Kaltes Bier zum heißen Preis in Tutzing – Starnberg | ABC-Z
Die Zeit vergeht ja wie im Flug, jetzt haben wir’s doch schon wieder Februar. Da kann man die Neujahresvorsätze eigentlich schon wieder mit bestem Gewissen über Bord schmeißen. Meine Herausforderung an mich selbst: kein Alkohol. Den ganzen trüben Januar hab‘ ich also dank ambitionierter Vorsätze sogar auf mein Feierabend-Bierchen verzichtet, obwohl Gerstensaft ja streng genommen ein Grundnahrungsmittel ist. Aber damit ist jetzt Schluss: Mein „Dry January“ wird nun zum „Flascherl-Februar“.
Auch wenn ich der Starnberger Schickeria immer gerne beim Bussi-Bussi zuschaue, bin ich selbst nicht so dekadent, wie ihr vielleicht denkt. Ich trink‘ mein Bier auch mal im Stehen – leger und bodenständig. Aber wenn ich schon am Ausschank steh‘, will ich auch nicht so viel zahlen. Da kam mir dieser Flyer vom Midgardhaus in Tutzing gerade recht. Darauf wurde stolz mit einer Augustiner-Halben für nur 3,50 Euro geworben. Da zahlt man anderswo entschieden mehr: Längst kostet so ein Bierchen lässig einen Fünfer.
Angesichts dieser preislichen Verlockung bin ich also direkt mal nach Tutzing geschwommen. Vorm Midgardhaus hat mich das Plakat fast erschlagen: „Tutzing. Stehauschank. Augustiner Bier. 3,5 Euro!“ Und dazu: Gespräche am bayerischen Tresen. Das ist doch mal ’ne Ansage – simpel, aussagekräftig, kein Schnickschnack. Obendrein muss man zugeben: Das Midgardhaus ist nicht der schlechteste Ort am See, um ein kaltes Bier bei eiskaltem Wetter zu schlürfen. Bei dieser hübschen Ortschaft und dem attraktiven Bierpreis ist es mir den regelmäßigen Schwumm nach Tutzing allemal wert.
Aber jetzt mal offen und ehrlich: Bei dem Preis trinkt man nicht nur eine Halbe. Freitag bis Sonntag hat der Stehausschank offen. Alle drei Tage war ich vergangenes Wochenende dort. Einmal hat mir das Bier sogar so gut geschmeckt, dass ich in Schlangenlinien heim bin, zu allem Überfluss hab‘ ich dann auch noch Schluckauf bekommen – und bin in die falsche Richtung geschwommen. Am Ende bin ich in Seeshaupt im Landkreis Weilheim gelandet. Ihr werdet es nicht glauben: Selbst auf dem Weg dorthin wirbt das Midgardhaus mit der 3,50 Euro-Halben! Sacklzement, gibt’s denn im gesamten Oberland kein günstigeres Bier als beim Stehausschank am Midgardhaus? Da müssen die armen Weilheimer Trinker womöglich bis nach Tutzing fahren, um ein Bierle am See zum guten Preis zu zischen.
Na ja, meine Lieben, ich möchte euch jetzt aber nicht dazu überreden, dass ihr all eure Neujahrsvorsätze sausen lasst. Ich sag nur: Heut‘ ist zwar Samstag, aber diesmal bin ich nicht beim Stehausschank. Erstens hängt mir der gestrige Besuch dort noch ein bisserl nach, zweitens ist heute geschlossen wegen einer Privatfeier. Aber lasst euch von mir nicht aufhalten. Macht’s ruhig weiter mit Sporteln, gesunder Ernährung, Sparen und anderen absurden Hobbys. Während ihr im Fitnessstudio schwitzt und Haferflockenbrei esst, genieße ich mein Bierchen zum kleinen Preis eben am Sonntag. Und im März schaut’s mit den Vorsätzen dann sowieso schon wieder ganz anders aus.
