Wirtschaft

Piastri siegt, Verstappen verliert die Nerven | ABC-Z

Ist die Vorentscheidung im Titelkampf der Formel 1 gefallen? Wer in Spanien siegt, wird Champion. So lief das siebenmal in den vergangenen acht Jahren. Ein Trend, den McLaren-Pilot Oscar Piastri, gern fortsetzen würde. Bei der Sause auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya raste er am Sonntagnachmittag vor allen anderen ins Ziel. 

Trotz des turbulenten Schlussspurts nach einer Safety-Car-Phase, in dem Weltmeister Max Verstappen die Nerven verlor. Der frühere Bundesliga-Stürmer Robert Lewandowski vom FC Barcelona winkte Piastri 2,4 Sekunden vor Teamkollege Lando Norris ab, Charles Leclerc (Ferrari) kam als Dritter an. „Es war ein großartiges Wochenende“, sagte Piastri. „Das Team hat mir wieder einmal ein tolles Auto zur Verfügung gestellt.“ 

In der Weltmeisterschaft vergrößerte der Vierundzwanzigjährige den Vorsprung auf Norris auf zehn Punkte. Wenngleich Piastri zwischenzeitlich bangen musste um den fünften Sieg in diesem Jahr, den auch die englische Fußball-Nationalmannschaft um Trainer Thomas Tuchel und Bayern-Star Harry Kane live miterlebte. 

„Es war eine kleine Überraschung“, sagte Piastri, „dass Max (Verstappen, d. Red.) es mit drei Boxenstopps versucht hat. Fast hätte es für ihn geklappt.“ Aber eben nur fast. Nach 66 Runden (307 Kilometer) raste Verstappen zunächst als Fünfter hinter Mercedes-Pilot George Russell ins Ziel. Weil er sich im Finale jedoch zu einem Rammstoß gegen den Engländer hinreißen ließ, wurde er mit zehn extra Sekunden bestraft, fiel zurück auf Platz zehn.

Als die 19-köpfige Meute – Aston-Martin-Mann Lance Stroll musste wegen Schmerzen im Handgelenk kurzfristig passen – am Start über die 549 Meter bis zur ersten Bremszone schoss, geriet Lando Norris ins Hintertreffen. Beschleunigte von Platz zwei aus von null auf Tempo 200 den Hauch einer Zehntelsekunde langsamer als Verstappen hinter ihm. Der Niederländer zog vorbei, bog hinter Qualifikationssieger Piastri in die erste Kurve. Auch Nico Hülkenberg startete famos. Der Rheinländer flitzte im Sauber binnen einer Runde fünf Plätze vor, überholte auch den Lokalhelden Fernando Alonso, der 2013 an Ort und Stelle zum bis dato letzten Mal gewann. 

Hülkenberg ließ kurz vor Ultimo sogar Rekordsieger Lewis Hamilton im Ferrari links liegen. Begünstigt durch Verstappens Strafe wurde er starker Fünfter. Erst zum zweiten Mal in diesem Jahr sammelte der Rheinländer wertvolle WM-Punkte. Das imponierte auch dem Sieger: „Ziemlich beeindruckend“, sagte Oscar Piastri über Hülkenbergs Fahrt, „herzlichen Glückwunsch an ihn.“ An der Spitze kam Norris in der Startphase nicht mit Verstappen mit, der seinerseits die Jagd auf Piastri fürs Erste abblies. Zu schnell, der Australier und nach fünf Runden schon mehr als zwei Sekunden voraus.

Auch Norris beschleunigte und überholte Verstappen eingangs der 13. Runde. Nun versuchte Red Bull ein Undercut-Manöver: Beorderte Verstappen früh zum Service mit dem Ziel, auf frischen Reifen schneller kreisen und das McLaren-Duo so passieren zu können. Kurz sah es so aus, als gelänge der Coup. Als Norris in Runde 22 neue Gummis aufziehen ließ, bog er zehn Sekunden hinter Verstappen wieder auf die Schnellspur. Als noch einen Umlauf später Piastri rechts ran fuhr, übernahm der Weltmeister sogar die Führung, beklagte aber via Funk das miese Handling seines Dienstwagens. Bald darauf hielt er abermals, McLaren zog wieder vorbei. Zur Halbzeit, nach 33 Runden, lag Piastri vier Sekunden vor Norris, Verstappen fehlten fünf Sekunden.

Das Foul des Weltmeisters

Die neue Regel, deretwegen die Frontflügel der Boliden von nun an weniger biegsam sein müssen, schien McLaren im Dauerlauf über die Grand-Prix-Distanz stärker zu beeinträchtigen als noch im Startplatzrennen über eine Runde. Als Norris ein zweites Mal anhielt, konnte Verstappen auf weniger als eine Sekunde an den Engländer heranfahren. Zu einem Überholversuch reichte es aber nicht. Verstappen fluchte über einige Hinterbänkler, von denen er sich aufgehalten fühlte. Elf Touren vor Ultimo schienen die Positionen bezogen, da rollte Kimi Antonelli aus. Sein Dienst-Mercedes ging in Rauch auf. Und das vor den Augen des Vorstandschefs Ola Källenius, der das Rennen in der Boxengasse verfolgte. Ein Bergefahrzeug musste anrücken, die Hatz neutralisiert werden.

Beim Neustart, fünf Runden verblieben, die Spitze hatte noch einmal frische Reifen aufziehen lassen, überschlugen sich die Ereignisse. Während die McLaren-Piloten davonrasten, verlor Verstappen, er hatte nur noch harte Pirellis übrig, ein Nachteil, beinahe die Kontrolle, als er ausgangs der Zielkurve Vollgas gab. Charles Leclerc setzte sich neben ihn, sie berührten sich kurz und der Ferrari schoss vorbei. Wenige Sekunden später kollidierte Verstappen mit Russell. 

„Lass ihn vorbei“, bekam der Niederländer aufs Ohr gesagt, „sonst wirst du bestraft.“ Verstappen fluchte, verzögerte dann und es schien, als gehorchte er. Von wegen. Er wartete nur darauf, den Mercedes zu rammen. Beide retteten sich ins Ziel, doch das Foul des Weltmeisters, über das noch zu reden sein wird, zeigt, wie sehr Verstappens Nerven gespannt sind, angesichts der sich fortsetzenden McLaren-Dominanz. „Der Rückstand“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko dem Sender Sky, „wird jetzt langsam beängstigend.“

Back to top button