FC Bayern Basketball: München ringt Roter Stern Belgrad im Playin-Spiel nieder – Sport | ABC-Z

Die Basketballer des FC Bayern haben in einem nervenaufreibenden Play-in-Spiel Roter Stern Belgrad nach Verlängerung mit 97:93 niedergerungen und so die Chance auf das Erreichen des Playoff-Viertelfinales gewahrt. Dafür müssen die Münchner am Karfreitag bei Real Madrid gewinnen, das zu Hause gegen Paris unterlag. Trainer Gordon Herbert sprach hernach von einer Achterbahnfahrt, die seiner Mannschaft trotz aller Anstrengungen Aufwind bringen werde: „Wir waren am Boden, sind zurückgekommen, waren wieder down und habe in der Overtime gewonnen. Das bringt die Mannschaft noch näher zusammen.“
Große Aufregung gab es im neuerlich mit 11 200 Zuschauern ausverkauften SAP Garden schon, bevor der erste Pass überhaupt gespielt war, als aus dem serbischen Block mit etwa 500 Fans Bierbecher auf die teuren Plätze davor flogen. Die Zuschauer suchten fluchtartig das Weite. Die Polizei, die ähnliche Vorfälle mit Belgrader Anhängern bereits im Audi Dome erlebt und schnell gelöst hatte, zeigte mit mehreren Dutzend Beamten angemessen Präsenz, hielt sich aber zurück und deeskalierte das Geschehen. Das erste Play-in-Spiel in der Geschichte der Münchner Basketballer konnte also trotz dieses unschönen Intros plangemäß beginnen; die Münchner Spieler hatten von dem Vorfall ohnehin nicht viel mitbekommen, da sie ihr Aufwärmprogramm am anderen Ende des Spielfeldes absolvierten.
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Und sie hatten aus der jüngsten 77:89-Heimniederlage gegen Fenerbahçe Istanbul gelernt, als sie das erste Viertel verschlafen und fortan letztlich erfolglos einem zweistelligen Rückstand hinterhergelaufen waren. Nun versenkte Topscorer Carsen Edwards, der 17 Punkte erzielte, seinen ersten Dreier. Nick Weiler-Babb (15), der gegen die Türken blass geblieben war, traf ebenso sicher; die Gastgeber zogen schnell auf 12:5 davon. Aber Roter Stern hatte in seinem letzten Vorrundenspiel, das die Serben beim Titelaspiranten Athen nur knapp nach Overtime verloren hatten, gezeigt, wie viel Klasse in diesem Kader steckt, zu dem eine ganze Reihe an WM-Finalisten zählen. Wie Nikola Kalinic oder Filip Petrusev, die ihr Team immer näher an die Münchner heranführten und schließlich in Führung gingen.
Belgrad verfügt neben starken Schützen auch über ein sehr physisches Abwehrspiel, das es den Bayern schwer machte – zumal die Serben die starken Münchner Distanzwerfer mit viel Aufmerksamkeit bedachten. Einen aber hatten sie nicht auf der Rechnung: Münchens Top-Talent Ivan Kharchenkov. Der 18-Jährige hatte die deutsche U-18-Auswahl im Sommer zum EM-Titel geführt, war bereits zu Zeiten von Nationaltrainer Gordon Herbert in den A-Kader berufen worden – und hielt bei seinem Klubteam nun fast im Alleingang mit elf Punkten den Anschluss. Sein Dreier brachte die Bayern nach dem ersten Viertel auf 21:23 heran.
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Das löste im serbischen Fan-Block offenbar solche Emotionen aus, dass sich ein paar Belgrader gegenseitig an den Kragen gingen. Aber die Polizei beendete auch diese Szene schnell und unauffällig, indem sie ein paar Fans herauspickte und abführte. Dann lag der Fokus wieder auf dem Ballsport, die Bayern kämpften vorbildlich, Edwards und Center Devin Booker (21 Punkte) trafen aus der Distanz, aber Belgrad ließ nicht nach. Die Gäste nutzten ihre physische Überlegenheit und hatten auf jeden Lauf der Münchner eine Antwort: Zur Pause war Roter Stern auf 46:39 weggezogen.
Die Bayern hatten sich diesen kräfteraubenden Play-in-Umweg selbst eingebrockt, mit der unnötigen Niederlage in Tel Aviv und jener gegen Favorit Fenerbahçe, was sie auf den neunten Platz zurückfallen ließ. Am Wochenende mussten sie zudem in der Bundesliga ran, das Spiel gegen Belgrad war das fünfte in zehn Tagen – die Serben konnten dagegen an einem spielfreien Wochenende Kräfte sammeln.
Aber die Mannschaft des bekanntlich vom Nationalteam zum FCB gewechselten Trainers Gordon Herbert hat schon oft mit großer Moral und unbändigem Kampfgeist Spiele gedreht. Elias Harris, der von der Bank kam, Niels Giffey (11 Punkte), Edwards und Weiler-Babb mit Dreiern drehten den Rückstand tatsächlich vor dem letzten Viertel in eine 71:61-Führung.
Der Rest war Wille pur: Die Münchner Spieler kämpften um jeden Zentimeter, warfen sich nach jedem Ball – doch Belgrad hielt dagegen und war beim 80:77 wieder vorn. Diese finalen zehn Minuten waren zwar kein Basketball-Leckerbissen, aber ein extrem spannender und intensiver Schlagabtausch: Die Führung wechselte mehrmals hin und her – und die Partie ging mit 82:82 in die Verlängerung.
Dann war Vladimir Lucic mit zwei Dreiern zur Stelle. Und die Pointe dieser unglaublichen Partie lieferte der überragende Weiler-Babb, als er Sekunden vor dem Ende in höchster Not den Ball über den Kopf und mit dem Rücken zum gegnerischen Korb zu Booker warf, der diesen per Dunking zur Vorentscheidung in den Korb stopfte.
„Wir haben eine große Widerstandsfähigkeit gezeigt“, sagte der Trainer noch, auf die Frage, wie er seine Spieler auf die Partie am Freitag bei Real Madrid vorbereiten werde, wusste er noch keine schlüssige Antwort: „Die Jungs sollen irgendetwas anderes machen, am Donnerstag gibt es ein kurzes Training. Mehr kann ich noch nicht sagen.“