Wohnen

Russland rüstet gen, China modernisiert | ABC-Z

Die angreifenden russischen Truppen erleiden in der Ukraine höhere Verluste als die Verteidiger, können diese aber besser ausgleichen. Viele ukrainischen Verbände operierten unterhalb ihrer Soll-Stärke, stellt das militärische Forschungsinstitut IISS in London in seinem Jahresgutachten zur militärischen Lage auf dem Globus fest. Das Internationale Institut für Strategische Studien merkt außerdem stark steigende Militärausgaben an, vor allem in Europa, und Modernisierungserfolge in der chinesischen Volksbefreiungsarmee.

Mit Blick auf die Ukraine gibt der Jahresbericht an, Russland habe „bedeutende“ Verluste an Soldaten und Material verzeichnen müssen. Das IISS schätzt, die russischen Streitkräfte hätten im abgelaufenen Jahr allein 1400 Kampfpanzer verloren. Auf beiden Seiten sei die Abnutzung der Einsatzfähigkeit hoch, für die Ukraine sei es allerdings schwieriger, ihre Truppenstärke zu halten.

Als Ausblick gibt das Gutachten an, es sei zu erwarten, dass die russischen Verluste an Soldaten weiter stiegen, falls es seine Offensive auf ukrainischem Gebiet fortsetze. Es gebe eine „relative Knappheit an gepanzerten Fahrzeugen“, ungeachtet der ambitionierten russischen Bestrebungen, die Streitkräfte weiter aufzurüsten. Während die Ukraine im Schwarzen Meer Bewegungsfreiheit erlangt und faktisch einen sicheren Schifffahrtskorridor etabliert habe, gelinge es ihr weniger gut, die russische Bedrohung aus der Luft abzuwehren, stellt das IISS fest.

Europäische Prdouktion für die Ukraine nimmt zu

Die einfach zu produzierenden Gleitbomben, die von russischer Seite außerhalb der ukrainischen Reichweite gestartet würden, stellten die wirksamste Angriffswaffe dar. Russlands bedrohlichste Angriffe seien eine Kombination aus vielerlei Typen von Drohnen, Raketen und Attrappen, mit denen versucht werde, „die ukrainische Luftverteidigung zu überwinden und ihre Munitionsvorräte zu erschöpfen“. Die Ukraine habe im vergangenen Jahr mehr westliche militärische Ausrüstung erhalten als zuvor, wenn auch nicht immer in dem Ausmaß oder der Einsatzfreiheit, die Kiew sich gewünscht habe.

Nachdem die Europäische Union ihre Zusage, eine Million Artillerie-Granaten jährlich (Kaliber 155 Millimeter) zu liefern, nicht habe einhalten können, sei jetzt die europäische Produktion für die Ukraine zuverlässig so stark ausgedehnt worden, dass bis zum Ende des Jahres 2025 eine Kapazität von zwei Millionen Stück je Jahr erreicht werden könne.

Die russischen Verteidigungsausgaben sind laut dem Forschungsinstituts im vergangenen Jahr auf mehr als 40 Prozent gestiegen, was einer Rate von 6,7 Prozent am Bruttoinlandsprodukt entspreche. Dieses Volumen sei demnach höher als der zusammengerechnete Wehretat aller europäischen Länder, berechnet in vergleichbarer Kaufkraft. Die russische Wirtschaft bleibe trotz der westlichen Sanktionen krisenfest – obwohl die Staatsausgaben gestiegen sind, sei das Haushaltsdefizit weiterhin überschaubar.

NATO-Ausgaben im Vergleich zur USA

Weltweit seien die Verteidigungsetats im vergangenen Jahr um 7,4 Prozent gestiegen, die einzige Region ohne Steigerung umfasse Afrika südlich der Sahara. Deutschland habe seine Militärausgaben um mehr als 20 Prozent erhöht (die militärische Hilfe an die Ukraine eingerechnet), was dazu führe, dass der deutsche Wehretat jetzt höher sei als der aller anderen europäischen Länder, merkt das IISS an. Dennoch bleibe ein großes Ungleichgewicht innerhalb der NATO bestehen, wenn die Ausgaben der Vereinigten Staaten mit den europäischen Ausgaben ins Verhältnis gesetzt würden.

Die Summe der Militärausgaben in der NATO betrage gegenwärtig 1,44 Billionen Dollar, der europäische Anteil daran liege bei 442 Milliarden Dollar, also bei weniger als einem Drittel. Wenn alle europäischen NATO-Partner ihre Etats auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigerten, würde sich ihr Anteil um mehr als 250 Milliarden erhöhen.

Der Militäretat Chinas beträgt nach Angaben des IISS rund 235 Milliarden Dollar; er habe sich im vergangenen Jahr um sieben Prozent erhöht. Die chinesischen Verteidigungsausgaben beliefen sich damit auf mehr als 44 Prozent der gesamten Militärausgaben Asiens. Die chinesischen Streitkräfte durchliefen überdies gegenwärtig ein umfassendes Reorganisierungs- und Modernisierungsprogramm. Es würden neue Flugzeugtypen entwickelt; ein dritter Flugzeugträger sei in der Erprobung, ein vierter Träger werde offenbar gerade gebaut.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"