Pamela Anderson wird Gurkenbäuerin – Gesellschaft | ABC-Z

Es ist Winter, und die Zeiten scheinen täglich härter zu werden, da verwundert es nicht, dass der Eskapismus Blüten treibt. Überall fantasiert man gerade vom Plan B, meist geht es irgendwie um Rückzug und Natur, um Einfachheit, Sicherheit, Selbstwirksamkeit, und unter Prominenten sind Küche, Handwerk und Landleben zur kollektiven Obsession geworden.
Entsprechend unübersichtlich ist inzwischen die Liste der Kochshowformate (auf Netflix startet diese Woche Herzogin Meghan) und Bauernhofprojekte. Laut aktuellem Bunte-Titel etwa plant Moderatorin Barbara Schöneberger den Umzug auf einen Selbstversorgerhof in Schweden. Und von Brad Pitt und Angelina Jolie hört man, ihrer Einigung im endlosen Trennungsstreit stünde allein die Frage im Weg, wer von beiden künftig auf ihrem Weingut in der Provence den Rosé keltern darf.
Der schönste Eskapismustraum aber stammt aus Vancouver Island in Kanada, wo „Baywatch“-Ikone Pamela Anderson gerade zur Homestory auf ihre Farm „Arcady“ lud und ankündigte, sie werde ins Gewürzgurken-Geschäft einsteigen („Pamela’s Pickles“). Mit eigenem Anbau und nach eigenen Rezepten (mit Rosenblättern!). Das Einlegen sei in ihrer Familie „eine ernste Sache“, erzählte Anderson im britischen Frühstücksfernsehen, die Gurken ihrer Großtante hätten Preise gewonnen.
Damit darf Anderson als neue Königin des Cocooning gelten. Schon 15 Minuten auf Pams Instagram-Account wirken wie ein Wellness-Wochenende. Auf Arcady, einer Farm, die die Schauspielerin vor 30 Jahren für ihre Großmutter gekauft hat, scheint das Leben herrlich unkompliziert zu sein: Die Gartenarbeit – gern in Trägerkleid und Gummistiefeln – macht rosige Wangen, die Pitchpine-Dielen sind honigfarben, das Bootshaus frisch geweißelt und die Gurken-Hochbeete bieten Pazifikblick. Ja, wer Arcady oder Vancouver Island sieht, würde das herrliche Kanada am liebsten sofort annektieren.
Nun werden manche mäkeln, das Natürlichste an solchen Selbstvermarktungsvideos seien noch die Sepia-Filter. Sogar für Pams angeblich so naturbelassenen Nude-Look gebe es ja längst eine eigene Beauty-Linie. Doch allen Spielverderbern sei gesagt: Bei dieser Geschichte geht es nur nebenbei um Kosmetik-Tipps oder Gurken-Rezepte, ihr eigentlicher Nutzwert ist: Inspiration.
Weil sich hier jemand selbst neu erfunden hat, nach 14 Playboy-Covern, ständiger Fremdbestimmtheit, sechs Scheidungen und einer Laufbahn, die Anderson so beschreibt: „Meine Brüste hatten eine fabelhafte Karriere, ich bin immer nur mitgetrottet.“ Auch Letzteres aber hat sich geändert. Während es früher goldene Himbeeren für schlechte Schauspielleistungen regnete, gab es für Andersons letzten Film („The Last Showgirl“) eine Golden-Globe-Nominierung. Gut so!
Für Weltflucht und Optimismus an tristen Märztagen empfehlen wir also ein Glas köstliche Spreewälder Gurken und dazu die Netflix-Doku „Pamela, a love story“. Dort lernt man: Alles halb so wild. Wir haben es in der Hand, auch jede sprichwörtliche Saure-Gurken-Zeit zum Besten zu machen, was uns je passiert ist.