Kritik an Trumps Ankündigung von Atomwaffentests | ABC-Z

Die USA sollen erstmals seit 33 Jahren wieder Atomwaffentests durchführen, sagt Präsident Trump. Seine Ankündigung blieb zwar sehr vage – löste aber warnende Worte von den Atommächten China und Russland aus.
US-Präsident Donald Trump hat den sofortigen Beginn von neuen US-Atomwaffentests angekündigt. Er begründete den Schritt auf seiner Plattform Truth Social mit den “Testprogrammen anderer Länder”. Die Kritik von anderen Atommächte folgte prompt.
Russland drohte nach Trumps Ankündigung seinerseits mit der Wiederaufnahme von Tests. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, er hoffe, Trump sei über die jüngsten russischen Waffentests der Rakete “Burewestnik” und der Unterwasserdrohne “Poseidon” korrekt informiert worden. Es habe sich nicht um Atomwaffentests gehandelt. Russland hatte kürzlich bekanntgegeben, die Rakete und die Drohne als Trägersysteme in Manövern getestet zu haben.
Kreml gibt an, weiter verhandeln zu wollen
Zugleich sagte Peskow, dass Russland weiter zu atomaren Abrüstungsverhandlungen mit den USA bereit sei. Es habe aber auf seine Vorschläge bisher keine Reaktion von Trump erhalten.
Kremlchef Wladimir Putin hatte 2023 per Gesetz die russische Ratifizierung für das Verbot von Atomwaffentests zurückgezogen. Der atomare Abrüstungsvertrag New Start ist das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland – und läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bislang keine Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei zeitlich praktisch nicht machbar, ihn neu auszuhandeln.
China reagiert besorgt
Trumps online veröffentlichte Ankündigung erfolgte nur wenige Minuten vor seinem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping – dem Staatschef einer weiteren Atommacht. Die Führung in Peking reagierte mit Sorge.
Die Regierung hoffe, die USA würden die Verpflichtungen aus dem weltweiten Atomteststoppvertrag und ihr Bekenntnis zum Verbot “ernsthaft einhalten”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Guo Jiakun. Es sei zu hoffen, dass die USA “konkrete Maßnahmen” ergriffen, “um das globale System der nuklearen Abrüstung und Nichtverbreitung zu schützen und das globale strategische Gleichgewicht und die Stabilität zu wahren.”
Seit 1998 hat kein anderes Land außer Nordkorea einen Atomtest durchgeführt. Trump hatte in seiner Ankündigung aber erklärt, er habe angewiesen, Tests “auf gleicher Basis” wie andere Länder durchzuführen. Zu Details, Ländernamen und konkreten Gründen blieb er dann vage – auch im späteren Gespräch mit Reportern im Präsidentenflugzeug “Air Force One”. Zu einem möglichen Zeitpunkt sagte er lediglich: “Das wird noch bekannt gegeben. Wir haben Testgelände.”
Trump spricht gleichzeitig über Denuklearisierung
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, schien Trump aber an Bord die Tests von Raketen, die einen Atomsprengkopf tragen können, mit den Tests der eigentlichen Sprengköpfe zu verwechseln. Das US-Militär testet regelmäßig Raketen, die einen Atomsprengkopf tragen können. Die Waffen selbst wurden aber von den USA seit 1992 nicht mehr gezündet.
Die New York Times schrieb über Experteneinschätzungen, wonach Trump mit seinen Aussagen den Teststart von Trägerraketen für Atomsprengköpfe gemeint haben könnte – nicht aber die Detonation von Nuklearsprengkörpern unter der Erde.
Trump sagte in der “Air Force One” außerdem, dass er gerne eine Denuklearisierung sehen würde. Man spreche mit Russland darüber, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. China würde – wenn man etwas unternähme – hinzugezogen werden.
Experten betonen Alternativen für Tests
Die USA verfügen auch ohne ausgelöste atomare Kettenreaktion über ein umfangreiches Programm, um die Zuverlässigkeit ihres Atomarsenals sicherzustellen – beispielsweise durch Computersimulationen. Solche Maßnahmen machen nach Ansicht mancher Experten Atomtests überflüssig.
Der Geschäftsführer der Arms Control Association, Daryl Kimball, kritisierte die Ankündigung umgehend und bezeichnete Trump als falsch informiert und realitätsfern. Gary Samore, der als führender Experte für Massenvernichtungswaffen im Nationalen Sicherheitsrat des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton tätig war, sagte dem Wall Street Journal: “Es wäre ein Geschenk für Russland und China, die neue Arten von Atomwaffen entwickeln und von einer Wiederaufnahme der Tests profitieren würden.”
Fraktionen im Bundestag reagieren unterschiedlich
Im deutschen Bundestag waren die Reaktionen auf Trumps Aussagen unterschiedlich. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt, betonte, der US-Nuklearschirm sei eine der wesentlichen Lebensversicherungen Deutschlands und Westeuropas. Daher könne er den US-Präsidenten nicht dafür kritisieren, sein Atomwaffenarsenal zu modernisieren. “Dazu gehören vielleicht auch Tests.”
Die Welt müsse zwar von einer Aufrüstung wieder herunterkommen – aber “da liegt der Schlüssel in Moskau und in Peking – und nicht in Washington.” Russlands habe atomare Mittelstreckenraketen in Europa stationiert und damit gegen internationale Verträge verstoßen, sagte Hardt. China rüste ebenfalls massiv auf, sagte Hardt den Sendern RTL und n-tv.
Heusgen warnt vor Eskalationsspirale
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetović, nannte die Entwicklung bedrohlich. “Es bleibt bei Trump auch abzuwarten, ob den Worten wirklich Taten folgen”, fügte er an.
Der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, äußerte sich ebenfalls ähnlich. Man wisse, dass Trumps Ankündigungen nicht immer umgesetzt würden, sagte er der Rheinischen Post. “Aber die Ankündigung alleine ist schlimm genug – denn sie kann andere Nuklearstaaten motivieren, es Trump gleich zu tun, und dann beginnt eine Eskalationsspirale.”





















