Bauzinsen steigen trotz EZB-Senkung: „Nicht zögern, sondern zupacken“ | ABC-Z

Die EZB hat erneut die Leitzinsen gesenkt. Auf die Bauzinsen hat das wenig Einfluss. Experten geben Tipps für die Baufinanzierung.
Trotz der jüngsten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Bauzinsen im März auf teils deutlich über 3,5 Prozent gestiegen. Für viele Immobilieninteressierte kommt das überraschend. Denn eigentlich gilt: Sinkt der Leitzins, müssten auch Kredite günstiger werden. Doch bei Baufinanzierungen greift diese Logik nicht unmittelbar.
„Das geplante Finanzpaket der neuen Bundesregierung führt dazu, dass Deutschland künftig als noch größerer Emittent am Anleihenmarkt auftritt“, erklärt Rainer Eichwede, Kapitalmarktexperte der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Bereits die Ankündigung eines Sondervermögens ließ die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um 0,4 Prozentpunkte steigen – und mit ihr die Bauzinsen.
Übrigens: In unserem Vergleich für die beste Baufinanzierung finden Sie eine Orientierung über Angebote verschiedener Banken und Anbieter. Hilfe bietet auch der Baufinanzierungsrechner.
Warum steigen die Bauzinsen trotz Leitzinssenkung?
Bauzinsen orientieren sich vor allem an langfristigen Anleiherenditen. Die Leitzinsentscheidung der EZB war zudem bereits eingepreist. Sie hatte also keine direkte Wirkung mehr auf die Konditionen. Die aktuelle Entwicklung sorgt bei vielen Kaufinteressierten für Verunsicherung.
Auch Eichweide rät von leichtfertigen Entscheidungen ab. Denn auch wenn sich die Bauzinsen inzwischen wieder leicht nach unten bewegt haben, bleibt der Trend angespannt. „Für die weitere Zinsentwicklung sehe ich wenig Spielraum für Entspannung“, sagt der Experte.
Baufinanzierung: Wie stark wirkt sich ein Prozentpunkt mehr aus?
Für Immobilienkäufer bedeutet das: höhere monatliche Raten – oder ein kleineres Objekt. Florian Pfaffinger vom Kreditvermittler Dr. Klein warnt: „Die seit kurzem deutlich gestiegenen Bauzinsen lassen auch die Monatsraten für Immobilienfinanzierungen tendenziell teurer werden.“ Wer reagieren will, sollte seine Finanzierung flexibel aufstellen, aber nicht vorschnell handeln.
Wie deutlich der Effekt sein kann, zeigt eine Beispielrechnung: Steigt der Sollzins von 3 auf 4 Prozent, erhöht sich die monatliche Belastung bei einer Kreditsumme von 300.000 Euro um 250 Euro. Auf zehn Jahre gerechnet entstehen dadurch rund 28.000 Euro mehr an Zinskosten.
Sondertilgung und Zinsbindung: Diese Tipps helfen, Zinsen zu sparen
„Es gibt Möglichkeiten, bei der Baufinanzierung Zinsen zu sparen“, sagt Eichwede dazu. „Mehr Eigenkapital, Eigenleistungen oder auch eine Sondertilgung.“ Sonderzahlungen können die Restschuld schneller reduzieren – vorausgesetzt, die Option ist im Vertrag enthalten. Andernfalls kann ein Aufschlag fällig werden.
Auch Pfaffinger empfiehlt Sondertilgungen als wirksames Mittel: „Damit können Sie je nach Bank ein oder mehrmals im Jahr mit einer Sonderzahlung den Kredit abzahlen“, sagt er. Wer mit unregelmäßigen Einnahmen rechne, etwa durch Boni oder Prämien, könne so flexibel reagieren.
Ein weiterer Hebel ist die Zinsbindung. „Dadurch sichern sie sich die Bauzinsen über einen langen Zeitraum hinweg und schützen sich vor möglichen künftigen Zinserhöhungen“, erklärt Pfaffinger. Wer auf langfristige Sicherheit setzt, kann auch ein Volltilgerdarlehen mit 30 Jahren Laufzeit in Betracht ziehen. Dann entfällt das Risiko einer späteren Anschlussfinanzierung.
Anschlussfinanzierung oder Forward-Darlehen? Das raten Experten
Oliver Kohnen, Geschäftsführer beim Kreditvermittler Baufi24, sieht aktuell noch keinen Grund zur Panik. Das aktuelle Zinsniveau von drei bis vier Prozent sei historisch betrachtet immer noch moderat, sagt er. In den 1990er-Jahren lagen die Hypothekenzinsen teils bei über zehn Prozent.
Dennoch empfiehlt Kohnen jetzt eine ausreichende Vorbereitung: „Gerade in einem volatilen Zinsumfeld ist es wichtig, schnell handlungsfähig zu sein“, so der Experte. Wer demnächst eine Anschlussfinanzierung brauche, solle frühzeitig Angebote vergleichen und alle Unterlagen bereithalten.
Für Kreditnehmer mit längerer Restlaufzeit kann ein Forward-Darlehen sinnvoll sein, um sich die heutigen Zinsen gegen einen kleinen Aufschlag zu sichern. Pfaffinger nennt den wichtigsten Vorteil: „Dadurch sichern sie sich die Bauzinsen über einen langen Zeitraum hinweg und schützen sich vor möglichen künftigen Zinserhöhungen.“ Möglich sei auch ein Tilgungssatzwechsel, wenn die Option vertraglich vereinbart worden sei.
Immobilienpreise 2025: Kaufen oder warten? Fehler bei der Baufinanzierung
Die Preisentwicklung für Immobilien könnte sich etwas abschwächen.
© dpa | Monika Skolimowska
Die steigenden Finanzierungskosten wirken sich auch auf die Preisentwicklung am Immobilienmarkt aus – besonders bei Neubauten. Der Preisanstieg dürfte sich abschwächen, eine echte Entlastung sei aber nicht zu erwarten.
„Wer eine geeignete Immobilie für sich gefunden hat, sollte nicht zögern, sondern zugreifen“, empfiehlt Eichwede.
Auch die anderen beiden raten davon ab, zu lange zu warten – besonders wenn das Wunschobjekt gefunden ist. Pfaffinger sagt: „Wichtig ist, sich gut und ausführlich beraten zu lassen, das eigene Budget zu kennen und den Geldbeutel vor allen Dingen nicht zu überstrapazieren.“ Kohnen mahnt: „In Panik zu verfallen, wäre unangebracht.“ Wer ruhig rechne und mehrere Angebote vergleiche, sei oft besser aufgestellt als jemand, der nur auf die eigene Hausbank setze.