Stil

Matcha-Tee: Grüner wird’s nicht – SZ.de | ABC-Z

17. Juli 2025 | Lesezeit: 4 Min.

Das Ritual

Matcha wird nicht wie die meisten Teesorten aufgebrüht, sondern direkt ins Wasser gerührt. Die traditionelle japanische Teezeremonie erfordert durchaus Achtsamkeit: Dafür misst man mit einem traditionellen Bambuslöffel („Chashaku“) pro Tasse etwa ein Gramm Matcha-Pulver ab und gibt es in eine Matcha-Schale („Chawan“). Mit dem Matcha-Besen („Chasen“) rührt man erst eine kleine Menge Wasser ein, bevor man das restliche Wasser dazugibt. Wie generell bei grünem Tee soll das Wasser nicht sprudelnd kochen, sondern um die 80 Grad heiß sein, bei höheren Temperaturen wird Matcha bitter. Wer nicht gleich in Zubehör investieren will: Ein Teelöffel, eine kleine Müslischale und ein kleiner Schneebesen oder Milchschäumer tun es auch. Wenn man das Pulver vor dem Aufgießen siebt, vermeidet man Klümpchen. Japanischer Matcha ist besonders hochwertig. Um ihn pur zu trinken, nimmt man am besten die höchste Qualitätsstufe, also sogenannten zeremoniellen Matcha, der mild und feinpudrig ist. Für Matcha Latte eignet sich der günstigere Premium oder Traditional Matcha, der kräftiger und herber im Geschmack ist.

Der Hype

Die Zeile „Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates“ war der Sommer-Ohrwurm 2024, sie stammt aus dem Song „Bauch Beine Po“ der Hamburger Rapperin Shirin David. Und es stimmt ja auch: Gerade an warmen Tagen ist der Tee überall, in Form von Iced Matcha Latte, oft in Kombination mit Erdbeer-, Blaubeer- oder Mangopüree. Fruchtige oder zitronig frische Aromen sowie cremige Milch – gerade in Form von Pflanzendrinks wie Hafer- und Kokosmilch balancieren das leicht herbe Aroma perfekt aus. Die Nachfrage nach dem grünen Pulvertee ist deutlich gestiegen, dem Deutschen Tee- und Kräuterteeverband zufolge wurden von Januar bis August 2024 etwa 240 Prozent mehr importiert als im Vorjahreszeitraum. Immer wieder wurde in den Medien von kurzfristigen Lieferengpässen berichtet. Manche Cafés sind inzwischen sogar ganz auf Matcha spezialisiert und haben Kreationen wie „Dirty Matcha“ (mit zusätzlichem Espresso-Shot) oder „Coconut Matcha Cloud“ (mit Kokosnusswasser und einer Haube aus Matcha-Schaum) im Angebot. Auch der Münchner Kaffeespezialist Dallmayr serviert von Oktober an im neuen „Coffee Club“ direkt neben dem traditionsreichen Delikatessenhaus Matcha Latte. Einen Vorgeschmack bietet das hauseigene Bio-Matcha-Pulver mit nussigem Aroma.

Die Kultur

Matcha ist das japanische Wort für gemahlenen, in der Regel grünen Tee. In China ist er bereits seit dem 7. Jahrhundert bekannt, im 12. Jahrhundert brachten ihn buddhistische Mönche nach Japan, wo er zur Delikatesse wurde. Die Ernte ist aufwendig: Vorab werden die Sträucher mit Planen oder Netzen beschattet, um die Produktion des Blattfarbstoffs Chlorophyll anzuregen. Dieser sorgt für die intensive grüne Farbe – je grüner, desto wertvoller ist der Tee. Beim Beschatten entwickeln sich auch das süße Aroma, das hochwertigen Matcha auszeichnet. Die Blätter werden früh am Morgen von Hand gepflückt, mit Wasserdampf behandelt und getrocknet, auch das dient dem Erhalt der leuchtend grünen Farbe. Matcha gilt als Superfood, er soll den Aufbau neuer Zellen fördern sowie den Blutdruck senken, eindeutige Studien dazu fehlen bislang. Was stimmt: Matcha enthält unter anderem Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe, und das enthaltene Koffein kurbelt den Stoffwechsel an. Angenehm ist, dass es langsamer wirkt, länger anhält und nicht so nervös wie Kaffee macht. In manchen Matcha-Pulvern wurden allerdings erhöhte Mengen Aluminium sowie Blei gefunden. Mehr als drei Tassen mit jeweils einem Gramm Matcha täglich sollte man der Verbraucherzentrale Bayern zufolge nicht trinken.

Das Rezept

In dem handlichen Buch „Alles Matcha“ (ZS-Verlag) findet man Matcha-Rezepte für Cocktails und Smoothies, Porridge und Käsekuchen, sogar für Herzhaftes wie Curry und Pesto. Der Tee bringt dabei nicht nur ein süß-herbes Aroma, sondern auch eine knallige Farbe. Eine optische Abwechslung ist auch das Green Fudge. Für 20 Stück eine rechteckige Back- oder Auflaufform (ca. 20 mal 13 cm) mit Backpapier auskleiden. 360 g weiße Schokolade grob hacken und mit 160 g Kondensmilch über dem Wasserbad schmelzen. ½ TL Vanilleextrakt und 1 Prise Salz unterrühren. Etwa ein Drittel der Mischung in eine zweite Schüssel füllen. ½ TL Matchapulver durch ein feines Sieb zur restlichen Mischung sieben und gut unterrühren. Den grünen Mix in die Form füllen und die weiße Mischung darauf klecksen, eine Gabel spiralförmig durchziehen, sodass sich ein Marmormuster ergibt. Mindestens zwei Stunden kühl stellen. Den Fudge mithilfe des Backpapiers aus der Form heben und in kleine Würfel schneiden. Bis zum Servieren kühl stellen.

Die Farbe

Auch an der Farbe kann man die Qualität von Matcha-Pulver erkennen. Hochwertiger Matcha ist leuchtend grün, das gilt auch für den Schaum minderwertige Tees dagegen sind oft leicht bräunlich. Zu heiß gebrühter Matcha verliert ebenfalls seine schöne Farbe, man sollte ihn direkt trinken und nicht lange stehen lassen. Um Aroma und Farbe möglichst lange zu bewahren, wird das Pulver luftdicht, dunkel und kühl aufbewahrt. Nicht nur Kekse, Macarons und Eiscreme leuchten in diesem Sommer teegrün. „Matcha“ gibt es auch als Wandfarbe und „Matcha Latte“ sogar als Nagellack von dem Berliner Beauty-Label Gitti.

Back to top button