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Sportwetten: Finanzinvestor CVC verkauft Sportwettenanbieter Tipico | ABC-Z

Der Sportwettenanbieter Tipico bekommt einen neuen Eigentümer. Der Finanzinvestor CVC verkauft das Unternehmen an den französischen Medien- und Glücksspielkonzern Banijay zu einem Gesamtwert von 4,6 Milliarden Euro. Banijay will Tipico mit seiner eigenen Plattform Betclic zusammenführen und damit einen der größten europäischen Anbieter für Sportwetten und Online-Glücksspiel schaffen. Das teilten die Unternehmen in Paris mit.

Banijay soll zunächst 65 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen halten, der Anteil soll später auf 72 Prozent steigen. CVC, das 2016 bei Tipico eingestiegen war, bleibt als Minderheitsaktionär an Bord. Auch die Gründer von Tipico wollen ihre Anteile vollständig in das neue Unternehmen einbringen. Bei der Übernahme durch CVC war Tipico noch mit rund 1,4 Milliarden Euro bewertet worden.

Neben dem Wettgeschäft ist Banijay auch als Fernsehproduzent aktiv. Dazu gehört unter anderem die niederländische Produktionsfirma Endemol Shine, die weltweit durch das Show-Format Big Brother bekannt geworden war. Mit der Übernahme von Tipico halten sich die beiden Sparten künftig in etwa die Waage, bisher machte Betclic knapp ein Drittel des Umsatzes aus.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Banijay will seine Beteiligung an der deutschen bet-at-home.com abgeben, um Überschneidungen im Markt zu vermeiden. Zusammengenommen kamen Betclic und Tipico im Jahr 2024 auf rund drei Milliarden Euro Umsatz und ein bereinigtes Ergebnis (Ebitda) von 854 Millionen Euro.

Klagen gegen Tipico

Tipico wurde 2004 in Karlsruhe gegründet und gilt als Marktführer in Deutschland. Das Unternehmen erzielte 2024 rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz und übernahm im September den österreichischen Anbieter Admiral. In Deutschland betreibt Tipico neben dem Onlinegeschäft rund 1.250 Franchise-Filialen.

Die ZEIT berichtete im Juli vergangenen Jahres über Klagen gegen Tipico, in denen Kundinnen und Kunden die Rückzahlung ihrer Wetteinsätze forderten. Hintergrund waren Wetten, die vor der Erteilung der deutschen Glücksspielkonzession im Jahr 2020 abgeschlossen worden waren. Mehrere deutsche Gerichte gaben den Klägern recht. Die auf Malta ansässige Tipico-Gruppe kann sich allerdings auf ein dort beschlossenes Gesetz stützen, das die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in solchen Fällen ausschließt. 

Mehr als drei Millionen Menschen zeigen problematisches Glücksspielverhalten

Seit 2022 ist das pathologische Glücksspiel in der Kategorie der Verhaltenssüchte im ICD-11 gelistet, der weltweit anerkannten Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nach Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen aus dem Jahr 2023 (PDF) leiden in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen unter einer Störung durch Glücksspiele, weitere drei Millionen gelten als problematisch spielend. Besonders betroffen seien Männer. Knapp 30 Prozent der 16- bis 70-Jährigen gaben damals an, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal an einem Glücksspiel teilgenommen zu haben. Bei rund vier Prozent aller ambulanten Suchthilfefälle stehe das pathologische Spielen im Mittelpunkt der Behandlung.

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert hat angesichts des wachsenden Wettmarkts wiederholt vor einer gefährlichen Schieflage gewarnt. Für Glücksspielwerbung würden jährlich Hunderte Millionen Euro ausgegeben, während die staatlichen Präventionsausgaben nur einen Bruchteil davon ausmachten, sagte Blienert bereits im Frühjahr. “In Deutschland fließt 100-mal so viel Geld in die Werbung für Glücksspiel wie in die Prävention”, warnte der Bundessuchtbeauftragte damals. Und weiter: “Wir müssen, wenn es um Suchtgefahren geht, endlich vor die Welle kommen.”

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