Flüchtlingshilfe in Geretsried: Zu wenig Sprachkurse, zu wenig Personal – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Carola Korntheuer und Christiane Berner sind früh gekommen ins Café Karl 13. Sie wollten sich anhören, was der bayerische Integrationsbeauftragte zu sagen hat, erzählen die beiden Frauen. Der hat sich am Dienstag zum Ortsbesuch beim Geretsrieder Helferkreis Asyl angekündigt. Seit zwei Jahren arbeiten Korntheuer und Berner in dem Helferkreis mit. Zusammen mit vier Ehrenamtlichen betreuen sie Kinder, die in Geretsried untergekommen sind. „Alphabetisierung und Nachhilfe für die Schule, darum kümmern wir uns hauptsächlich“, berichtet Korntheuer.
20 bis 30 Kinder seien es, da „wuselt“ es manchmal, sagt Berner und lacht. Dahinter steckt aber aus Sicht der Asylhelfer ein Problem: Es gibt derzeit zu wenige Menschen, die sich für Nachhilfe und Sprachunterricht einsetzen. Es bräuchte viel mehr Leute, damit die Kinder und Jugendlichen gut gefördert würden – darin sind sich die Helfer einig.
Das sieht auch Karl Straub so. Seit 2023 hat der CSU-Landtagsabgeordnete das Amt des Integrationsbeauftragten der bayerischen Staatsregierung inne. „Das Engagement für das Ehrenamt hat insgesamt nachgelassen“, fasst er seine Erfahrung zusammen. Dabei seien die Leute am Ort der Grund, dass Integration geschafft werde, betonte Straub vor gut 30 Zuhörenden. Migration sei etwas überwiegend Positives, fügt der Integrationsbeauftragte an. „Auch wenn das Thema viel diskutiert wird, Integration ist auch etwas Bereicherndes.“ Er selbst sei bei vielen Aktionen zum Fastenbrechen dabei gewesen, erzählt Straub und verweist damit auf den kürzlich zu Ende gegangenen Fastenmonat Ramadan, der im Islam begangen wird.
Dass die Arbeit mit geflüchteten Menschen aus anderen Ländern bereichernd ist, betonen auch die Geretsrieder Helfer immer wieder. Gleichwohl bringen sie im Gespräch mit Straub Probleme vor, die aus ihrer Sicht die Arbeit erschweren. Elisabeth Sowa, die Schwimmkurse für geflüchtete Kinder anbietet, sorgt sich um die Kürzung berufsbezogener Sprachkurse. Dabei seien gerade diese wichtig für die Menschen: „Sie brauchen Sprache, um sich ein Leben aufzubauen“, betont Sowa.
Das unterstreichen auch andere Teilnehmende im Café Karl 13. Sprachkenntnisse vereinfachen den Zugang zu Arbeit, und die wiederum sorge für eine Tagesstruktur, die für die Menschen wichtig sei, heißt es in einigen Redebeiträgen. Integrationsbeauftragter Straub äußert mit Blick auf die neue Bundesregierung die Hoffnung, dass aus dem Sondervermögen für Infrastruktur auch Geld in die Sprachförderung fließt – nur für diejenigen Menschen allerdings, die eine Bleibeperspektive hätten, fügt er an. Bei den anderen erwarte er auch einen Teil Eigeninitiative, um sich Sprache etwa per Mobiltelefon beizubringen.
„Ein Problem ist auch, dass Sprachlehrer fehlen“, sagt Straub. Gabriele Gomez, Schulsozialarbeiterin an der Geretsrieder Mittelschule, berichtet, dass der Lehrermangel gerade an Mittelschulen eine Herausforderung sei. Zudem seien die Mittelschulen, auf die der Großteil der nach Geretsried migrierten Kinder komme, im Vergleich zu Realschulen und Gymnasien benachteiligt. „Es gibt keine Chancengleichheit zwischen den Schulen“, findet Gomez, die Mittelschulen hätten zu wenig Geld.
Dem entgegnet der Integrationsbeauftragte, man wolle von Seiten der Staatsregierung den Zugang zu Realschulen und Gymnasien erleichtern. „Das Kultusministerium gibt sich alle Mühe“, versichert er. Potenzial sehe er zudem im Teilzeitbereich. Man könne überlegen, den Lehrern, die in Teilzeit arbeiten, doch noch etwas mehr Stunden zu geben. Doch das sei ein heißes Eisen, meint Straub.
Für Korntheuer und Berner, die beiden Mitglieder des Helferkreises, ist der Abend erfolgreich verlaufen. „Es war gut, einmal über den Tellerrand zu schauen“, resümiert Berner. Deutlich sei geworden, dass Personal an allen Orten fehlt. Dass das Engagement abnimmt, wie Integrationsbeauftragter Straub betonte, bestätigen sie aus eigener Erfahrung. Immer weniger Leute wollten sich verpflichten, regelmäßig tätig zu werden.