Mr. Tonkey in München: Unter Rockys Augen Champagner und Milkshake schlürfen – München | ABC-Z

Auf den ersten Blick hat das „Mr. Tonkey“ in der Kazmairstraße nichts mehr mit dem Vorgängerlokal „Jolandas Vinothek“ zu tun. Deren rot-weiß-karierte Tischdecken und aufgereihte Weinflaschen sind skurrileren Blickfängern gewichen, einem lebensgroßen Papp-Aufsteller von Rocky Balboa zum Beispiel; und einer Bilderwand, die so voll behangen ist mit Gesichtern aus der Popkultur der Sechzigerjahre, dass das grelle Türkis der Wandfarbe nur noch an wenigen Stellen durchblitzt.
Doch die Weinbar war im Grunde nie weg. Sie hat sich im vergangenen Herbst bloß in ein neues Gewand geworfen, weil dem Betreiber Thomas Hertlein – auch bekannt als „der Weinheilige“ – danach war. „Ich will mich auch weiterentwickeln“, erklärt der gelernte Koch und Vintage-Wein-Experte. „Für mich ist der Laden wie ein Theaterstück.“
Seine Theaterbühne an diesem Standort bespielte Hertlein auch schon vor dem Jolandas, damals noch unter dem Namen „Weinwirtshaus zum Schönfärber“. All die Weine, die sich über die Jahre hier angesammelt haben, lagern bis heute im Keller. Um die 7000 Flaschen seien es mittlerweile, sagt Hertlein. Dieser Schatz kommt auch dem neuen Konzept Mr. Tonkey zugute: Mit dem „Freundschafts-Champagner“ (13 Euro) kann man etwa feine Tropfen von eher unbekannten Winzern zum fairen Preis kennenlernen.


Neben Wein gibt es auch Bier und ein paar ausgewählte Cocktails. Hertlein hat neuerdings den Negroni für sich entdeckt und angefangen, mit dessen Rezeptur zu experimentieren. Daraus ist eine eigene kleine Negroni-Karte gewachsen. Den „Spicy Negroni“ gibt es sogar in zweierlei Ausführung: Einmal werden Campari und Wermut um einen scharfen Chili-Likör aus grünen Schoten ergänzt (13 Euro); für die mildere Variante (15 Euro) verwendet Hertlein einen Likör aus roten Chilis und gibt Maraschino-Kirschen dazu – nicht die knallroten überzuckerten, sondern die aromatischen, dunkelroten aus Italien.
Ein schöner Kontrast zum High-End-Negroni oder zum Champagner in der Kristallschale ist die bodenständige Streetfood-Karte. Sie bietet Snacks wie Tatarbrot, Antipasti-Teller, Sandwiches und Burger wie das „Mr. Tonkey Brioche Bun“ mit gezupftem Strohschwein (15 Euro). Als süßer Abschluss zum Kaffeelikör passen die Star-Wars-Pralinen (je 3 Euro) in Form von Darth Vaders Helm oder Milchshakes à la Pulp Fiction (6,60 Euro).


Es wirkt alles nostalgisch und auch ein wenig schräg. Als hätte man der KI gesagt: Erstelle ein Diner im Stil der Sechzigerjahre für Comic-Nerds, Film-Freaks und Weinliebhaber! Das Ergebnis ist trotzdem stimmig und man fühlt sich sehr wohl zwischen den recycelten Kinosesseln und Friseurstühlen, was auch an Hertleins fürsorglichem Service liegt. Mal sehen, was er sich für den Sommer einfallen lässt. Dann zieht nämlich das Mr. Tonkey nach draußen auf eine Terrasse mit 40 Plätzen und Schanigarten.
Mr. Tonkey, Kazmairstraße 28, 80339 München, Telefon: 0152/27045764, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 17 bis 24 Uhr.