Klosterkirche auf dem Reutberg wird nach Restaurierung feierlich wiedereröffnet – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Es ist vollbracht: Nach vierjähriger Renovierung feiert die Klosterkirche Mariä Verkündigung auf dem Reutberg bei Sachsenkam ihre Wiederauferstehung. Am Samstag, 14. Juni, findet dazu ein großer Festakt statt. Kardinal Reinhard Marx zelebriert den Pontifikalgottesdienst, der um 10 Uhr beginnt. Weil die sanierte Wallfahrtskirche nur wenige Sitzbänke hat, wird die Messe auf eine Leinwand in den Klosterinnenhof übertragen. Danach gibt es ein Mittagessen für alle Besucher und Führungen durch das Gotteshaus. „Alle Bauschäden sind behoben, die Kirche ist wieder in einem präsentablen Zustand“, bilanziert Projektleiter Hans-Jürgen Dennemarck, ehemaliger Diözesanbaumeister des Erzbistums München und Freising.
Knapp drei Millionen Euro verschlang die Sanierung der Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die auch eine Loreto-Kapelle beherbergt. Rund ein Drittel der Summe wurde über Bundesmittel aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm und durch Stiftungen finanziert, etwa der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Bayerischen Landesstiftung, der Meitinger-Stiftung und der Messerschmitt-Stiftung.
Ein weiteres Drittel – gut 1,1 Millionen Euro – übernahm die Erzdiözese München und Freising. „Aus freien Stücken“, sagt Markus Gottswald, neuer Spiritual auf dem Reutberg. Denn das Kloster der Franziskanerinnen – und damit die Kirche – wird als Eigentum des Ordens nicht aus Kirchensteuern bezahlt. Eine freiwillige Leistung der Erzdiözese also, für die jedoch „ein paar Jahre Klinkenputzen“ nötig gewesen seien, wie Schwester Benedicta Tschugg, Apostolische Kommissarin des Klosters, sagt. Das restliche Drittel wurde durch klostereigene Finanzmittel und private Spenden aufgebracht, etwa vom Förderverein „Freunde des Klosters Reutberg“.
Wer vor der Sanierung die Wallfahrtskirche betrat, stand auch am helllichten Tag im Dunkeln. Die alte Heizung und der Ruß der Kerzen hatten die Deckengemälde und die Wände über Jahrzehnte hinweg geschwärzt, an den Mauern liefen Schlieren herab wegen der Feuchtigkeit. Außerdem waren der Kirchturm und der Dachstuhl stark renovierungsbedürftig. Diese Mängel hatte man schon 2012 und 2013 festgestellt.
Damit lose Putz- und Mauerteile des Turms niemanden verletzten, wurden damals Sicherungsnetze über den Klosterinnenhof gespannt. 2014 stellte Architekt Hermann Thurner eine Kostenschätzung zusammen, die 2020 aktualisiert wurde – und nun punktgenau passte. Die Sanierung verzögerte sich allerdings. Nicht zuletzt deshalb, weil lange unklar war, ob und wie es mit dem Kloster überhaupt weitergehen wird. Inzwischen leben Schwester Benedicta zufolge wieder sechs Nonnen auf dem Reutberg.

Die Renovierung begann 2021 und fand in zwei Etappen statt. Zwei Jahre lang wurden der Kirchturm und der Dachstuhl hergerichtet. Dabei erhielt der Turmhelm neues Kupferblech, Kreuz und Kugel eine Ölblattvergoldung, alle Schäden am Putz wurden beseitigt, Turm und Dachstuhl innen komplett erneuert. Seit 2023 blieb die Wallfahrtskirche wegen der Innenarbeiten gesperrt.
Zunächst war die Haustechnik an der Reihe, von der Elektroinstallation über die LED-Beleuchtung bis hin zur Heizung, die nun mit Hackschnitzeln aus der klostereigenen Forstwirtschaft betrieben wird. Im Hauptraum des Gotteshauses wurde unter dem Putz eine Bauteiltemperierung verlegt, die für konstante Temperaturen von rund zehn Grad sorgt. Die Decke der Kirche wurde retuschiert und leuchtet jetzt wieder rosafarben.

:Modernes Wunder in der Klosterkirche
Der Einsatz von Lasertechnik lässt fast verschwundene Wandgemälde in der Kirche „Mariä Verkündigung“ wieder leuchten. Die Innenrenovierung verzögert sich dadurch. Neuer Spiritual auf dem Reutberg ist Pfarrer Markus Gottswinter.
Eine Besonderheit: Mit Lasertechnik legte eine Fachfirma aus Weißenhorn bei Neu-Ulm millimeterweise die fast verschwundenen Wandgemälde frei. Das verzögerte die Wiedereröffnung um ein halbes Jahr. Aber das Ergebnis, bilanziert Dennemarck, sei „um Klassen besser“. Und es blieb mehr Zeit, um auch alle Heiligenfiguren zu restaurieren. Oder einen Perlmuttrahmen, der die christliche Heilsgeschichte darstellt. „Das ist eine wirkliche Preziose“, sagt Restauratorin Johanna Keil.

Die Geschichte der Klosterkirche begann 1606 mit dem Bau einer Loretokapelle durch Gräfin Anna von Pienzenau und Graf Jacob Papafaba. Die als Chor in die Kirche integrierte Kapelle sah nach der letzten Renovierung im Jahr 1961 allerdings nicht mehr wie eine Loretokapelle aus: Die typischen, gemalten Ziegelwände verschwanden seinerzeit hinter dem Bild einer Steinmauer. Mit dem Landesamt für Denkmalpflege habe es Diskussionen gegeben, auf welche Weise die Innenwände zu restaurieren seien, erzählt Dennemarck. Am Ende habe man sich auf die „Ziegelsichtigkeit“ geeinigt. „Es ist jetzt so, wie es ursprünglich einmal war.“
Auch an den darauffolgenden Samstagen sind Führungen durch die Kirche geplant
Zum Festakt am Samstag sind alle eingeladen, die an der Sanierung beteiligt waren, ebenso alle Interessierten. Neben Festgottesdienst und gemeinsamem Mittagessen gibt es für die Kinder eine Eisbombe. Um 15 und 16 Uhr beginnen Führungen durch die renovierte Kirche, an den darauffolgenden Samstagen sind bis auf weiteres ebenfalls Führungen geplant, die um 15 Uhr beginnen. Bereits am Freitag, 13. Juni, 19 Uhr, steht ein Mariensingen in der Wallfahrtskirche auf dem Programm, als Sprecher ist Martin Wieland vom Bayerischen Rundfunk dabei.

Das Interesse an der Reutberger Klosterkirche sei groß, sagt Spiritual Gottswinter. Schon jetzt hätten sich zahlreiche Besucher angemeldet, von einer 130-köpfigen Pilgergemeinschaft aus Moosburg über Gruppen mit Lehrkräften oder vom Landratsamt bis hin zu Privatleuten, die eine Goldene Hochzeit feiern wollen. Für die Franziskanerinnen endet hingegen ein Ausnahmezustand. „Als wachsende Gemeinschaft“, sagt Schwester Benedicta, sei man froh, dass die Einschränkungen der vergangenen beiden Jahre zu Ende seien.