Geopolitik

Israel: Angehörige hoffen und bangen – Diese Geiseln befinden sich noch in den Händen der Hamas | ABC-Z

Am Nachmittag sollen die ersten drei von 33 Geiseln, die seit dem 7. Oktober 2023 in der Gewalt der Hamas sind, freigelassen werden. Ziel der Vereinbarung ist, sukzessive alle Geiseln freizubekommen. Mehrere von ihnen haben Bezüge zu Deutschland.

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sollen am Sonntag in einem ersten Schritt die ersten drei von 33 Geiseln freigelassen werden. Israel geht davon aus, dass sich insgesamt noch 94 Geiseln im Gazastreifen in der Gewalt der Hamas befinden, 34 von ihnen sollen bereits tot sein. Eine „niedrige zweistellige Zahl“ der Geiseln hat einen Deutschland-Bezug, wie es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin heißt. Was über die Verschleppten bekannt ist:

48 Männer, zehn Frauen, zwei Kinder

Die islamistische Hamas und mit ihr verbündete Palästinensergruppen hatten bei ihrem brutalen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt 251 Menschen in den Gaza-Streifen verschleppt. 117 Geiseln kamen bislang frei, größtenteils Frauen, Kinder und ausländische Arbeiter. Die meisten von ihnen wurden im Rahmen der ersten Waffenruhe vom November 2023 freigelassen. Die israelische Armee hat zudem die Leichen von 40 Geiseln zurück nach Israel gebracht. Einige von ihnen starben im Gaza-Streifen oder wurden dort getötet, andere waren bereits am 7. Oktober 2023 im Süden Israels getötet und dennoch verschleppt worden.

Unter den 60 Geiseln, die nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben sein könnten, sind 53 Israelis. Dazu zählen mindestens 22 Doppelstaatler, sechs sind Thailänder und einer ist Nepalese. 48 dieser 60 Geiseln sind nach israelischen Angaben Männer, zehn sind Frauen sowie zwei Kinder – der mittlerweile zweijährige Kfir und sein Bruder Ariel Bibas.

Die beiden rothaarigen Brüder sind für viele Menschen in Israel ein Symbol für das grausame Schicksal der Geiseln geworden. Kfir war erst acht Monate alt, als er entführt wurde, am Samstag wurde er zwei Jahre alt. Sein Bruder Ariel war zum Zeitpunkt seiner Entführung in den Gaza-Streifen vier Jahre alt. Das Bild ihrer Entführung im Arm ihrer verzweifelten Mutter Shiri Bibas ging um die Welt.

Die Hamas hatte bereits im November 2023 behauptet, dass Kfir, Ariel und Shiri Bibas angeblich bei einem Luftangriff der israelischen Armee getötet worden seien. Israel hat dies jedoch nie bestätigt.

Drei Frauen auf der Hamas-Liste für Sonntag

Wie das Forum der Geisel-Familien in Israel bestätigte, handelt es sich bei den ersten drei Geiseln, die am Sonntag freigelassen werden sollen, um Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari. Die Hamas hatte die Namen der drei jungen Frauen erst mit stundenlanger Verzögerung an Israel übermittelt.

Damari, eine israelisch-britische Staatsbürgerin, wurde demnach am 7. Oktober 2023 aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza von den Islamisten in den Gaza-Streifen verschleppt. Die 28-Jährige wurde bei ihrer Entführung vor 15 Monaten an Händen und Beinen verletzt.

Auch Doron Steinbrecher, eine 31-jährige Tierarzthelferin, wurde bei dem Hamas-Überfall auf Kfar Aza verschleppt. Romi Gonen wurde dem Angehörigen-Forum zufolge bei dem Hamas-Überfall auf das Nova-Musikfestival als Geisel entführt.

Das Rote Kreuz soll die Frauen am Sonntag gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nehmen und dann der israelischen Seite übergeben.

Weitere Phasen des Abkommens

In der ersten Phase sollen binnen 42 Tagen 33 Geiseln freikommen. In einer möglichen zweiten Phase des Abkommens, deren Bedingungen während der ersten Phase verhandelt werden, sollen die übrigen Überlebenden aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden. In einem letzten Schritt sollen dann die toten Geiseln nach Israel überführt werden.

Keine Lebenszeichen

Aus dem Gaza-Streifen gibt es nur sehr selten Lebenszeichen der Geiseln. Es ist daher nicht sicher, wie viele von ihnen noch leben. Seit dem Ende der ersten Waffenruhe am 1. Dezember 2023 hat die israelische Armee sieben Geiseln lebend befreit. Immer wieder hat die Hamas einzelne Geiseln für tot erklärt. Eines der letzten Lebenszeichen waren Videos mit den Geiseln Matan Zangauker, Edan Alexander, Sacha Trupanov und Liri Albag, die von der Hamas und der radikalislamischen Organisation Islamischer Dschihad veröffentlicht wurden.

Zahlreiche Geiseln sind inzwischen tot

Mindestens 30 Geiseln, die am Leben waren, als sie verschleppt wurden, sind seit Beginn des von dem Hamas-Angriff ausgelösten Krieges im Gaza-Streifen getötet worden. Am 15. Dezember 2023 wurden drei Geiseln – Yotam Haim, Samer El-Talalqa und Alon Shamriz – versehentlich von israelischen Streitkräften erschossen. Sechs weitere Geiseln wurden nach israelischen Angaben im August 2024 von der Hamas hingerichtet. Die Leichen der zwei Frauen und vier Männer, darunter der US-Israeli Hersh Goldberg-Polin, waren von israelischen Soldaten mit „Schüssen aus nächster Nähe“ in einem Tunnel in Rafah gefunden worden.

Auch deutsche Geiseln im Gaza-Streifen

Unter den 94 Geiseln, die sich noch im Gazas-Sreifen befinden – lebend oder bereits tot – hat eine „niedrige zweistellige Zahl“ von Menschen einen Deutschland-Bezug, heißt es aus dem Auswärtigen Amt.

AFP/con

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