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Frieze-Kunstmesse in Los Angeles | ABC-Z

Der Himmel ist wieder blau, die Menschen sitzen ohne Schutzmasken im Freien vor dem Stand von Roberta’s, dem berühmten Pizzabäcker aus Brooklyn. Nebenan stehen ein paar Kleinflugzeuge. Dass die Kunstmesse Frieze, die neben ihrer Londoner Heimatveranstaltung weitere Ausgaben in New York und Seoul im Portfolio hat, auch wieder in Los Angeles stattfinden kann, gilt vielen als ein Zeichen der Hoffnung. Wie jährlich seit ihrer Gründung 2019 findet die Westküsten-Frieze wieder im Flughafen von Santa Monica statt.

Dass hier vor ein paar Wochen der Himmel schwarz war von Asche, dass viele Menschen ein paar Kilometer weiter alles verloren haben, ist auf den ersten Blick nicht zu bemerken. Doch natürlich steht die Messe im Zeichen der Erholung von der Katastrophe. Zehn Prozent des Eintrittsgeldes gehen an Betroffene und Hilfsorganisationen, manche Galerien haben ihre Partys abgesagt, andere zeigen Werke von Künstlern, die auf die Feuer reagieren oder selbst ihr Zuhause verloren haben.

So kehrt ein wenig Ruhe ein

Zu ihnen gehört Kelly Akashi, deren Skulpturen aus Glas und Metall am Stand der Lisson Gallery (London, New York, Shanghai, Peking, Los Angeles) zu sehen sind. Akashis Wohnung und ihr Atelier in Altadena fielen dem Eaton-Feuer zum Opfer. Oft spielen bei ihr Hände oder andere Körperteile eine Rolle, wie in „Wedged Life Forms“ von 2024, einer Skulptur aus zwei weißen Händen und einem marmorierten Keil, die 50.000 Dollar kostet.

Nicht weit davon entfernt bremst das schon 2001 entstandene Werk „Nomadic Folly“ von Chris Burden den Besucherstrom. Vier quadratische Zelte aus Teppichen und roten Stoffbahnen stehen inmitten der engen Gänge voller Menschen, die einander Kunstwerke zeigen, Preislisten studieren und Champagner trinken. Wer seine Schuhe auszieht, kann in die anheimelnde Höhle eintreten und für einen Moment auf den roten Orientteppichen sitzen.

Drinnen ist der Messelärm nicht verstummt, aber gedämpft, und es kehrt so etwas wie Ruhe ein. Jetzt, da die Häuser so vieler Menschen zerstört sind und sich viele Gespräche auch um die unsichere politische Lage drehen, scheint die von der Megagalerie Gagosian präsentierte In­stallation passender denn je.

Die Ankündigung, dass die Frieze in Los Angeles trotz der Verwüstungen durch die Feuer wie geplant stattfinden würde, hat viele in der Kunstwelt überrascht, obwohl der Flughafen von Schäden verschont geblieben ist. Das Festhalten an dem Termin im Februar sei aber ein gutes Zeichen und wichtig für die Stadt, meint zum Beispiel Alina Cohen von der heimischen Night Gallery.

So sieht es auch der Mitpräsident von Hauser & Wirth, Marc Payot. Am Stand der internationalen Großgalerie sagt er, die Messe zu veranstalten, sei ein Bekenntnis zu Los Angeles in schwierigen Zeiten. Gemälde von Ambera Wellmann verkauften sich bei Hauser & Wirth gleich am Messetag, noch vor der Eröffnung für das allgemeine Publikum, „Shoal Spectrum“ von 2024 etwa für 210.000 Dollar. Auf dem Ölbild der 1982 geborenen Kanadierin sitzt ein Skelett auf mehreren Leichen – Wellmanns Kompositionen lassen oft an Gewalterfahrungen denken.

Viele andere Galerien zeigen ebenfalls Arbeiten von Künstlerinnen, die den Körper in den Vordergrund rücken. Bei White Cube aus London mit weiteren Niederlassungen in New York, Paris, Hongkong und Seoul sind bonbonfarbene Körperstudien der Französin Julie Curtiss zu sehen – „Perturbation“ von 2024, auf dem sich zwei Paar Beine auf Strandtüchern kreuzen, soll 75.000 Dollar kosten. Doch es gibt nicht nur Malerei: Die Galerie von Marian Goodman (New York, Paris, Los Angeles) präsentiert Werke der kolumbianischen Bildhauerin Delcy Morelos, die für „Orga­nized Salt Water (Agua Salada Organizada)“ von 2014 Bahnen aus tiefroter Jute und Akryl aufspannte. Kostenpunkt: 100.000 bis 250.000 Dollar.

Über Zölle spricht man lieber nicht

Solche Preise bezahlen häufig auch internationale Sammler. Zögerlich reagieren viele Galeristen auf die Frage: Werden die Zölle, die die Regierung von Donald Trump androht, auch den Kunstmarkt beeinflussen, und wie sehr könnten sie langfristig auf die Kauflaune schlagen? In Santa Monica wollen manche das gar nicht offen kommentieren: „Dazu werden Sie von uns und von vielen Kollegen absolut nichts hören“, sagt etwa der Vertreter einer Galerie mit mehreren Standorten in Europa.

Marc Payot von Hauser & Wirth sieht das Problem weniger bei den Käufern als bei den Galeristen, deren Entscheidungen die durch Zölle beeinflusst werden könnten. Noch sei das meiste zwar Spekulation, sagt er, doch eines könne man jetzt schon sagen: „Wenn Zölle dazu führen würden, dass wir oder andere amerikanische Galerien nur noch oder vorwiegend US-amerikanische Künstler ins Programm nehmen würden, wäre das ein sehr negativer Effekt, weil das Wesen der Kunst und ihr Wert für uns alle auch darin liegen, dass sie offenen Dialog und internationalen Austausch befördert.“ Vorerst verbreitet man in Los Angeles aber gute Stimmung. Kaufen sollen schließlich diejenigen, bei denen das Geld auch dann locker sitzt, wenn die Zeiten unsicher werden.

Frieze Los Angeles, Flughafen Santa Monica, bis 23. Februar, Eintritt am Nachmittag 79 Euro, vormittags 99 Euro

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