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NHL-Playoffs: Draisaitl führt Edmonton ins Halbfinale um den Stanley Cup – Sport | ABC-Z

Zu null. Schon wieder. Zum zweiten Mal nacheinander – und wäre dies das Halbfinale der Fußball-WM 1970 gewesen, hätte der TV-Reporter wohl gerufen: „Skinner! Ausgerechnet Skinner!“ Es war aber das letzte Spiel der Viertelfinalserie zwischen den Edmonton Oilers und den Vegas Golden Knights im US-Eishockey, also brüllte der Reporter des Oilers-Vereinsradios: „Skinner! Ich traue meinen eigenen Worten nicht – aber: Shootout Skinner, schon wieder!“ Stuart Skinner, der Torhüter der Oilers, hatte also wieder kein Tor zugelassen, so hieß es am Mittwochabend am Ende: 1:0 nach Verlängerung für die Oilers. Der deutsche Stürmer Leon Draisaitl hatte den Treffer von Kasperi Kapanen mit dem Stochern vor dem Tor provoziert – in der Eishockeyliga NHL gibt es dafür einen Vorlagen-Punkt.

4:1 haben die Oilers die Serie gegen die favorisierten Golden Knights gewonnen, und gerade diese letzte Partie verdeutlicht: Es läuft beim Verein, für den Draisaitl seit Beginn seiner Profikarriere spielt und mit dem er endlich den Stanley Cup gewinnen will – gerade nach der Enttäuschung im vergangenen Jahr, als die Oilers in der Finalserie einen 0:3-Rückstand aufgeholt und das entscheidende siebte Spiel gegen die Florida Panthers verloren hatten. Und was für eine Geschichte: Gilt doch Skinner seit Jahren, gerade in den Playoffs, als Unsicherheitsfaktor. In der ersten Runde gegen die Los Angeles Kings ließ er in den ersten zwei Spielen elf Gegentreffer zu und wurde am Ende der zweiten Partie durch Calvin Pickard ersetzt. Erst zur dritten Partie der Serie gegen Las Vegas kam er wieder aufs Eis – weil Pickard davor vier Tore kassiert hatte.

Die vielen Gegentreffer hatten die Expertenprognosen vor dem Viertelfinale bestimmt, klar war aber eigentlich auch: Vegas würde die Serie dominieren, Edmonton nur dann eine Chance haben, wenn die Anführer Draisaitl und Connor McDavid geradezu magisch spielen und jede, wirklich jede, Partie entscheiden würden. Nichts davon stimmte am Ende: Die Oilers dominierten vier der fünf Partien deutlich; es trafen die Leute aus den hinteren Reihen – am Mittwoch Kapanen, der erst eine Partie davor überhaupt in den Kader gerückt war. Davor: Jake Walman, Connor Brown, Vasily Podkolzin. Und dann hielt Keeper Stuart Skinner auch noch zweimal nacheinander sein Tor sauber.

Natürlich war Draisaitl spielentscheidend beteiligt, aber das ist man mittlerweile von ihm gewohnt. In der ersten Partie leitete er das Comeback nach 0:2-Rückstand mit Vorlage und Treffer ein; im zweiten Spiel schoss er den 5:4-Siegtreffer in der Verlängerung – nun bereitete er das Tor in Overtime zum Weiterkommen vor. Überraschend war vielmehr, wie er Vegas-Center Jake Eichel, in dieser Serie überragend, vor allem beim 3:0 in Spiel vier ausschaltete.

„Ich weiß, dass ich Tore schießen kann“, sagte Draisaitl danach: „Ich weiß aber auch, dass ich gut verteidigen und jederzeit jemanden kaltstellen kann.“ Noch so ein Satz wie der mit den Zu-null-Playoff-Partien von Skinner, den man vor zwei Jahren eher der Fantasiewelt zugerechnet hätte. Aber man kann es nicht leugnen: Ja, Draisaitl ist mittlerweile ein kompletter Eishockeyspieler, der wertvollste der Welt.

„Ich mache, was nötig ist“, sagt der Kölner, den individuelles Lob und persönliche Statistiken nicht interessieren. Er will den Stanley Cup. Nach den zwei Pleiten zum Auftakt läuft es prächtig bei den Oilers, die seitdem acht Spiele gewonnen und nur eines verloren haben. Im Halbfinale dürfte es wie im Vorjahr zum Duell mit den Dallas Stars kommen, die 3:1 gegen die Winnipeg Jets führen.

Und dürften sich die Oilers einen Finalgegner wünschen, würden sie sicherlich eine Revanche gegen Florida haben wollen. So weit ist es freilich nicht, Florida führt in seiner Serie 3:2. Spätestens seit Mittwoch ist aber klar: Diese NHL-Playoffs halten für die Zuschauer stets Erstaunliches bereit.

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