Wirtschaft

Ihr kriegt mich nicht: Josip Heit und sein dubioses Netzwerk | ABC-Z

Auf Instagram vermittelt er das Bild eines erfolgreichen Geschäftsmanns. Er zeigt sich im Anzug, mit teuren Uhren, auf Yachten, in schicken Hotels. Immer mit Gewinnerlächeln. Neben ihm tauchen auf den Fotos muskulöse Männer auf, die aussehen, als hätte man sie ungern zum Feind. Mehrere von ihnen werden der organisierten Kriminalität zugerechnet. Heits Kreis überschneidet sich mit dem des Influencers Andrew Tate, der Männlichkeit, Härte und Frauenverachtung predigt und gegen den in Rumänien wegen des Verdachts des Menschenhandels, der Bildung einer kriminellen Organisation und der Vergewaltigung ermittelt wird. Auch Tate selbst, der die Vorwürfe bestreitet, ist mit Heit auf Fotos zu sehen.

Heit, das ist schwer zu übersehen, ist ein Netzwerker. Jemand, der schon mit ihm gearbeitet hat, beschreibt ihn als charmant und gewinnend, er könne aber auch plötzlich umschalten und dann ein ganz anderes Gesicht zeigen.

„Es sind Schüsse gefallen“

2018 stößt Heit zum Stuttgarter Goldhandelsunternehmen Karatbars. Dessen Vertrieb funktioniert nach dem Multi-Level-Marketing-Prinzip, das heißt, jeder, der möchte, kann zum selbständigen Verkäufer werden, das Marketing-Netzwerk vergrößern und Provisionen kassieren. In den Videos von Karatbars tritt Heit als „Chairman of the Board“ auf. Diese Bezeichnung zu verwenden sei Heits Anwalt zufolge allerdings nur eine „Marketing-Höflichkeit“ gewesen, entstanden auf Betreiben des Geschäftsführers von Karatbars. Später habe Heit sich erfolgreich vor Gericht gegen die Bezeichnung im Zusammenhang mit Karatbars gewehrt. Heit sei lediglich ein Investor gewesen.

Karatbars bietet auch eine Kryptowährung an, deren Besonderheit es ist, dass ihr Wert mit echtem Gold abgesichert sein soll. Ab einem sogenannten „Gold Indepence Day“, dem 4. Juli 2019, sollen die Käufer ihre Kryptomünzen in echtes Gold umtauschen können. Aber als der Termin näher rückt, kommt es zu einem Zwischenfall.

Am 15. Juni 2019 trinkt Marvin S., ein von Karatbars beauftragter Marketingexperte, in seiner Mainzer Wohnung ein Glas Whiskey. Er will sich an diesem Abend von seinem Bodyguard in einen Club fahren lassen, so wird er es später Ermittlern erzählen. Um kurz nach 23 Uhr bekommt er einen Anruf. Er solle sofort die Polizei rufen, habe der Bodyguard gesagt. „Es sind Schüsse gefallen.“ Aufs Auto.

In seiner Vernehmung sagt Marvin S., er habe schon länger Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Karatbars gehabt und aussteigen wollen. Daraufhin hätten die Karatbars-Verantwortlichen einen Mann fürs Grobe losgeschickt, einen unter anderem wegen räuberischer Erpressung polizeibekannten Kroaten, um ihn zu bedrohen, mit Mord, wie S. es aufgefasst haben will. Er habe Angst gehabt, vor allem vor Josip Heit. Die Leute hinter Karatbars seien für ihn „unberechenbar“ gewesen.

Heits Anwalt verweist darauf, dass Marvin S. vorgeworfen worden sei, selbst Millionenbeträge von Karatbars veruntreut zu haben. Eine entsprechende Anzeige erstattet hat damals der Kroate, der S. bedroht haben soll, der Mann fürs Grobe. Die Ermittlungen gegen S. werden später eingestellt. Es sei nicht ausgeschlossen, schreiben die Beamten in einem Bericht, dass versucht werde, „einen Sündenbock für die geprellten Anleger“ zu präsentieren. Dass die Kryptowährung tatsächlich mit Gold in ausreichender Menge gedeckt sei, wirke nach Aktenlage „höchst zweifelhaft“. Auch die Ermittlungen wegen der nächtlichen Schüsse werden eingestellt, wer sie abgab, bleibt offen.

Wenige Tage nach dem versprochenen „Gold Independence Day“, am 8. Juli 2019, setzt sich „Chairman“ Josip Heit vor eine Kamera, um „Breaking News“ zu verkünden. Er trägt einen Nadelstreifenanzug. Vor ihm steht ein Mikrofon, in das kein Kabel gesteckt ist, offenbar soll die Szenerie aussehen wie eine Pressekonferenz. Ein einsamer Fotoblitz leuchtet aus dem Hintergrund immer wieder auf. Es habe Probleme mit Betrügern gegeben, sagt Heit in gebrochenem Englisch und mit ernster Miene. Der Umtausch der Kryptowerte in Gold müsse verschoben werden.

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