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Landwirtschaft in Bayern: Warum geht der Hopfenanbau zurück? – Freising | ABC-Z

Fragt man Karl Pichlmeyer, wie er die aktuelle Stimmung unter den Hopfenbauern beschreiben würde, antwortet er so: „Nicht euphorisch, um es vorsichtig auszudrücken.“  Pichlmeyer weiß, wovon er redet: Er ist selbst Landwirt in Rudelzhausen in der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Und er ist Vorsitzender des Hopfenverbandes.

Pichlmeyers Betrieb umfasst 65 Hektar Hopfenanbaufläche und ist gemessen an den Branchenverhältnissen somit überdurchschnittlich groß. Wenn er über die Pflanze spricht, sagt er „mein Hopfen“ – und so nennen ihn viele in der Hallertau, wo diese Kultur seit dem achten Jahrhundert belegt ist und die Landschaft mehr als alles andere prägt. Die Region erstreckt sich über Teile der Landkreise Pfaffenhofen, Freising, Kelheim, Landshut, Eichstätt und Neuburg-Schrobenhausen. 85 Prozent des deutschen Hopfens werden hier produziert.

Seit ein paar Jahren steckt das „grüne Gold“, wie der Hopfen auch genannt wird, in Schwierigkeiten. „Der Bedarf an Hopfen geht zurück“, sagt Erich Lehmair, Geschäftsführer des Hopfenverbandes. Grund dafür seien der weltweit stagnierende Bierausstoß und der Kostendruck der Brauereien, die, um Geld zu sparen, die Rezepturen ändern.

Die Folge daraus ist, dass es aktuell ein Überangebot an Hopfen gibt. „Wir sind über das Ziel hinausgeschossen“, sagt Lehmair.  Denn in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren hat der Biermarkt das Signal gegeben, dass immer mehr Hopfen gebraucht wird. Nun ist die Spitze vorerst erreicht, der Bierkonsum ist in Deutschland und weltweit tendenziell rückläufig. „Wir müssen die Produktion wieder nach unten korrigieren“, sagt er.

„Es wird wohl noch ein, zwei Jahre so weitergehen.“

Dem Hopfenverband zufolge haben im Jahr 2025 deutschlandweit 44 Betriebe den Hopfenanbau eingestellt, davon 37 aus der Hallertau. Die Gesamtzahl der Betriebe ist von 1009 auf 965 gesunken und somit „auf einem historischen Tiefststand angekommen“, ist in einer Pressemitteilung zu lesen. Auch die Hopfenflächen haben sich reduziert. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Deutschland einen leichten Rückgang gegeben, nun sind die Flächen um 6,5 Prozent weiter geschrumpft.

Viele Hopfenbauern in der Hallertau fragen sich deshalb, wie lange diese schwierige Phase andauern wird. Lehmair nennt es die „Eine-Million-Dollar-Frage“. Seine Prognose: „Wir hatten in den letzten zwei, drei Jahren schlechte Preise. Und es wird wohl noch ein, zwei Jahre so weitergehen.“ Dann besteht die Hoffnung, dass sich der Markt durch die Rodungen, die vor allem in den USA, dem zweitgrößten Erzeugerland von Hopfen, in erheblichem Umfang stattgefunden haben, von selbst reguliert.

Eines will Lehmair aber präzisieren: „Hopfen ist nicht gleich Hopfen.“ Er erklärt, dass es mehr als 30 Sorten gibt, die in Deutschland angebaut werden, und dass jede davon ihren eigenen Markt hat. Von den schlechten Preisen sind nur bestimmte Arten betroffen, darunter die in der Region am meisten verbreitete Aromasorte, die „Hallertauer Tradition“. Ihre Fläche ist innerhalb eines Jahres um 20 Prozent zurückgegangen. Da Typen wie die „Hallertauer Tradition“ in der Regel etwas teurer als Bittersorten sind, tendieren die Brauereien dazu, deren Anteil in den Rezepturen etwas zu reduzieren.

Allzu große Sorgen wegen der aktuellen Überproduktion macht sich der Rudelzhausener Pichlmeyer nicht. Er sagt, er habe nicht vor, seine Anbaufläche zu reduzieren, und sei zuversichtlich, dass sich der überversorgte Markt wieder regulieren werde. Pichlmeyer erklärt, dass von den fünf Betrieben aus dem Landkreis Freising, die dieses Jahr den Hopfenanbau eingestellt haben, die Entscheidung in drei Fällen aufgrund eines Generationenwechsels gefallen ist. Bei den beiden übrigen handelte es sich um Nebenerwerbsbetriebe, was bedeutet, dass die Landwirte bereits andere Standbeine haben.

Hohe Temperaturen und längere Trockenperioden führen zu schlechten Ernten

Für Pichlmeyer sind die größten Herausforderungen der Zukunft andere: Als erstes nennt er den Pflanzenschutz, der seiner Meinung nach in Deutschland zu eingeschränkt ist. „Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln wird restriktiver. Deshalb ist es dringend notwendig, alternative ökologische Strategien des Pflanzenschutzes zu entwickeln“, heißt es auch im Jahresbericht 2024 der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Gesellschaft für Hopfenforschung.

Und da ist da noch ein anderes Thema, das über dem Anbau des Humulus, wie die Bierpflanze auf Lateinisch heißt, sowie allen anderen Pflanzen schwebt: der Klimawandel. Zu hohe Temperaturen und längere Trockenperioden führen zu schlechten Ernten und verändern die Qualität des Hopfens, was die Wirtschaftlichkeit der Betriebe gefährdet. In den nächsten Jahren soll in der Hallertau eine Bewässerungsinfrastruktur errichtet werden, die von Klimaschützern allerdings kritisch gesehen wird.

Zudem forscht das Hopfenzentrum Hüll an neuen, stabileren und klimaresistenteren Unterarten, die jedoch erst von den Brauereien angenommen werden müssen. Diese Maßnahmen können zwar einiges bewirken, doch der Klimawandel „wird auch für den Hopfenanbau das größte Zukunftsproblem sein“, liest man im Jahresbericht weiter. Karl Pichlmeyer sagt, dass er beim Hopfen bleibt. Er betont, dass Weizen bis nach Sibirien wächst, Hopfen hingegen seit jeher eine Besonderheit der Hallertau ist und einfach zur Region gehört. Selbstverständlich wird er alles dafür tun, dass es auch so bleibt.

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