nach ein paar Polaroid-Negativen und sechs Filmrollen war meine Zeit vorbei. Ich fuhr schweißgebadet zurück ins Hotel. Fast auf den Tag genau 30 Jahre später stand ich im Frühjahr 2023 mit Armani in seinem Garten hinter seinem Haus – und schenkte ihm einen Print von diesem ersten Porträtshooting am selben Ort. Mehr Zeit als damals hatten wir auch dieses Mal nicht, aber es war viel entspannter. Vielleicht erkennt man es auf meinem Porträt, das auf dieser Seite abgebildet ist. Er war ein Gentleman.
Der deutsche Fotograf Ralph Mecke, der in New York lebt und für die „Vogue“ und viele andere Magazine arbeitet, fotografierte das Cover des F.A.Z.-Magazins vom Juni 2023.
Johannes Huebl: Eines meiner wichtigsten Castings
Ich erinnere mich an mein erstes Treffen mit Giorgio Armani, als ob es gestern gewesen wäre. Es war eines der wichtigsten Castings für mich als junges Model in Mailand. Er war schon damals der Gipfel der Mode, sein Einfluss war immens. Für ihn zu arbeiten war wie ein Ritterschlag. Seine Ausstrahlung war immer so herzlich und freundlich, er erinnerte sich an jedes Treffen. Über die letzten 20 Jahre durfte ich mir viele seiner Shows anschauen und jedes Mal mit Gänsehaut erleben, was für eine Aura ihn umgab. Seine zeitlose Eleganz war auch ein großer Einfluss auf meine persönliche Stilfindung. What an icon! Godspeed!
Johannes Huebl, der aus Hannover stammt und in New York lebt, ist Model, Fotograf und Designer.
Alexandra von Rehlingen: Beklagt hat er sich nur über die „volgarizzazione“
Wir haben Giorgio Armani mehr als 15 Jahre lang mit unserer Agentur in Deutschland betreut. Weil er nicht Englisch sprach, habe ich gedolmetscht – zum Beispiel auch bei einem Highlight, der großen Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin 2003, die vorher im Guggenheim in New York zu sehen war. Es war immer eine Freude, für ihn zu arbeiten. Beklagt hat er sich nur über „la volgarizzazione del mondo“, die Vulgarisierung der Welt; das meinte er nicht nur über die Mode, sondern über die gesellschaftliche Entwicklung generell. Er war eine unbestechlich elegante Persönlichkeit mit großer Disziplin. Auch das hat ihn mit Jil Sander verbunden, die ihn beeindruckt hat. Weil er wusste, dass sie in Hamburg bei mir um die Ecke wohnt, hat er immer gefragt: „Cosa fa Jil?“ Einmal stand ich mit Andrea und ihm im Lift des Schlosshotels Grunewald. Das Licht fiel auf die Schnalle meiner Schuhe. Er sagte ironisch, vielleicht auch etwas böse: „Gucci . . .“ Mehr musste er nicht sagen. Ich wusste Bescheid.
Alexandra von Rehlingen gründete mit Andrea Schoeller die PR-Agentur Schoeller & von Rehlingen und betreut internationale Kunden, vor allem aus der Mode- und Luxusbranche.
Godfrey Deeny: Er servierte uns die Pasta selbst
So leicht, wie seine Kleidung sich anfühlte, so leicht ging er mit seinem Ruhm um. Wenn sie Giorgio trafen, legten Scheichs aus der Golfregion ihre Hände aufs Herz. In Hongkong brachte er den Verkehr zum Erliegen, als er zum Mittagessen schlenderte. In Mailand verbeugten sich nach den Modenschauen backstage Basketballstars und Oscar-Preisträger vor ihm. Als ich einmal mit ihm in der Nähe der Spanischen Treppe in Rom spazieren ging, hielt ihn eine Passantin an und bestand darauf, ihm die Hand zu küssen. Er lächelte und sagte anschließend zu mir: „Glaub mir, ich habe sie nicht im Voraus dafür bezahlt.“ Seine frühe Ausbildung als Schaufensterdekorateur blieb ihm das ganze Leben lang erhalten, wie ich 2006 bei der Eröffnung seines ersten Hotels im Burj Khalifa in Dubai feststellte. Als er morgens sein Armani-Café in einem Einkaufszentrum besuchte, verbrachte er geschlagene 45 Minuten damit, die Beleuchtung zu verändern, Stühle neu zu ordnen und Servietten zu falten. Einmal war ich zum Essen auf seine Super-Yacht Mariu I eingeladen, die er nach seiner Mutter Maria benannt hatte. Drei gut aussehende Köche bereiteten eine große Schüssel mit köstlicher Pasta zu, einfach nur mit Oliven, Knoblauch, Peperoncino und Parmesan. Giorgio bestand darauf, alle Gäste persönlich zu bedienen. So etwas hatte ich in meiner langen Karriere noch bei keinem anderen Designer erlebt.
Der Ire Godfrey Deeny, einer der bekanntesten Modekritiker, lebt in Paris und ist Chefredakteur von FashionNetwork.com.
Arthur Arbesser: Nicht vom eigenen kreativen Weg abkommen!
