Alptraum vom schnellen Reichtum – Vorsicht vor dieser Falle! | ABC-Z

Berlin. Über den Messenger-Dienst WhatsApp versprechen Gauner hohe Gewinne in kurzer Zeit. Wer darauf eingeht und investiert, verliert.
Alles fängt harmlos an. Auf Instagram sieht Peter Meyer ein Video, das für ein paar Börsenspezialisten wirbt. Sie geben in einer WhatsApp-Gruppe Tipps für erfolgreiches Handeln an der Börse. Kostenlos. Meyer ist neugierig, meldet sich an. Und bekommt alsbald nicht nur verständlich erklärt, worauf man so achten muss, wenn man an der Börse Aktien kaufen und verkaufen will, sondern auch ein höchst lukratives Angebot: 500 Prozent Rendite binnen 70 Tagen.
An dieser Stelle stutzt Meyer, der nur für diesen Text so heißt. Völlig zu Recht, wie sich herausstellt. Denn hinter der WhAtsapp-Gruppe stecken Betrüger, die es auf das Geld argloser Anleger abgesehen haben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnt immer wieder vor derartigen Angeboten, so auch in diesem Fall vor Quinvex Capital. Offenbar gibt es aber auch immer wieder Menschen, die auf die Masche der Gauner hereinfallen. Wie in der WhatsApp-Gruppe von Meyer. Wobei nicht klar ist, ob die begeisterten Beiträge nicht doch zum Teil von Komplizen kommen.
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Betrüger werben in Videos mit Investor Frank Thelen
Die Betrüger gehen geschickt vor. Im Werbevideo bei Instagram taucht unter anderem Investor Frank Thelen auf, der vielen aus dem Fernsehformat „Höhle der Löwen“ bekannt ist. Es sind auch viele Geldscheine zu sehen. Das Video ist etwas flippig, soziale Medien eben. In der WhatsApp-Gruppe wird Meyer von Nicole Wagner begrüßt, angeblich Assistentin von Friedrich Kohlmann, dem „Star“ der Gruppe und Mitarbeiter von Quinvex Capital.
Er gibt im Laufe der Zeit „Lektionen für Börsen-Dummies“, wie Meyer sagt. „Ich gebe zu, ich habe viel gelernt.“ Auch erste Anlagetipps erweisen sich als erfolgreich. Meyer ist pensioniert, versucht als Hobby, im täglichen Börsenhandel sein Vermögen zu mehren – Daytrading heißt das. Kohlmann habe immer auf aktuelle Fragen verständlich reagiert, sagt Meyer, habe vor Verlusten bei Börsengeschäften gewarnt.
Kurios wird es, als die Mitglieder der Gruppe abstimmen soll, wer Chef von Quinvex Capital werden soll. Meyer erfährt, dass es offenbar noch andere WhatsApp-Gruppen mit Kohlmann gibt. Bei der Wahl liegt ein Herrmann Weisnicht vorn, der über lukrative „institutionelle Konten“ für seine Community angeblich sehr erfolgreiche Daytrading-Geschäfte abwickelt. Die bietet Kohlmann dann der WhatsApp-Gruppe mit Meyer an, verknüpft mit einem „70-Tage-Wunder-Aktionsplan“, der „Kein Risiko, hohe Rendite“ verspricht: 500 Prozent, die Gebühr für Quinvex soll 15 Prozent des Gesamtgewinns betragen. Was genau „institutionell“ bedeutet, wird nicht erklärt.
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Quinvex: Fehlende Erlaubnis der Bafin für Finanzgeschäfte
Die Zahl der Konten ist angeblich auf 50 pro Tag beschränkt, sie werden zugeteilt. Wer eins bekommt, soll eine App herunterladen und mindestens 1000 Euro einzahlen. Quinvex will dann anlegen. Laufzeit des Plans: 5. Mai bis 13. Juli 2025. Wenn täglich 50 Personen 1000 Euro überweisen, sollten in den 70 Tagen 3,5 Millionen Euro bei Kohlmann und Quinvex landen. Die Anleger hätten sehr wahrscheinlich nichts von dem Geld gesehen, geschweige denn Rendite bekommen. Und womöglich Gaunern Zugriff auf ihre Bankdaten gewährt. Meyer ist da schon skeptisch.

Über den Messenger-Dienst WhatsApp versprechen Betrüger hohe Gewinne in kurzer Zeit.
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Denn die Webseite von Quinvex sieht aus wie im Hobbykeller zusammengebastelt, jedenfalls nicht wie die Seite eines Investmenthauses mit angeblich 275 Millionen Euro verwaltetem Vermögen. Weder Kohlmann noch Weisnicht noch Wagner und die anderen Namen auf der Webseite lassen sich bei einer Google-Suche finden. Im echten Leben heißen sie sehr wahrscheinlich anders. Und bei der Börsenaufsicht SEC, von der eine üppige Urkunde im Impressum abgebildet ist, findet sich das Unternehmen auch nicht. Meyer wendet sich an die Finanzaufsicht Bafin.
Die kennt das Unternehmen, das sie doch angeblich kontrollieren soll, nicht. Das hat sich inzwischen geändert. Die Aufseher ermitteln jetzt. Kohlmann und seinen Mitstreitern fehlt Entscheidendes: Eine Erlaubnis der Bafin für Finanzgeschäfte. Auf der Internetseite der Behörde gibt es eine Liste aller Firmen, denen das gestattet ist – Quinvex kommt nicht vor.
Tipps der Finanzaufsicht Bafin: So erkennt man Betrüger
Die Aufseher warnen auf der Bafin-Seite vor zahlreichen verschiedenen Firmen und Maschen und erklären auch, wie man Gauner erkennt. Quinvex Capital bedient sehr viel davon: „Betrügerinnen und Betrüger werben gerne ohne deren Einverständnis mit Prominenten, die angeblich Geldanlage-Systeme empfehlen“, heißt es etwa. Name und Bilder von Thelen etwa werden häufig missbraucht, worauf der Investor schon mehrfach hinwies.
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Weitere Punkte: Aussagekräftigen Informationen sind nicht zu finden, trotz Nachfragen sind Geschäftsmodell und Produkt unverständlich, Zeitdruck wird aufgebaut. Und: „Sie werden mit hohen Renditen und fast keinem Risiko gelockt.“ Die Bafin weist daraufhin, das hohe Renditen möglich sind, dann aber auch das Verlustrisiko sehr hoch ist. Seriöse Renditen dürften aber nur in Ausnahmefällen im Schnitt dauerhaft sieben Prozent Gewinn pro Tag bringen.
Meyer hat im Gruppenchat nachgefragt, auf welcher vertraglichen Grundlage so ein „institutionelles Konto“ eröffnet würde und was seine Garantien wären. Es gab keine Antwort. Inzwischen kann er die anderen in der Gruppe nicht mehr warnen. „Bevor ich meine Erkenntnisse von der Bafin in den Chat stellen konnte, bin ich aus der Gruppe entfernt worden“, sagt er. Auch das ein Zeichen, dass das Geschäft unseriös sein könnte. Seriöse Anbieter erklären in der Regel solange, bis der Kunde verstanden hat, wie etwas funktioniert.