Erster Besuch von US-Präsident bei NFL-Finale | ABC-Z

Im Jahr 2020 hat die National Football League (NFL) eine Kampagne ins Leben gerufen, die die Menschen in den USA vereinen sollte. „Stop Hate“ etwa lautete einer der Slogans, der mit Farbe in die Endzone des Feldes gesprüht wurde und damit an genau dem Ort wirken konnte, worauf die meisten Kameras gerichtet sind.
Auch der Super Bowl, das Finale der NFL und mit mehr als 100 Millionen Zuschauern Amerikas TV-Event Nummer eins, war Teil dieser Kampagne. Ein ausgewählter Slogan stand dabei seit 2021 immer in mindestens einer der Endzonen: „End Racism“. Beendet Rassismus. In diesem Jahr ist das anders.
Diese Information wurde von der NFL am Dienstag und damit genau an dem Tag publik gemacht, als auch bekannt wurde, dass Donald Trump als erster regierender US-Präsident den Super Bowl in New Orleans an diesem Sonntag (Ortszeit, 0.30 Uhr MEZ bei RTL und DAZN) besuchen will.
„Choose Love“ als „passende Botschaft“
Viele amerikanische Medien witterten schnell einen Zusammenhang, die Liga widersprach. „Choose Love“ wird stattdessen in einer der beiden Endzonen stehen, wenn die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles aufeinandertreffen, weil es die „passende Botschaft“ sei nach den vielen Tragödien der vergangenen Wochen, sagte NFL-Sprecher Brian McCarthy.
Vor wenigen Tagen stürzte nordöstlich von Philadelphia ein Flugzeug ab und riss sechs Menschen in den Tod. Ende Januar kollidierten in der Nähe der US-Hauptstadt Washington ein Flugzeug und ein Helikopter, 67 Personen starben. Anfang Januar wüteten in Los Angeles verheerende Waldbrände, Zehntausende mussten aus ihren Häusern fliehen, mindestens 29 Menschen kamen ums Leben. An Neujahr fuhr ein Terrorist in New Orleans in eine Menschenmenge und tötete 14 von ihnen, Dutzende wurden verletzt.
Die Sicherheitsvorkehrungen für das NFL-Finale waren wegen dieses Terroranschlags ohnehin drastisch erhöht worden, der angekündigte Besuch Trumps wird nun zu einer zusätzlichen Belastungsprobe für Stadt und Behörden. Mehr als 2700 Sicherheitskräfte sind in New Orleans im Einsatz, nun kommen noch die Mitarbeiter des für den Schutz des US-Präsidenten verantwortlichen Secret Service hinzu.
„Der Secret Service ist seit Tagen vor Ort und arbeitet eng mit den Partnern auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene sowie mit der NFL zusammen, um einen umfassenden Sicherheitsplan zu implementieren“, sagte der Sprecher des Secret Service, Anthony Guglielmi. „In den kommenden Tagen werden weitere Einzelheiten darüber bekannt gegeben, was die Fans bei ihrer Ankunft und beim Passieren der Sicherheitskontrollen erwartet.“
Höchste Sicherheit in New Orleans
Das NFL-Finale ist auch ohne Präsidentenbesuch eine Veranstaltung der SEAR-1-Kategorie und damit der höchsten Sicherheitsstufe, die Homeland Security unter der Abkürzung für „Special Event Assessment Rating“ vergibt. Das bedeutet unter anderem, dass die Vorkehrungen zum Schutz des Super Bowls von Bundesbeamten koordiniert werden.
Bereits Anfang der Woche waren in New Orleans Gebäude und Flächen, die mit dem Spiel in Verbindung stehen, von verschiedenen Sicherheitsschleusen geschützt. Straßen im Stadtzentrum wurden teilweise weiträumig abgesperrt und vor zahlreichen Wegen Poller installiert, Uniformierte waren an vielen Kreuzungen und öffentlichen Plätzen postiert.
„In den kommenden Tagen wird die Präsenz der Sicherheitskräfte in New Orleans deutlich zunehmen“, sagte Eric DeLaune, der für den diesjährigen Super Bowl, der in Deutschland in der Nacht zu Montag zu sehen sein wird, zuständige Homeland-Security-Mitarbeiter. Zudem wurde über weite Teile der Innenstadt eine Drohnen-Flugverbotszone verhängt, wie NFL-Sicherheitschefin Cathy Lanier mitteilte.

