AfD und Weidel in Neu-Isenburg: Polizei erwartet Tausende Gegendemonstranten | ABC-Z

Alfred Sikora macht sich große Sorgen. In der Nacht zum Freitag haben unbekannte Täter die Scheiben seiner Gastätte in Neu-Isenburg eingeschlagen, Gartenzelte aufgeschlitzt und die Außenwände mit dem Schriftzug „AfD-Stammtisch“ beschmiert. Dabei versteht Sikora sein Lokal „Freddy’s Engwaadstubb“ als ein Ort für alle Menschen.
Mitglieder der AfD träfen sich hier einmal im Monat, doch auch alle anderen Parteien hätten bei ihm regelmäßig ihren Stammtisch und feierten Sommerfeste, sagt Sikora. Ihm sei gleichgültig, wer sein Lokal besuche. Seine Gaststätte öffnete er am Freitag trotzdem. Und das werde er auch am Samstag tun, an dem die AfD in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle etwa 1000 Anhänger sowie ihre beiden Parteivorsitzenden, Kanzlerkandidatin Alice Weidel und Tino Chrupalla, zu einer Wahlkampfveranstaltung in der Hugenottenhalle erwartet. Doch aus Angst hätten einige Gäste schon ihre Reservierungen zurückgezogen. „Es ist traurig, was hier abgeht. Wir sind doch ein freies Land und leben in einer Demokratie“, sagt der Wirt am Freitag.
Zusammenhang mit AfD-Auftritt vermutet
Sikora glaubt, dass die Attacke auf sein Lokal mit dem Vorfall an der Hugenottenhalle zusammenhängt. Dort haben vier Menschen in der Nacht zum Freitag die Glastür eingeschlagen, wie die Polizei mitteilte, sie wollten wohl einbrechen. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bemerkte die vier, als er sie ansprach, rannten sie davon. In der Nähe der Halle entdeckten Polizisten später einen Zimmermannshammer.
Die Polizei geht davon aus, dass die Beschädigung der Halle mit der AfD-Veranstaltung in Zusammenhang steht und daher politisch motiviert sein könnte. Ob dies auch für die Vorfälle in „Freddy’s Engwaadstubb“ gilt, müsse noch geprüft werden. Laut Polizei waren dies bis zum Freitagabend die einzigen Vorfälle dieser Art in der Stadt. „Die Ermittlungen müssen erst einmal anlaufen. Wir setzen jetzt auf Zeugenhinweise und werten die Spuren aus“, sagte ein Sprecher. Dabei sollen auch Videoüberwachungen aus der Umgebung helfen.
Ähnlich klingt ein Bericht der Polizei Bad Homburg, auch dort hat es einen Zwischenfall während einer AfD-Veranstaltung gegeben. Wie die Polizei mitteilte, wurde am Donnerstagabend während eines Treffen des Ortsverbands der Partei in einem Hotel im Ortsteil Kirdorf eine Rauchbombe auf der Herrentoilette gezündet. Dadurch sei ein Schwelbrand entstanden. Verletzt wurde niemand, die genauen Umstände werden ermittelt.
Tausende Menschen in Neu-Isenburg erwartet
Wie viele Demonstranten am Samstag anlässlich des AfD-Auftritts in Neu-Isenburg zu erwarten sind, konnte der Sprecher nicht sagen. Fünf verschiedene Demonstrationen sind in der Kleinstadt angemeldet. „Wir rechnen mit mehreren Tausend Teilnehmern. Durch die Abstimmung im Bundestag kommen gerade viele Emotionen bei den Menschen hoch, was zu einer weiteren Mobilisierung bis morgen führen könnte.“ Die Polizei gehe jedoch davon aus, dass es weitgehend ruhig bleibe.
Trotzdem zieht die Polizei Einsatzkräfte aus Hessen und Rheinland-Pfalz in der Stadt zusammen, zur Anzahl machte der Sprecher keine Angaben. „Wir haben uns seit mehreren Wochen intensiv auf diesen Einsatz vorbereitet.“
Die Stadt Neu-Isenburg hat derweil ihre Bürger informiert, dass es am Samstag rund um die Hugenottenhalle „zu erheblichen, teilweise ganztägigen Verkehrseinschränkungen“ kommen werde. Einige Straße sollen demnach gesperrt und Buslinien umgeleitet werden.