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Handball-Weltmeisterschaft : Turniersensation, Übermannschaft und Außenseiter – was Deutschland in der Hauptrunde erwartet | ABC-Z

Durch drei Siege aus drei Gruppenspielen ist die deutsche Mannschaft mit einer weißen Weste in die nächste Runde der Handball-Weltmeisterschaft eingezogen. Dort warten wieder drei Gegner – diesmal aber mit einem ganz eigenwilligen Profil.

Die bislang beste Leistung bei der Handball-Weltmeisterschaft bewahrten sie sich für den Abschluss der Vorrunde auf: Anders als bei den beiden mühsamen Erfolgen zum Start gegen Polen (35:28) und anschließend die Schweiz (31:29) legte die deutsche Nationalmannschaft am Sonntagabend in Herning/Dänemark im Duell mit Tschechien einen guten Auftritt hin. Durch das 29:22 (11:11), bei dem es in der ersten Halbzeit allerdings an der Effizienz bei der Verwertung der Chancen gemangelt hatte, behielt der Olympiazweite eine weiße Weste und zog mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde ein.

Dort warten ab Dienstag drei Gegner mit einem völlig unterschiedlichen Profil auf das Team um Kapitän Johannes Golla. WELT stellt die drei kommenden Kontrahenten vor. Um das Minimalziel Viertelfinale zu erreichen, muss Deutschland einen der beiden ersten Plätze in der Gruppe belegen.

Dänemark

Das Team des Mitgastgebers der WM ist DER große Favorit auf den Gewinn der Goldmedaille und am Dienstag (Uhrzeit noch offen) der erste Gegner der Nationalmannschaft in der Hauptrunde. Genau wie Deutschland ist Dänemark in der ersten Turnierphase verlustpunktfrei geblieben und musste bei den drei deutlichen Siegen über Algerien (47:22), Tunesien (32:21) und Italien (39:20) nie ans Limit gehen.

Die Mannschaft des früheren Bundesligaprofis Nikolaj Jacobsen hat es geschafft, auf ein Level zu klettern, das derzeit keine andere Mannschaft weltweit erreicht. Deutschland musste die Hegemonie des dreimaligen Weltmeisters zuletzt zweimal schmerzhaft erfahren. Im olympischen Finale war die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason beim 26:39 chancenlos. Das 26:29 vor einem Jahr bedeutete das Aus im Halbfinale der Heim-Europameisterschaft.

Angeführt wird das Ensemble von Kapitän Magnus Saugstrup. Absoluter Star des Teams ist der aktuelle Welthandballer Mathias Gidsel von den Füchsen Berlin. Dreimal in Folge ist Dänemark zuletzt Weltmeister geworden und hat dabei jeweils in den gesamten Turnierverläufen keine Niederlage kassiert.

Italien

Das Land ohne große Handball-Tradition ist bislang die Turniersensation der Titelkämpfe schlechthin. Zum zweiten Mal überhaupt erst hat es die Auswahl von Trainer Riccardo Trillini zu einer WM-Endrunde geschafft. Dem Debüt 1997 mit einem Sieg aus fünf Spielen und dem errungenen 18. Rang folgten 28 Jahre der Tristesse. Und nun das: Mit zwei Erfolgen über Tunesien (32:25) und Algerien (32:23) in der Vorrunde ist das Team plötzlich Teilnehmer der Hauptrunde und dort am Donnerstag zweiter Gegner der deutschen Mannschaft.

Das kommt selbst für einige der Protagonisten überraschend. „Der italienische Handball lag am Boden, aber in den letzten acht Jahren ist so viel passiert“, erklärte Torwart Domenico Ebner der ARD. „Wir erleben hier mit unseren Fans so ein bisschen Dolce-Vita-Feeling, und wir feiern mit den Jungs wie eine Familie. Es macht einfach nur Spaß.“

Neben Ebner, der beim SC DHfK Leipzig unter Vertrag steht, verdienen noch vier weitere italienische Spieler ihr Geld in Deutschland: Leo Prantner (Balingen), Simone Mengon (Eisenach) und Mikael Helmersson (Coburg).

Tunesien

Lange dachten Experten, Tunesien könnte unter den afrikanischen Nationen im Welthandball eine ähnlich gute Entwicklung nehmen wie Ägypten (Olympia-Vierter 2021, neunmaliger Afrika-Meister). Doch nach der Weltmeisterschaft 2005 im eigenen Land und dem seinerzeit errungenen vierten Platz ging es stetig bergab mit dem Nationalteam: Bei den beiden jüngsten WM-Endrunden erreichte die Mannschaft jeweils nur Rang 25 – fernab irgendwelcher Ansprüche.

In Herning erwies sich die Auswahl von Trainer Mohamed Ali Sghir am Samstag aber immerhin als äußerst nervenstark: Im „Endspiel“ um den Sprung in die zweite Runde gewann das Team mit 26:25 gegen Algerien – und ist nun am kommenden Samstag letzter Gegner der Deutschen in der Hauptrunde.

Das Starpotenzial des Teams ist begrenzt. Nachdem sich Spielmacher Amine Darmoul von Bundesliga-Tabellenführer MT Melsungen das Kreuzband im rechten Knie gerissen hat und bei den globalen Titelkämpfen fehlt, müssen andere wie Kapitän Abdelhak Ben Salah die Auswahl ihres Landes zu Erfolgen führen.

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