„Wir haben das, was am 1. Januar passiert ist, immer und immer wieder analysiert“, sagte Lanier bei einer Pressekonferenz am Montag. „Wir haben auch unsere Rollen innerhalb des gemeinsamen Sicherheitsplans immer und immer wieder überprüft und haben etwa das Timing verschiedener Maßnahmen, unsere Kommunikationsstrategie, unsere Notfallmaßnahmen und unsere Notfallpläne in den letzten Wochen mehrfach neu bewertet und einem Stresstest unterzogen.“
Der Super Bowl gilt laut Homeland Security als eine der bestgeschützen Veranstaltungen des Landes, Tausende Menschen wirken an der Vorbereitung und Umsetzung der verschiedenen Sicherheitsprotokolle mit. Diese nicht kurzfristig durcheinanderzuwirbeln sei einer der Gründe, so ist aus Sicherheitskreisen zu hören, weshalb die US-Präsidenten bislang dem Super Bowl ferngeblieben waren.
Aufgezeichnetes Interview mit Trump
Darüber hinaus herrschte offenbar ein Einvernehmen unter den bisherigen Präsidenten, dass das wichtigste Sportereignis des Jahres, das Millionen Amerikaner in ihrer Leidenschaft für Football zusammenbringt und vereint, für sich selbst wirken und nicht etwa durch eine politische Agenda aufgeladen werden sollte.
Trump, der am ersten Tag seiner neuen Amtszeit unter anderem Programme in Bundesbehörden beenden ließ, die Diversität und Inklusion stärken sollten, sieht beides offenbar anders. Unmittelbar vor dem Anpfiff des Super Bowls, bei dem er im Stadion sein will, wird beim übertragenden TV-Sender Fox zudem ein vorab aufgezeichnetes Interview mit Trump gesendet werden. Solche Interviews hatten bereits andere US-Präsidenten vor dem Super Bowl gegeben, auf der Tribüne hatten bislang aber lediglich Vizepräsidenten Platz genommen, darunter Al Gore und George Bush.
NFL-Commissioner Roger Goodell sagte am Montag in New Orleans, dass er nicht glaube, dass die NFL-Kampagne mit Slogans gegen Hass oder Rassismus oder andere Richtlinien der NFL zur Förderung von Vielfalt unter den Spielern und Ligamitarbeitern dem politischen Vorstoß Trumps gegenüberstehe. „Unsere Richtlinien wurden so konzipiert, dass sie sich im Rahmen des Gesetzes und der gängigen Praxis bewegen“, sagte Goodell, der betonte, dass die Handlungen der NFL sowohl mit „der letzten als auch der aktuellen Regierung“ im Einklang stehen.
Goodell und die NFL waren in der Vergangenheit immer wieder auch teilweise öffentlich von Trump kritisiert worden, etwa als Footballspieler während der Nationalhymne knieten, um auf soziale Ungerechtigkeiten in den USA aufmerksam zu machen.
NFL expandiert nach Australien: Spiele in Melbourne ab 2026
Die NFL expandiert weiter und wird 2026 erstmals eine Partie der Regular Season im australischen Melbourne austragen. Das gab die US-Footballliga am Mittwoch bekannt. Demnach wurde eine „mehrjährige“ Vereinbarung für Spiele in der australischen Metropole geschlossen, um neue Märkte zu erschließen. Die Partie im kommenden Jahr wird im Melbourne Cricket Ground ausgetragen.
„Die Expansion nach Melbourne, einer wunderschönen Stadt mit einer reichen Sportgeschichte, unterstreicht unsere Ambitionen, ein globaler Sport zu werden und das internationale Wachstum zu beschleunigen“, sagte NFL-Commissioner Roger Goodell.
Die Liga trägt seit Jahren bereits internationale Spiele in London und Mexiko aus, seit 2022 ist die NFL auch in Deutschland zu Gast. In der kommenden Saison wird erstmals eine Partie im Berliner Olympiastadion ausgetragen, gleiches gilt für die spanische Hauptstadt Madrid. Die Liga gab bereits bekannt, dass die Los Angeles Rams als „Heimteam“ in Melbourne dabei sein werden. (sid)