Erdlöcher retteten urzeitliche Lurche vor Trockenheit und Hitzestress | ABC-Z

Das Erdzeitalter der Trias (251,9 bis 201,3 Millionen Jahre) überwiegend trocken und heiß. Geprägt nicht nur von extremem Treibhausklima, sondern auch von einem Superkontinent, der beinahe die gesamte Landmasse der Erde in sich vereinte. Während der Obertrias sorgte der Monsun in Äquatornähe außerdem zeitweilig für einen ausgeprägten Wechsel von Trocken- und Regenzeiten. Wie Klimamodelle errechnet haben, lag die durchschnittliche Temperatur damals um die 30 Grad Celsius. Das lässt auf Wasserknappheit während der trockenen Jahreszeit schließen sowie auf Temperaturen, die tagsüber 40 Grad weit überstiegen. Kein Wunder, dass tonnenschwere Dinosaurier damals in tropischen Regionen fehlten. Sie konnten schwerlich einen annehmbar temperierten Unterschlupf finden, um der ärgsten Hitze zu entgehen.
Auch für Amphibien bot die Obertrias in Äquatornähe nur selten ein günstiges Ambiente. Wie sich manche Lurche dennoch behaupten konnten, haben amerikanische Paläontologen um Calvin So von der George Washington University in Washington herausgefunden. Die aufschlussreichen Fossilien stammen aus mindestens 231 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten der Jelm-Formation in Fremont County, Wyoming. Dort fanden sich an die hundert einstige Hohlräume mit einem Durchmesser zwischen zwei und elf Zentimetern, alle mehr oder minder senkrecht gegraben. Ein Großteil barg außer hineingeschwemmten Sedimenten auch Überreste der einstigen Bewohner. Deren Schädelbreite passte jeweils perfekt zum Durchmesser der Höhle.
Wie So und Kollegen berichten, handelt es sich hierbei um eine neue Art von Amphibien aus der Unterordnung der Stereospondyli. Einige imposante Vertreter dieser Lurche lebten anscheinend in ökologischen Nischen, die später von Krokodilen besetzt wurden. Die neue, in den „Proceedings of the Royal Society B“ wissenschaftlich beschriebene Spezies ist dagegen ziemlich klein, outet sich mit ihren nadelspitzen Zähnen aber ebenfalls als Fleischfresser. Entsprechend wurde sie auch benannt, und zwar in der Sprache der Schoschonen, in der dookoo „Fleisch“ und dukah „Esser“ bedeutet. Der wissenschaftliche Name Ninumbeehan dookoodukah lässt sich mit „Fleischesser der kleinen Leute“ übersetzen.
In der Überlieferung der Schoschonen sind die „Kleinen Leute“ mythologische Wesen, die in den Bergen wohnen, ähnlich wie in anderen Kulturen einst Feen und Kobolde. Indem der Name der neuartigen Amphibienspezies auf der Zusammenarbeit mit Siebtklässlern einer Schule in der „Wind River Indian Reservation“ basiert, würdigt er das Volk der Östlichen Shoshone, ihr Land und ihre Sprache.
Glücklose Lurche – ein Glück für die Forscher
Während der Trockenzeit scheint sich Ninumbeehan dookoodukah dort, ehe das Flussbett austrocknete, eingegraben zu haben. Da seine Vorderbeine eher klein und schwach waren, hat sich dieser Lurch wohl mit seiner keilförmigen Schnauze in den Untergrund gewühlt. Tief genug gegraben, blieb seine Unterkunft so nass, dass er dort bis zur nächsten Regenzeit ausharren konnte. Nach Beginn der Regenzeit, wenn im Flussbett wieder Wasser floss, schlüpften die Tiere aus ihrer engen Behausung, um ihr Leben als Flussbewohner munter fortzuführen. Einige sind allerdings nicht wieder zum Vorschein gekommen, sondern offensichtlich in ihren Höhlen gestorben. Anhand derart glückloser Lurche konnten So und Kollegen erstmals nachweisen, dass sich manche Wirbeltiere durchaus an ein höchst unwirtliches Klima in der späten Trias angepasst hatten. Der Schädel eines mutmaßlichen Vorfahren der Blindwühlen stammt zwar ebenfalls aus Sedimenten, die einen kleinen Tierbau verfüllt hatten.
Er könnte jedoch zufällig hineingeschwemmt worden sein. Heutige Blindwühlen, die auf den ersten Blick oft an Regenwürmer erinnern, führen wie diese meist ein Leben im Untergrund. Ihre Vorfahren und andere Amphibien der späten Trias tummelten sich dagegen oberirdisch, ob im Wasser oder an Land. Vermutlich war Ninumbeehan dookoodukah damals aber nicht der einzige kleine Lurch, der sich zeitweilig eingegraben hat, um Hitze und Trockenheit zu entkommen.
Auch heutzutage ist das eine gängige Methode, mit der sich Amphibien vor Austrocknung schützen. Im südwestliche Zipfel von Australien ist beispielsweise der Schildkrötenfrosch (Myobatrachus gouldii) zu Hause. Klein genug, um in eine Espressotasse zu passen, erinnert er nicht nur mit seinem rundlichen Körper an eine Schildkröte. Statt zu hüpfen, krabbelt er auch auf allen vieren durch die Gegend, um nach nahrhaften Termiten oder Artgenossen des anderen Geschlechts zu suchen. Allerdings nur, wenn es vor Kurzem geregnet hat. Bei trockenem Wetter zeigt dieser Frosch sein besonderes Talent: Mit muskulösen Armen wie ein Bodybuilder gräbt er sich behände in den Untergrund.
Wo nur sporadisch Regen fällt, sind Schildkrötenfrösche auch allzeit paarungsbereit. Für ihre gut erbsengroßen Eier, brauchen sie weder Tümpel noch Teiche. Sie graben sich in die Tiefe – mitunter mehr als einen Meter weit – und setzen ihre Eier dort in den feuchten Sand. Ohne den Umweg über Kaulquappen entwickeln sich die Froschembryos dann direkt zu kleinen Fröschen.