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Raumsonde Athena: Neue Ära der kommerziellen Raumfahrt – Wissen | ABC-Z

Die Landung war minutiös geplant: Nach 39 Mondumrundungen ist Athena am Donnerstag gegen 18:30 Uhr deutscher Zeit am Südpol des Mondes aufgesetzt. „Wir sind auf der Oberfläche“, sagte Tim Crain von der US-Firma Intuitive Machines im Kontrollzentrum der Nasa, aus dem die Welt per Livestream zuschauen kann. Ein Sprecher der Nasa bestätigte die erfolgreiche Landung im Livestream.

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Mit dem Lander schickt Intuitive Machines ein erprobtes System auf den Mond. Erst vergangenes Jahr war dem Unternehmen mit Odysseus die erste private Mondlandung geglückt – auch wenn die Sonde nach dem kontrollierten Aufsetzen mit einem Bein im Mondgestein versank und umkippte. Athena ist ein weiteres Modell desselben Typs.

„Der Lander hat ja an sich gezeigt, dass er gut funktioniert. Ich würde mein System auch nicht ändern“, sagt Anke Pagels-Kerp, Vorständin des Bereichs Raumfahrt am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Jeder andere Lander würde auch umkippen, wenn ein Bein im Regolith versinkt.“

Athena trägt vier sogenannte Payloads an Bord – Messinstrumente, die Forschungsinstitute oder Raumfahrtagenturen auf den Mond bringen wollen: ein Eis-Bohrwerkzeug, ein Massenspektrometer, einen Laser-Reflektor und die Drohne Grace Hopper. Letztere soll hüpfend an den Rand eines durchgehend schattigen Kraters manövrieren und dort nach Eis suchen.

„Der Mond ist einfach vor der Haustür und eignet sich für Firmen, um Technologien auszuprobieren.“

Auch das DLR hat dafür ein Instrument mitgeschickt, ein Radiometer, das die obersten Zentimeter der Mondoberfläche vermessen soll. Diese Payload war allerdings kostenlos, der Mitflug eine Art Werbegeschenk: „Die Firma hat uns mitgenommen, weil die ersten Landungen nie ganz ohne Risiko sind und im schlimmsten Fall unsere Nutzlast zerstört wird“, sagt Pagels-Kerp.

Die US-Weltraumagentur Nasa hat diesen kosmischen Lieferservice eingerichtet, das Programm „Commercial Lunar Payload Services“ (CLPS). Indem sie den Transport von Messinstrumenten an private Firmen auslagert, kann die Nasa Kosten sparen. Fünf Unternehmen sind aktuell mit elf Mondlieferungen von der Nasa beauftragt.

Mit der erfolgreichen Landung folgt Intuitive Machines dem Touchdown der Sonde Blue Ghost der US-Firma Firefly am vergangenen Sonntag nach. Diese brachte für die Nasa zehn wissenschaftliche und technische Instrumente auf den Mond. Die Landung im Mare Crisium im Nordosten der Vorderseite des Mondes war perfekt.

Im Solarpanel der Raumsonde „Blue Ghost“ spiegelt sich die Erde. (Foto: Firefly Aerospace/via REUTERS)

Nach den ersten erfolgreichen kommerziellen Mondlandungen scheint das Geschäft nun Fahrt aufzunehmen. Im Mai oder Juni 2025 soll Hakuto-R-M2 landen, die Nachfolgerin der 2024 abgestürzten Sonde der japanischen Firma Ispace. Die Sonde flog mit derselben Rakete ins All wie Blue Ghost, gelangt aber auf einem anderen Orbit zum Mond und ist deshalb länger unterwegs.

Daneben will die US-Firma Astrobotic Ende 2025 mit Griffin-1 einen neuen Versuch starten, nachdem der Vorgänger Peregrine-1 den Mond verfehlt hatte. Genau wie das israelische Unternehmen SpaceIL mit Beresheet-2. Blue Origin, die Firma von Jeff Bezos, plant Blue Moon Mk-1 zu landen und Intuitive Machines hat für Ende 2025 sogar gleich die dritte Mission vor, IM-3.

„Der Mond ist einfach vor der Haustür und eignet sich für Firmen, um Technologien auszuprobieren“, sagt Pagels-Kerp. „Als Forscherin freue ich mich über jeden, der da landet. Der Mond ist eine Art Geschichtsbuch, seine Krater erzählen viel über die Entwicklung des Sonnensystems.“

Nachdem 1972 die letzte US-Mission zum Mond unterwegs war, und die Sowjetunion 1976 mit Luna 24 Mondgestein zur Erde gebracht hatte, war es Jahrzehnte ruhig auf der Mondoberfläche. Chinesische Sonden waren in den 2010er-Jahren die Einzigen, die dort aufsetzten. Und der Weg zurück auf den Mond war schwierig: Mehrere robotische Missionen der vergangenen Jahre zerschellten auf der Mondoberfläche. Weil der Mond keine Atmosphäre hat, stürzen Sonden ungebremst auf die Oberfläche und müssen ihren Fall mit Triebwerken austarieren. Die Triebwerke wirbeln dabei Mondstaub auf, was die Navigation erschwert.

Doch wieso scheitern moderne Missionen an der Mondlandung, wenn sie 1969 bereits gelang? „Nach dem Apollo-Programm ist ganz viel Wissen verloren gegangen, weil die Wissensträger an anderer Stelle eingesetzt wurden oder die Nasa verlassen haben“, sagt Anke Pagels-Kerp vom DLR. Und die robotischen Landungen von heute stünden vor anderen Herausforderungen: „Bei den Apollo-Missionen waren Menschen an Bord, die eingreifen konnten. Man darf nicht unterschätzen, wie viel schneller Menschen auf Situationsänderungen reagieren können, als eine Sensorik, die nach einem bestimmten Schema Prozesse abarbeitet.

Ein Autopilot hätte die Apollo 11 Landung vermutlich abgebrochen, während die Astronauten das Risiko bewusst eingegangen sind und erfolgreich waren.“ Dadurch konnten damals auch knappe Landungen gelingen, sagt Pagels-Kerp. „Sonden zu landen ist wie autonomes Fahren mit Zeitverzug. Da muss alles stimmen, sonst gibt es den nächsten Krater auf den Mond.“

Wenn die Missionen dieses Jahres eine Erfolgsquote von mehr als 50 Prozent haben, könnte der nächste Schritt folgen, sagt Pagels-Kerp: ein Start vom Mond für einen Rücktransport. Damit wäre man wieder so weit wie Luna 24 im Jahr 1976.

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