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Kultur in Starnberg: Die Kunsträume werden 20 Jahre alt – Starnberg | ABC-Z

Für Elisabeth Carr ist die Sache klar: Kultur ist nicht statisch, sie ist stets neue Inspiration. Doch nicht nur die Kunst wirkt inspirierend, sondern auch der Ort, an dem sie stattfindet, kann inspirierend sein, magisch. Für Carr wäre es absolut ermüdend, sich von Vernissage zu Finissage zu hangeln. Carr „geht“  – im wahrsten Sinn des Wortes – mit der Kunst, wie sie sagt. So hat sie vor 20 Jahren auch ihre „Kunsträume am See“ entwickelt und macht in diesem Format Kunst an außergewöhnlichen Orten. Orte, von denen man manche unter normalen Umständen gar nicht so einfach besuchen könnte und die es zum Teil heute auch schon gar nicht mehr gibt. So lud sie zu Lesungen und Konzerten in private Villen, in den legendären Schlafbunker von Andechs, in die Kläranlage oder in Ateliers und Salons. Mal präsentierte sie ihren Gästen eine Modenschau auf dem Wertstoffhof und mal schickte sie ihre Besucher auf eine Zeitreise in den einstigen Gemischtwarenladen Biller in Starnberg.

So vagabundiert Carr mit ihren Kunsträumen seit 20 Jahren fröhlich durchs Fünfseenland, stets auf der Suche nach spannenden Veranstaltungsorten. An die 300 Räume hat sie auf diese Art schon mit rund 500 Künstlern besucht und bespielt. Elisabeth Carr ist eine Kulturgestalterin. Das wiederum deckt sich auch gut mit ihrem eigentlichen Beruf, denn schließlich ist sie Gestaltungstherapeutin. Ein Beruf, den sie heute noch ausübt. Für ihn hat sie vor einigen Monaten auch Räumlichkeiten in der Starnberger Maximilianstraße bezogen. Räume, die sie „ihre Schutzräume“ nennt, die sie sowohl therapeutisch als auch für kleinere Konzerte und Ausstellungen nutzt.

Ursprünglich hat Elisabeth Carr die Kunsträume am See 2005 gemeinsam mit Ariane von Hofacker gegründet. Von Anfang an war es um Vielgestaltigkeit gegangen. „Dass sich das über 20 Jahre in dieser Vielfalt ergibt, hätte ich nie gedacht“, sagt Carr auf der Pressekonferenz zum Jubiläumsjahr in ihrem neuen „Gestaltraum“ in der Maximilianstraße.

Das Motto im Jubiläumsjahr lautet: „Wandeln und Weiten“. Nach dem literarischen Konzert „Frauenstimmen“ im Februar, macht der „Club der Dichtenden, Denkenden und Träumenden“ am Freitag, 14. März, den Auftakt im Schloss Kempfenhausen. Der Autor Alois Prinz, der unter anderem durch seine Biografien über Hannah Arendt, Hermann Hesse und Ulrike Meinhof bekannt wurde, und Elisabeth Carr lesen gemeinsam aus dem Arendt-Buch „Liebe zur Welt“.

Bespielt wird der neue kleine aber feine Gestaltraum in der Maximilianstraße 13 A auch gleich im Rahmen eines musikalischen Salons, zu dem Carr die Münchner Pianistin und Bach-Interpretin Tanja Huppert am Samstag, 5. April, nach Starnberg einlädt. Dann heißt es „Une petite soirée du samedi“. Gezeigt werden Bilder von Helmut Geierstanger aus dem Zyklus Urlandschaften.

Beim Frühlingskonzert der Seasonal Concerts in Schloss Kempfenhausen sind die Jazzmusiker Max Grosch an der Violine und Matthias Bublath am Piano am Sonntag, 13. April, zu Gast. Und wer Carr kennt, der weiß, dass man bei diesem Konzert immer auf einen Special Guest hoffen kann.

Willkommen im Wartesaal am Bahnhof-See

„Salon de Plaisir“ heißt es am Samstag, 26. April, wieder in Starnberg. Dann wird am Bahnhof-See der historische „Wartesaal für allerhöchste Herrschaften“ zu Ehren von Elisabeth Carr noch einmal geöffnet. Denn Carr macht kein Geheimnis daraus, dass gerade dieser Spielort zu ihren erklärten Lieblingen gehört. „Der historische Saal ist ein herrlicher Resonanzraum und wir dürfen ihn noch einmal aus dem Dornröschenschlaf wecken“, sagte sie. Zu Gehör kommt das Künstlerduo Esther Schöpf und Norbert Groh aus Pöcking.

In der Villa Bayerlein, in der heute die VHS untergebracht ist, lesen und erzählen der Schauspieler August Zirner und seine Tochter, die Regisseurin und Autorin Ana Zirner am Freitag, 16. Mai, aus ihrem gemeinsamen Buch „Ella und Laura – von den Müttern unserer Väter“. Laut Carr und Maren Martell, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Kunsträume verantwortlich zeichnet, ist so eine „bewegende Familiengeschichte über drei Generationen“ entstanden.

Zu „Hänschens Traumreise“ lädt Elisabeth Carr im Rahmen des „Junispiel schön jung“ ein. Dann steht am Sonntag, 1. Juni, ein Familienkonzert von und mit Komponist Johannes X. Schachtner im Orlandosaal der städtischen Musikschule in Starnberg auf dem Programm.

Auf dem Eiland der Rosen

Am Samstag, 14. Juni, dürfen sich die Gäste auf eine kleine Überfahrt gefasst machen. Elisabeth Carr lockt ihr Publikum einmal mehr auf die Roseninsel im Starnberger See. Unter der Schirmherrschaft von Auguste Prinzessin von Bayern zur Lippe und Ludwig Prinz von Bayern heißt es auf dem Eiland „Ich hab’ dir einen Rosengarten versprochen“. Auf dem Programm steht ein historisch-poetischer Rundgang mit dem Schauspieler und Sprecher Peter Weiß und der Rosenexpertin Hannelore Rasch.

Auch im Jubiläumsjahr wird Elisabeth Carr ihre privaten Räume in der Villa Mussinan in Starnberg öffnen und das Publikum bereits zum dritten Mal vom 27. Juni bis 6. Juli zu einer Kunstausstellung, Vorträgen und einer Exkursion zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz einladen.  „Die Schöpfungsgeschichte – nächtlich betrachtet im Naturschutzgebiet“ wird in diesem Rahmen am Samstag, 28. Juni, von der Video- und Performance-Künstlerin Manuela Hartel multimedial in Szene gesetzt. Das Atelier Hartel in Berg erweitert sich dafür in den unmittelbar angrenzenden Naturraum. Unter freiem Himmel wird dann bei einsetzender Dunkelheit performativ vom Werden der Welt erzählt. Jost H. Hecker begleitet die Szenerie am Violoncello. Sprecherin des Abends ist Elisabeth Carr.

Das Halbjahresprogramm schließt am Sonntag, 20. Juli, mit einer „Brazilian Night“ unter freiem Himmel im Schlosspark Kempfenhausen.  Neben dem Duo Max Grosch und Matthias Bublath sind beim „Summer at the Seaside“ auch Patrick Scales und Christian Lettner mit von der Partie.

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