Strenesse startet ein neues Comeback | ABC-Z

Sie wurde in den Neunzigerjahren als einer der großen Namen der deutschen Mode gefeiert. Mit geradlinigen, minimalistischen Entwürfen wurde Strenesse unter Designerin Gabriele Strehle erfolgreich. Einige Jahre nannte man sie in einem Atemzug mit Jil Sander. Doch familiäre Streitigkeiten und strategische Fehlentscheidungen führten zur Überschuldung, gegen die erst die Gründerfamilie Strehle ankämpfte, später kämpften dann auch Investoren dagegen an. 2020 folgte das endgültige Aus für die einstige Vorzeigemarke.
Fünf Jahre später ist Strenesse zurück. Die Marke will an alte Erfolge anknüpfen, ohne in „alte Muster“ zu verfallen. Seit 2023 sind die Markenrechte im Besitz der Brand House Productions GmbH mit Sitz in München. Ikonische Tailoring-Teile aus den Neunzigern – den besten Zeiten von Strenesse – wollen sie nun zeitgemäß übersetzen.
Das kann ein schwarzer Blazer aus diagonal gewebter Schurwolle sein, eine dunkelblaue Zigarettenhose aus feinstem Nadelstreifen-Tuch oder eine simple Seidenbluse in Cremeweiß. Unaufgeregt, aber jedes Teil sitzt. Die Idee klingt simpel. Es geht nicht um eine Riesenkollektion, sondern um ausgewählte Klassiker, die einen ein Leben lang begleiten, die zeitlos, aber nicht langweilig sind. Obendrein sollen sie nachhaltig sein: Alle Qualitäten sind hochwertig und aus Europa. Bei der Verarbeitung liegt der Fokus ebenfalls auf „Made in Europe“.
„Wie eine zweite Haut“
„Bei Gabriele Strehle war ,hautig’ ein geflügeltes Wort, ihr Ansatz war, dass jeder ihrer Entwürfe sich wie eine zweite Haut anfühlen sollte“, erinnert sich Micaela Sabatier, die Strenesse schon seit mehr als 25 Jahren begleitet. „Diesen Anspruch an Komfort haben wir im Design übernommen.“ Früher war Sabatier Eventmanagerin und Organisatorin der Strenesse-Shows, vor der letzten Insolvenz im Jahr 2020 Geschäftsführerin. Unter den neuen Eigentümern arbeitet sie nun als Brand-Managerin. Einen herausragenden Kopf an der Spitze gibt es nicht. Die Kollektion wird von einem Team erstellt, einige kennen Strenesse noch aus der Strehle-Ära.
Die neuen Inhaber Noro Hoferer, Eric Teckemeyer und Marcus Sayn-Wittgenstein haben keine Bedenken, dass das Comeback nach zwei Insolvenzen und unter schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen nicht klappen könnte. Hoferer und Teckemeyer sind seit vielen Jahren im Modebusiness unterwegs. „Der Name Strenesse ist trotz der zwei Insolvenzen unbeschädigt“, sagt Hoferer. „Wir haben die Marke neu aufgesetzt, jetzt müssen wir sie auch jüngeren Kundinnen zugänglich machen.“ Der Plan ist, sich in der Schnittstelle zwischen hochwertigem Contemporary- und New Luxury-Segment zu positionieren. Um den Markenauftritt kümmert sich Mirko Borsche, der mit seinem Kreativ-Studio Bureau Borsche Kunden von Balenciaga bis Birkenstock betreut.
Im Unterschied zu früheren Relaunches will Hoferer keinen traditionellen Apparat mit Showroom, Vertrieb und Handelspartnern aufziehen, sondern Strenesse mit einem Dreistufenplan positionieren. Im ersten Schritt wurden jetzt vier Unisex-Düfte lanciert. Im Mai geht der Onlineshop mit einer Sub-Line an den Start, deren Name noch nicht feststeht. Sie soll jünger sein, mit dem Fokus auf sportive Unisex-Looks, um auch die Gen Z anzusprechen. Geplant sind etwa 20 Styles von Sweats und Shirts bis zu Hoodies und Jogg-Pants. Die Verkaufspreise liegen zwischen 200 und 400 Euro.
Im September ist dann der Relaunch der Hauptmarke geplant, mit Warenhäusern wie Lodenfrey in München, dem KaDeWe in Berlin und Breuninger in Stuttgart. Neben Womenswear wird es auch ein paar ausgewählte Menswear-Teile geben. Preislich geht die Hauptlinie ebenfalls aufs Ganze. Blazer starten bei 750 bis 1000 Euro, Hosen kosten zwischen 300 und 500 Euro.
In einem weiteren Schritt sind auch Kooperationen angedacht. Ende 2001 entwarf Strenesse die Lufthansa-Uniformen für das weibliche Boden- und Flugbegleiterpersonal. Von 2006 bis 2013 war Strenesse offizieller Ausstatter der Männer-Fußballnationalmannschaft. Legendär war der Glückspullover von Bundestrainer Joachim Löw, ein hellblauer Kaschmirpullover der Marke, der mit dem Erfolg der deutschen Nationalmannschaft viele Jahre assoziiert wurde. Für den Start der Hauptlinie hat man sich bei Strenesse auch etwas Besonderes einfallen lassen. Mehr will man in München aber noch nicht verraten.