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Marktbericht: Rüstungswerte ziehen Aktienmarkt nach oben | ABC-Z


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Stand: 03.03.2025 09:47 Uhr

Die Aussicht auf weitere Milliarden für Rüstung und kräftig steigende Militärausgaben in Europa locken die Anleger zum Wochenstart in den Aktienmarkt. Aber Zollstreit und Zinspolitik werden ebenfalls eine Rolle spielen.

Der DAX steigt zum Handelsstart um 0,9 Prozent auf 22.747 Punkte. Vor dem Wochenende hatte er kaum verändert bei 22.551 Punkten geschlossen. Das jüngste Rekordhoch bei 22.935 Punkten kommt also wieder in Sichtweite.

„Der übergeordnete Aufwärtstrend sollte noch nicht für beendet erklärt werden, Korrekturpotenzial bleibt aber bestehen“, heißt es von der Helaba. Erste Haltemarken seien zwischen 22.226 und 22.193 Punkten zu finden.

Es bleibt abzuwarten, wie groß die Chancen auf weitere Kursgewinne in dieser Woche sind. Vor allem die geopolitischen Risiken und die anhaltenden Zollsorgen wegen der jüngst verhängten US-Zölle gegen China, Kanada und Mexiko bleiben ein Risiko für die Märkte.

Kapitalmarktexperte Stephan Greiner von der Vermögensverwaltungsgesellschaft B&K rät Anlegern, das Hauptaugenmerk in der neuen Woche auf die vielen wichtigen Konjunkturdaten aus den USA zu richten. Sie könnten Hinweise auf die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve geben. Neben den heutigen Einkaufsmanager-Indizes und den Auftragseingängen am Mittwoch richte sich der Blick deshalb insbesondere auf die am Donnerstag und am Freitag anstehenden Daten vom Arbeitsmarkt.

Außerdem warten die Marktteilnehmer auf den Zinsentscheid der EZB, der am Donnerstag verkündet wird. Ökonomen gehen überwiegend davon aus, dass der Leitzins um weitere 0,25 Prozent gesenkt werden wird. „Trotz einiger bremsender Äußerungen aus EZB-Kreisen dürften die Leitzinsen zum sechsten Mal gesenkt werden“, sagt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Er rechnet „angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche und des tendenziell nachlassenden Inflationsdrucks noch mit mindestens zwei weiteren Leitzinssenkungen in den nächsten Monaten“.

Die EZB dürfte den Einlagensatz im weiteren Jahresverlauf von heute noch 2,75 Prozent auf zumindest 2,0 Prozent senken, so seine Einschätzung. „Während die US-Notenbank die Geldpolitik vorerst nicht verändern will, scheint der Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) noch intakt zu sein“, schrieben die Experten der Helaba.

Für den Schwung an der Börse sorgen aber die europäischen Überlegungen zur weiteren Unterstützung der Ukraine. „Nach dem Eklat im Weißen Haus ist die Angst vor einem Rückzug der USA aus der Unterstützung der Ukraine nur noch wahrscheinlicher geworden. Europa wird einen größeren Teil der Last tragen müssen“, kommentiert Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets. „Die Rüstungsunternehmen werden sich in den nächsten Jahren nicht über Aufträge sorgen müssen und so zählen diese Aktien zu den absoluten Favoriten der Anleger.“

Aus Sicht des JPMorgan-Analysten David Perry ist der Wiederbewaffnungszyklus in Europa nun Realität. Viele NATO-Staaten dürften ihre Verteidigungsbudgets erhöhen, die Ereignisse der vergangenen Wochen hätten diesbezüglich den Drang nochmals immens verstärkt. Er hob seine Kursziele in der Branche im Schnitt um ein Viertel an.

An der Wall Street hatten Zinshoffnungen nach den jüngsten Konjunkturdaten zum Wochenschluss Auftrieb gegeben. Der Dow Jones legte 1,4 Prozent zu, der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Tech-Börse Nasdaq stiegen jeweils 1,6 Prozent.

Für die zurückliegende Gesamtwoche ergab sich damit für den Dow ein Plus von knapp einem Prozent, während der S&P ein Prozent nachgab und die Nasdaq knapp vier Prozent verlor. Im Monat Februar mussten damit alle drei Indizes Rückgänge hinnehmen: der Dow und der S&P von jeweils etwa 1,5 Prozent und die Nasdaq von 3,5 Prozent.

Die japanischen Aktienmärkte starten mit Gewinnen in den neuen Börsenmonat. Der japanische Nikkei 225 schloss 1,7 Prozent höher bei 37.785 Punkten. In China sind die Anleger zurückhaltender. Der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong legte im späten Handel um 0,1 Prozent auf 22.958 Punkte zu. Der mit den wichtigsten chinesischen Festlandswerten bestückte CSI 300 zeigte sich zuletzt kaum verändert bei 3.888 Punkten.

Die Investoren verhalten sich dort angesichts der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle zurückhaltend. In den USA sollen diese Woche Zölle auf chinesische Importe um zehn Prozent steigen. „Wie bei den bisherigen Ankündigungen von Trumps Zöllen ist es schwer zu sagen, ob es sich um einen Bluff oder eine echte Wende in der Politik handelt“, sagt Michael Feroli, Ökonom bei JPMorgan.

Nach dem Kursrutsch vor dem Wochenende hat sich der Euro heute stabilisiert. Am Morgen stieg der Kurs um 0,30 Prozent auf 1,0406 US-Dollar. Das ist allerdings immer noch rund ein Cent weniger als noch Mitte der vergangenen Woche.

Die Kryptowährung Bitcoin wurde heute in Asien um ein Fünftel höher gehandelt als in der vergangenen Woche. Mehrere andere Kryptowährungen stiegen ebenfalls stark an. US-Präsident Donald Trump hatte gestern die Namen von Kryptowährungen bekannt gegeben, die in eine neue strategische Reserve der USA aufgenommen werden sollen.

Trump schrieb in den sozialen Medien, Währungen wie Bitcoin und Ether sollten „das Herzstück der Reserve sein“. Auch die Kryptowährungen Ripple, Solana und Cardano wurden genannt. Deren Kurse stiegen daraufhin zwischen acht und 62 Prozent.

Trumps Lippenbekenntnis sei Wasser auf die Mühlen der Anleger, schrieb Experte Timo Emden von Emden Research. In den ersten Wochen nach seinem Amtsantritt sei die erhoffte Unterstützung für den Kryptosektor noch ausgeblieben. Die Enttäuschung darüber ist Emden zufolge offensichtlich wieder in Euphorie umgeschlagen.

Der Chipriese Intel verschiebt nach dem Werk in Magdeburg auch den Start einer riesigen Fabrik im US-Bundesstaat Ohio. Sie sollte ursprünglich in diesem Jahr die Produktion aufnehmen, das verzögerte sich dann bereits um bis zu drei Jahre. Jetzt will Intel den ersten Teil des Werks 2030 zu Ende bauen, mit einem Produktionsbeginn im selben Jahr oder 2031. Aus dem zweiten Teil sollen 2032 erste Chips kommen.

In Magdeburg wollte Intel voraussichtlich 2028 die Produktion aufnehmen. Doch im vergangenen Herbst wurde das Projekt zunächst um zwei Jahre aufgeschoben.

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