Gleich nach der Uni begann ich, bei Giorgio Armani zu arbeiten. Es wurden sieben Jahre daraus. Von Anfang an nannte er mich „Ballerino“ – Signor Armani hatte sich wohl in den Kopf gesetzt, dass ich als Kind Balletttänzer war. Für mich war es eine wunderbare Schule. Es ging streng und diszipliniert zu, und zwar für alle: für ihn selbst genauso wie für uns. Und es war fair. Er wollte immer unsere Meinung hören. Nur hatten die wenigsten von uns den Mumm, ihm zu widersprechen, obwohl er den konstruktiven Austausch suchte. Als Designer habe ich das Einzige mitgenommen, was wirklich zählt: sich immer treu zu bleiben, auch als „kleiner“ Designer. Das Wichtigste ist, dass man nicht vom eigenen kreativen Weg abkommt.
Arthur Arbesser, geboren in Wien, arbeitete bei Armani und gründete dann seine Marke.
Claudia Schiffer: Sein Design-Erbe wird weiterleben
Giorgio war kein typischer Designer. Immer wenn ich das Privileg hatte, mit ihm zusammenzuarbeiten, war er ruhig, gelassen und unglaublich freundlich, selbst unter Druck. Er war zurückhaltend und diskret und strahlte eine natürliche Eleganz aus, die sich in der zeitlosen Schönheit seiner Kleider widerspiegelte – die wiederum seine Persönlichkeit widerspiegelten. Sein Design-Erbe wird weiterleben, aber er wird uns sehr fehlen – eine echte Ikone.
Claudia Schiffer, die in England lebt, ist Supermodel und Mode-Ikone.
Julia von Boehm: Jedes Kleid war mehr als Couture
Für die großen Red-Carpet-Momente mit Nicole Kidman war Giorgio Armani mein erster Ansprechpartner. Wir arbeiteten eng mit ihm am Design zusammen, das Ergebnis waren Perfektion und Eleganz. Seine Handwerkskunst war unglaublich, sein Atelier leistet phantastische Arbeit. Jedes Kleid war mehr als Couture, es war das Ergebnis einer besonderen Verbindung. Wir waren oft bei ihm, haben viel telefoniert. Es lief immer reibungslos und vertrauensvoll, eine Erfahrung, die weit über das Berufliche hinausging. Er hat Nicole sehr geschätzt – und sie ihn.
Julia von Boehm, die aus Heidelberg stammt, kleidet als Stylistin Stars ein. Besonders eng arbeitet sie mit Nicole Kidman zusammen.
Alexander Werz: Er arbeitete mehr, als er sprach
Mit seinem Tod verabschiedet sich auch ein Teil meines Modetraums. Mit 14 Jahren kaufte ich mit dem ersten selbst verdienten Geld meinen ersten Armani-Pullover. Später hatte ich das Vergnügen, mit ihm zusammenzuarbeiten, einem Vorbild an Disziplin und Leistungsbereitschaft. Er sagte mir einmal: „Ich spreche weniger und arbeite mehr.“ Was für ein Mentor!
Alexander Werz ist CEO von Karla Otto, der internationalen PR-Agentur für Mode, Beauty und Lifestyle.
Charles Schumann: Ein Muss für mich, wenn ich in Mailand war
Vor vielen Jahren in Milano / wir pilgerten immer / nach / Verona / Milano / voller Euphorie / Armani / Armani / Armani / Erinnere mich / Ich war in der via Montenapoleone unterwegs / ein Muss für mich wenn ich in Mailand war / Straße der Mode / Straße der Begehrlichkeiten / Neuigkeiten / Orientierung für einen Mode-Aficionado / einen Anzugfreak seit frühester Kindheit / trug einen Anzug als ein Knopf am Jackett verloren / ging / in der Armaniboutique fragte ich ob sie mir / den Knopf annähen könnten / kein Problem / nach 5 Minuten erschien Armani gab mir die Jacke persönlich zurück / und sagte war mir klar dass du das bist / er ist und war immer ein großes Vorbild für mich / für uns alle die wir Mode so lieben von ihr abhängig sind / vielen Dank.
Charles Schumann ist Model, Autor und Gastronom in München.

Ellen von Unwerth: Mit seinen Entwürfen bleibt er bei uns
Der Tod von Giorgio Armani macht mich sehr traurig. Nie zuvor habe ich einen Designer erlebt, der backstage so cool und erhaben war und jedes noch so kleine Detail kontrollierte, bevor die Models auf den Laufsteg gingen. Er war so leidenschaftlich in seinem Handwerk und hatte sein riesiges Unternehmen fest im Griff. Ich hatte auch das Glück, seine letzte Haute-Couture-Show in Paris zu sehen. Jedes Mädchen erinnerte mich an eine Figur aus einem Hollywoodfilm, voller Gefühl und Schönheit. Als alle dem letzten Mädchen applaudierten, das von der Bühne verschwand, wartete man darauf, dass der Maestro sich verbeugte. Aber leider kam er nicht heraus. Dennoch fühlte es sich an, als wäre er durch seine Entwürfe bei uns, und so wird es für immer bleiben.
Ellen von Unwerth, die aus Deutschland stammt, ist eine der bekanntesten Modefotografinnen.