Kultur

Im Kunstareal knallen die Farben | ABC-Z

Womöglich haben die Tanzformationen für den Kick gesorgt. Denn was die können – einfach loslegen und den freien Raum kapern -, macht jetzt Schule. Nicht eins zu eins. Aber in den ziemlich faden Freiraum südlich der Pinakothek der Moderne kommt Bewegung. Dort wird ein „Dritter Ort“ mit dem vielsagenden Namen „Flux“ entstehen, an dem ab dem 26. Juni so ziemlich alles möglich sein soll, das mit Kreativität, Begegnung und Genuss zu tun hat.

Lass der Fantasie freien Lauf!

„Let your imagination run wild!“, das klingt auf Deutsch nicht ganz so fetzig, aber der „Fantasie freien Lauf zu lassen“ kann in Reichweite eines Museums nicht verkehrt sein. Zumal auf absehbare Zeit kein zweiter Bauabschnitt für die vier Sammlungen unter einem Dach realisierbar sein wird und eine beträchtliche Freifläche in dieser Lage nach mehr als Parkmöglichkeiten und einem Pausenbrot an der frischen Luft ruft.

Das Schöne: Der temporäre Erweiterungsbau, der ans Café und den Wintergarten anschließen wird, lässt überhaupt mehr Freiheiten zu. Das beginnt bei der Öffnung in die Umgebung und endet bei den Öffnungszeiten – am liebsten täglich von mindestens 9 bis 22 Uhr und darüber hinaus.

Die neue „Schaustelle“ wird bunt

Was den Platz zwischen Gabelsberger- und Türkenstraße betrifft, könnte man ein Déjà-vu haben. Im April 2013 wurde dort die Schaustelle von Jürgen Mayer H. Architekten eröffnet, sozusagen als Ersatzspielstätte für die Pinakothek der Moderne, die wegen Sanierungsarbeiten (Risse in der Rotunde) schließen musste.

Auch die Schaustelle war eine temporäre Angelegenheit, allerdings ein Metallkonstrukt, zu dem das aktuelle Projekt in optischer Hinsicht den wahrscheinlich größtmöglichen Gegensatz bildet. Schon der Farbe wegen – und dafür steht Morag Myerscough. Die sympathische Britin konnte sich mit ihrem Entwurf unter 18 geladenen Künstlerinnen und Gestaltern durchsetzen. Einstimmig, hört man von den Vertretern der vier Museen sowie Markus Michalke, dem gerne in die Zukunft denkenden Vorsitzenden der Stiftung Pinakothek der Moderne, die mit weiteren Sponsoren wie den Kirch Stiftungen mehr als 1,5 Millionen Euro zur Realisierung bereitstellt.

Oberstes Prinzip: Am neuen „Flux“ werkeln alle mit

Wer nun wieder ein Déjà-vu hat, erinnert sich richtig: Myerscough hat für das Kulturprogramm während der Fußball-Europameisterschaft 2024 das „Stadion der Träume“ vor dem Gasteig gestaltet. Mit Luft nach oben, muss man sagen. Die Bühnenprogramme wirkten immer, als seien Sportler und Musiker zum Auftritt im Kasperletheater verknackt worden.

Das dürfte diesmal besser funktionieren. Myerscough, die ihre immersiven Installationen weltweit umsetzt, entwickelt „Flux“ in Gemeinschaft: mit Freiwilligen, „die willkommen sind“, den Anwohnern der Maxvorstadt, dem Museumsteam.

Holzhäuser, Gärten und ein Pavillon

Für die nächsten fünf Jahre sind Häuser zwischen den Bäumen geplant, ein Küchen-Garten sowie ein Pavillon und das alles mit vielen „Balkonen“, „Terrassen“, Sitz- und Liegemöglichkeiten. Das meiste aus Holz, alles nachhaltig, vieles aus recycelten Materialien und Möbeln. Den einheitlichen Myerscough-Look bescheren Farben und Muster, natürlich in kräftigen Tönen. Sarah Morris trifft hier auf Victor Vasarely und wird im Sinne einer Kaleidoskop-Pop-Art kräftig durchgerüttelt.

Auch die nötige Infrastruktur (Toiletten etc.) ist mitgedacht: Es wird Gastronomieangebote geben, man darf aber auch die eigene Brotzeit oder die selbstgemixte Bowl mitbringen. Getränke inklusive – das ist der Unterschied zum Biergarten. Und dann kommt, worauf man Lust hat. Das reicht vom Lauschen eines Vortrags bis zum HipHop. Mal sehen, ob die Tanzwütigen von der Nordseite neugierig in den Süden wechseln.

Wer mitmachen mag, findet unter flux-munich.com die entsprechenden Termine

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