Die USA werden zum Schuldenrisiko für die Welt | ABC-Z

In diesem Jahr überschreiten die Staatsschulden auf der Welt die Schwelle von 100 Billionen Dollar, erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF). Bis zum Jahr 2030 werde die Last der Staatsschulden von derzeit 94 auf 100 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts steigen. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Das geht aus dem „Fiscal Monitor“-Bericht hervor, den der IWF am Mittwoch veröffentlichte. Hauptverantwortlich für den prognostizierten Anstieg sind die beiden größten Volkswirtschaften Vereinigte Staaten und China. Die USA haben Staatsschulden von rund 35 Billionen Dollar angehäuft. Das entspricht rund einem Drittel der globalen Staatsschulden.
Ausdrücklich warnt der IWF eine Handvoll Länder, darunter die USA, mit einer Sanierung des Haushalts und Sparanstrengungen noch weiter zu warten. Neben Amerika gehören zu den Sorgenkinder Brasilien, Frankreich, Italien, Südafrika und das Vereinigte Königreich. In diesen Ländern steigen nach den Projektionen des Fonds die Staatsschulden weiter. Ein Aufschieben einer glaubwürdigen Sparpolitik kann kostspielig sein, schmerzhafte Finanzmarktreaktionen provozieren und den politischen Spielraum verengen.
USA schon mit einer Schuldenquote von 121 Prozent
Ein besonderes Augenmerk richtet der Währungsfonds auf die USA, weil politische Ungewissheiten in systemisch relevanten Ländern auf andere Länder überschwappten und deren Kreditkosten beeinflussten. Amerikas Einfluss ist seit der Pandemie gewachsen. Schwankungen in Renditen von Staatsanleihen korrelieren eng mit Entwicklungen in den USA. Das Land leistet sich in diesem Jahr eine Schuldenquote von 121 Prozent vom BIP. Bis 2029 steigt die Quote nach IWF-Prognose um zehn Prozentpunkte. In Deutschland liegt die Staatsschuldenquote bei knapp 63 Prozent und soll binnen der kommenden fünf Jahre auf 58 Prozent zurückgehen. Deutschland gehört zu den am wenigsten verschuldeten Ländern unter den Industrienationen.
Der Währungsfonds fürchtet, es könnte noch schlimmer kommen, als seine globalen Zahlen zur Staatsverschuldung es nahelegen. Alternde Gesellschaften, der Klimawandel und geopolitische Konflikte erhöhen den Ausgabendruck. Die meisten Länder sind in ihren Schuldenprognosen notorisch zu optimistisch. Spezielle Schuldenrisiken etwa in Staatskonzernen werden ignoriert.
Währungsfonds: mehr Anstrengungen für weniger Schulden
Die Anstrengungen der meisten Länder, die Schulden in den Griff zu bekommen, halten die IWF-Ökonomen nicht für ehrgeizig genug. Im Schnitt versuchten die Regierungen derzeit, ihre Schuldenquote (Staatsschulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) bis zum Jahr 2029 um etwa einen Prozentpunkt zu senken. Das sei viel zu wenig. Der IWF empfiehlt einen fast viermal so großen Einschnitt, um die Schulden zu stabilisieren. Zugleich warnen die Ökonomen vor abrupten Einsparungen. Ausnahme sind einige hoch verschuldete Länder, die sofort kräftig kürzen müssten.
Für die reichen Länder befürwortet der IWF eine Reform der Sozialausgaben und Steuererhöhungen nur dort, wo die Last bisher niedrig ist. In Entwicklungs- und Schwellenländern gebe es großes Potential in besserer Steuerverwaltung und in einer Ausdehnung der Steuerbasis: Mehr Menschen und Firmen könnten Steuern zahlen. Die Zeit für staatliche Sparprogramme sei günstig, verweist der Fonds auf das Nachlassen der Inflation und die niedrigeren Zinsen als Folge der Lockerung der Geldpolitik.