„Ich habe Angst“: Nach drei Jahren Krieg treibt junge Ukrainer eine Sorge um | ABC-Z

Im Morgengrauen des 24. Februar 2022 befahl Russlands Präsident seinen Truppen den Einmarsch in die Ukraine. Seitdem verteidigt sich die Ukraine, hält weiter stand, auch dank massiver ausländischer Hilfen. Die „Washington Post“ hat anlässlich dieses traurigen Jahrestags mit mehreren ukrainischen Vätern und ihren Söhnen darüber gesprochen, wie der Krieg sie und ihre Ansichten verändert hat.
Die Bilanz ist dennoch dramatisch: Knapp ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes einschließlich der Halbinsel Krim ist russisch besetzt. Millionen Menschen mussten ihr Land verlassen.
Ivan wechselte Abteilung, weil sein Sohn Angst hat, er könne sterben
Da ist zum Beispiel Ivan, 44 Jahre alt. Er habe seinen 14-jährigen Sohn Ihnat in den ersten Kriegstagen in einen Zug nach Polen gesetzt, wo seine Ex-Frau gewohnt habe. Er selber sei an die Front gegangen.
Als Ivan im Krieg schwer verletzt wurde, sei Ihnat zurück in die Ukraine gekehrt. Nachdem Ivan sich erholt hatte, sei Ihnat die Sorge gekommen, sein Vater könne sterben, wenn er ein weiteres Mal in den Krieg ziehe.
Ivan, eigentlich Grafikdesigner, habe sich stattdessen der Abteilung für kulturelle Kräfte des Militärs angeschlossen.
Heute hat Ihnat keine Angst, dass er in den Krieg ziehen muss
Ihnat ist inzwischen fast 18 Jahre alt. Das Kriegsrecht hält alle Männer über 18 und unter 60 Jahren im Land. Wer nicht zum Militär will, muss zusehen, dass er das Land verlässt, bis er 18 Jahre alt ist.
Ihnat aber habe nicht vor, sich zum Kampf zu melden. „Ich habe keine Angst, dass ich den Krieg ziehen muss“, sagt er. Aber eine andere Sorge treibe ihn um: „Ich habe ein bisschen Angst, in der Ukraine festzusitzen und keine Gelegenheit zu haben, andere Länder zu besuchen.“
Auch Yehor und Sohn Mykhailo hat der Krieg tiefgreifend verändert
Bei Yehor und seinen Kindern ist es ähnlich: Auch er habe diese in Sicherheit gebracht. Stunden vor dem russischen Angriff am Morgen des 24. Februar 2022 habe er seine Kinder ins Auto gepackt und sie in die Region Lviv nahe der polnischen Grenze gebracht.
Der damals 14-jährige Mykhailo erinnert sich heute noch an die Worte seines Vaters von damals: „Du hast in deiner Zukunft noch viel zu tun.“ Der Krieg habe den heute 17-Jährigen tiefgreifend verändert.
In seiner Freizeit baut Mykhailo (17) jetzt Drohnen für die Armee
Sein Vater ist inzwischen Drohnenkommandant an der südöstlichen Front von Saporischschja und selten zu Hause – aber die beiden seien sich näher als je zuvor.
Mykhailo verbringe jetzt seine gesamte Freizeit damit, Drohnen zu bauen. Seine erste Drohne habe er an die Einheit seines Vaters geschickt. „Ich hoffe, dass ich nach dem Sieg im Krieg eine Zeit in meinem Leben haben werde, in der ich Freizeit habe“, sagt er.