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EHC Red Bull München gegen Düsseldorf: Das große Bild passt nicht – Sport | ABC-Z

Kurz vor Schluss gab es nochmal Applaus, das soeben gefallene Tor wurde gefeiert. „Düsseldorf, Düsseldorf“, tönte es aus der Fankurve – allerdings nicht aus der Düsseldorfer, sondern aus der Münchner. Der Applaus und die Gesänge, sie waren höhnisch vom Münchner Eishockeypublikum gemeint.

Die ironische Herangehensweise von Teilen der eigenen Anhängerschaft am Sonntagnachmittag erzählte viel über das Spiel, das der EHC Red Bull München auf dem Eis lieferte. 1:4 verlor er gegen die Düsseldorfer EG, die als Tabellenvorletzter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) angereist war. Für die Münchner war es die vierte Niederlage in den vergangenen sechs Spielen. „Im letzten Drittel, das war gar nichts, das geht überhaupt nicht“, konstatierte EHC-Trainer Max Kaltenhauser. Und: „Wir haben eigentlich gut angefangen und dann umso stärker nachgelassen.“

Weg von einzelnen Spielen oder Dritteln, es ist das große Bild, das nicht zu den Münchner Ansprüchen passt. Von den vergangenen 26 Spielen hat der EHC gleich viele gewonnen wie verloren (je 13), das Torverhältnis dabei ist negativ. Guten oder sehr guten Leistungen wie in Ingolstadt oder vor kurzem gegen Bremerhaven zuhause folgen immer wieder schwache oder sehr schwache wie zuletzt in Schwenningen (0:6) oder jetzt gegen Düsseldorf. Kapitän Patrick Hager sprach nach der neunten Heimniederlage der Saison im 19. Heimspiel mit ruhiger Stimme und gab zu verstehen, dass diese Ausschläge nach oben und unten auch für die Mannschaft das größte Mysterium sind. „Das ist die gute Frage, das ist das, was wir täglich ansprechen.“ Und das sei das, was „Spitzenmannschaften nicht zulassen“.

Rang sieben, der am Ende der Hauptrunde den Gang in die Pre-Playoffs bedeuten würde, rückt immer näher

Das Problem, so Hagers Erklärungsversuch, bestehe vielleicht darin, „dass wir in der Emotionalität zu schnell nach oben schießen und zu schnell auch wieder nach unten schießen und alles schlecht reden.“ Daran gekoppelt sei auch das Selbstvertrauen. Die Spiele, in denen der EHC trotz gutem Start nicht in Führung geht, dann in Rückstand gerät und so die Sicherheit verliert, häuften sich in dieser Spielzeit. Hager spricht von der „Geschichte der Saison“: Wenn seine Mannschaft Partien gut beginne „und wir unseren Spielweg dann nicht verlassen, spielen wir oft sehr gute Eishockeyspiele“. Oftmals komme nach einem guten Start aber ein Bruch.

Am Sonntag glich Nico Krämmer nach schöner Vorarbeit von Kastner den 0:1-Rückstand aus (13.), doch 27 Sekunden vor Ende des Startdrittels war Nationaltorhüter Mathias Niederberger schon wieder bezwungen. Für den EHC war es das zwölfte Gegentor in den vergangenen sieben Dritteln, sie fielen gegen die zwei Letztplatzierten der DEL-Tabelle und den Tabellen-Achten Schwenningen. Das Mitteldrittel plätscherte lange vor sich hin, Münchner Druckphasen waren Mangelware, weshalb in der EHC-Kurve „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Chöre angestimmt wurden. Das Vor-sich-Hinplätschern setzte sich auch im Schlussdrittel fort, die Pfiffe von den Rängen nahmen zu – und mündeten nach dem 1:3 schließlich in höhnischen Applaus.

Kaltenhauser sagte, dass seine Mannschaft für die Schwankungen, die alle Teams der Liga hätten, „momentan bitterböse“ bestraft werde. Spontan fielen ihm wenig Spiele ein, „in denen wir schwach waren und sie gewonnen haben“. Sein Fazit: „Wir müssen scheinbar immer alles aufbringen, um zu gewinnen.“ Mittlerweile geht es für den EHC sogar schon darum, Rang sechs und damit die direkte Playoff-Qualifikation abzusichern: Platz sieben, der am Ende der Hauptrunde den Gang in die Pre-Playoffs bedeuten würde, rückt immer näher. Die Straubing Tigers, die diesen belegen, machten am Sonntag zwei Punkte auf die Münchner gut, die am Donnerstag in ihrem ersten von drei aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen beim amtierenden Meister, den Eisbären Berlin, zu Gast sind.

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