Eching: Fünf weitere Jahre „Brass Wiesn“ – Freising | ABC-Z

Nach etwa zehn Jahren „Brass Wiesn“ in Eching war die Beziehung zwischen dem populären Blasmusik-Festival und seiner Standortgemeinde in eine leichte Krise geraten. Bürger klagten zunehmend über Lärm, Müll und die Umweltbelastung, die Veranstalter sahen sich nach dem Pandemie-Knacks mit ausufernden Kosten konfrontiert. Die „Brass Wiesn“ stand infrage, unterschwellig ganz grundsätzlich, sicher aber am Standort Eching.
Jetzt aber sind das Rathaus und die „Sonnenrot GmbH“ als „Wiesn“-Veranstalter ganz augenscheinlich in den zweiten Frühling ihrer Beziehung eingeschwenkt. Für weitere fünf Jahre unterzeichneten die Verantwortlichen einen Vertrag, der die „Brass Wiesn“ an Eching bindet – und umgekehrt. Und beide Seiten zeigten sich beim Abschluss des Kontrakts beseelt.
Er sei „sehr glücklich“, schwärmte „Sonnenrot“-Chef Alexander Wolff, „wir fühlen uns in Eching einfach sehr daheim“. Und auch die Gemeinde habe „die Brass Wiesn hier halten wollen“, bekannte Bürgermeister Sebastian Thaler. Man habe sich mit dem neuen Papier auf eine „ziemlich sinnvolle Vereinbarung“ verständigt.
Die Echinger Brass-Fans bekommen mit dem Fünf-Jahres-Pakt nicht nur die Planungssicherheit, bis mindestens 2029 das Fest im Freizeitgelände erleben zu können, sondern auch festgeschriebene Preise; während der fünf Jahre wird das Anwohner-Ticket dauerhaft 89 Euro kosten; die letzte, drastische Preiserhöhung nach der Pandemie war den Echingern sauer aufgestoßen. Das Kinder-Ticket für unter 14-Jährige wurde auf 22 Euro reduziert.
Den Bedenken aus dem Ort, die schon in der Ankündigung einer Bürgerinitiative gegen manche Begleiterscheinungen der „Brass Wiesn“ gipfelten, begegnet der Vertrag mit einem Extra-Anhang zur Nachhaltigkeit. Von der Mobilität über den Müll bis zum Verwendungsverbot von Strohhalmen wird hier detailliert geregelt, wie das Festival achtsamer werden soll. Wolff versicherte, diese Maßnahmen würden der „Brass Wiesn“ nicht aufgedrückt, sondern lägen im „ureigenen Interesse“ des Veranstalters. Allerdings warb er im Zweifel auch um etwas Geduld, da er den einzig gangbaren Weg zu einer Verbesserung in einer allmählichen Überzeugung des Publikums sehe.
So sei man bereits dabei, durch Hinweise und Vorgaben den Lärm aus den Lautsprechern in den Zeltlagern und den Campingbussen zu reduzieren. Der stört die Anwohner deutlich mehr als die Musik auf den Festival-Bühnen, wo die vorgeschriebenen Lärmwerte penibel eingehalten werden. Die Minimierung des privaten Begleitprogramms aus den mobilen Boxen sei im vergangenen Jahr „noch nicht ganz so einfach“ gewesen, räumte Wolff ein. Er setzt aber weiter auf Dialog und Überzeugung: „Das wird merkbar immer mehr greifen“.
Das Müll-Aufkommen habe man durch stete Hinweise, flankiert durch strikte Entsorgungsregeln, schon reduzieren können, betonte er: „Das Publikum ist dankbar für solche Hinweise, die machen da auch mit.“ Nachhaltigkeits- wie auch Sicherheitskonzept sollen ein fortlaufender Prozess werden, so die gemeinsame Vorstellung von Rathaus und „Sonnenrot“.
Nach der düsteren „Wiesn“ 2022 mit einem Todesfall und einem schweren Verkehrsunfall wurde das Sicherheitskonzept deutlich nachjustiert; nun greife es aber, versicherten beide Vertragspartner. 2024 habe alles „reibungslos funktioniert“, attestierte der Bürgermeister. Auch das nächtliche Badeverbot im Echinger See, das als Teil der Sicherheitsoptimierung im Vorfeld sehr umstritten war, sei ohne Reibereien angenommen worden.
9500 Tickets sind bereits verkauft
Im Festivalgelände wird es heuer Mehrwegbecher geben, Strohhalme sind verboten. Überprüft wird eine biologische WC-Reinigung. Der Backstage-Bereich wurde so reduziert und verschoben, dass die davon betroffene Blühwiese zu etwa zwei Dritteln unberührt bleiben soll. Die Wiederherstellung der durch das Festival ramponierten Flurwege war zuletzt von Landwirten bei ihrem Lammessen kritisiert worden. Hier kündigte der Bürgermeister an, dass es wieder Begehungen geben werde und eventuelle Beschwerden verfolgt würden.
Festgezurrt ist im neuen Papier schließlich auch der Rahmen des Ganzen, die verträgliche Besucherzahl. Nachdem die „Brass Wiesn“ schon an die 20 000 Fans angezogen hatte und – vor der Pandemie – die 30 000 anvisiert waren, hatte man für 2024 schon die Bremse gezogen und nur mehr rund 15 000 Besucher eingelassen. Im Vertrag steht nun 16 000 Besucher als Richtgröße; deutlich mehr als Eching Einwohner hat, und damit immer noch eine beeindruckende Zahl. Für die anstehende „Wiesn“ vom 31. Juli bis zum 3. August sind bereits 9500 Tickets verkauft. Der Online-Handel läuft, auch Anwohner-Tickets gibt es schon unter brasswiesn.de.
Den ideellen Wert stärker erkennen
Die Gemeinde muss zur Erschließung des Festivals neue Wasserschächte anlegen und in Abwicklung und Begleitung des Festivals wesentliche Manpower in Rathaus und Gemeindebauhof einbringen. Weiterhin zahlt „Sonnenrot“ – jenseits der Morgengabe der verbilligten Anwohner-Tickets – aber keine Pacht; auch das war im Gemeinderat schon sauer aufgestoßen.
Thaler verteidigte diese Praxis. Man müsse doch „den ideellen Wert so eines Ereignisses stärker erkennen“. Es gebe Städte, die sogar dafür bezahlten, derart bedeutende Events ausrichten zu können. Eching werde in breiter Wahrnehmung sogar schon mit der „Brass Wiesn“ identifiziert, schilderte er. Und die weit über die Regionsgrenzen populäre Veranstaltung sei doch „ein schönes Aushängeschild für eine Gemeinde“.