Bergsturz in Blatten: Vorher-Nachher-Bilder zeigen Katastrophe | ABC-Z

Berlin. Der Bergsturz von Blatten lässt Einheimische und Experten fassungslos zurück. Bilder vermitteln, wie Geröllmassen das Dorf trafen.
Die Zahlen sind schwindelerregend: Bei dem Bergsturz in Blatten (Schweizer Kanton Wallis) sind schätzungsweise drei Millionen Kubikmeter Fels, Geröll und Eis des Birchgletschers ins Tal gedonnert. Die rund 300 Einwohner des Dorfes Blatten haben alles verloren. 90 Prozent des Dorfes, rund 130 Häuser sowie die Kirche, sind unter einer Schuttschicht begraben. Sie ist zwischen 50 und 200 Metern dick.
Aktuelle Bilder aus dem Lötschental vermitteln nur ein vages Bild vom Ausmaß der Katastrophe. Denn die allermeisten Gebäude des Dorfes, das auf etwa 1500 Metern liegt, sind schlichtweg nicht mehr zu sehen. Drohnenaufnahmen zeigen lediglich die braun-graue Geröllwüste.
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Die wenigen verbliebenen Häuser sind nach Angaben der Behörden inzwischen durch den wachsenden Wasserstau der Lonza überflutet. Blatten ist das letzte Dorf im 27 Kilometer langen Lötschental. Es liegt auf rund 1500 Metern – und ist nun nahezu ausgelöscht.
Unsere Bilder können vermitteln, was bei dem Felssturz am Mittwoch passierte:
Begsturz in Blatten: Das Dorf im Vorher-Nachher-Vergleich

Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das Dorf Blatten in der Schweiz, bevor es von einer Schlammlawine verschüttet wurde, am 3. November 2024.
© -/Maxar Technologies/AP/dpa – –
Bergsturz in Blatten (Schweiz): Vorher-Nachher-Bilder zeigen Ausmaß der Katastrophe

Eine Aufnahme von Mittwoch nach dem Bergsturz: der Talboden des Walliser Lötschentals.
© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa | Jean-Christophe Bott

Die Schutt- und Geröllmassen oberhalb von Wiler aus einer anderen Perspektive.
© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa | Jean-Christophe Bott

Die Lawinen mit Gletscher-, Schnee- und Nebeltrümmern.
© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa | Jean-Christophe Bott

Ein Blick aus größerer Distanz: Das Bietschorn nach dem Gletscher-Kollaps.
© AFP | FABRICE COFFRINI
Das Dorf Blatten vor dem Bergsturz

Das Dorf Blatten im Lötschental ohne Einwohner am 23. Mai 2025.
© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa | Jean-Christophe Bott

Eine weitere Perspektive auf das Dorf Blatten im Lötschental.
© Cyril Zingaro/KEYSTONE/dpa | Cyril Zingaro

Die gesperrte Straße in Richtung Blatten im Kanton Wallis in der Ortschaft Wiler.
© Peter Klaunzer/KEYSTONE/dpa | Peter Klaunzer
Felssturz in Blatten: Das schlimmste Szenario ist eingetroffen
Die gute Schweizer Überwachung der Gebirge hatte schon Mitte Mai zu Warnungen geführt, dass oberhalb des Dorfes ein Bergsturz droht. Als die Spalten im Fels schnell wuchsen, kam am 19. Mai aber doch recht plötzlich der Aufruf, das Dorf innerhalb einer Stunde zu verlassen. Viele haben in Kürze das Nötigste zusammengepackt und sind abgefahren.
Über Tage bröckelte der Fels und Brocken donnerten ins Tal, aber nichts davon erreichte Blatten. Bei der Evakuierung machten viele deutlich, dass sie die Vorsichtsmaßnahmen zwar schätzten, aber dennoch damit rechneten, dass das Dorf glimpflich davonkommt – wie bei ähnlichen Lagen in anderen Bergregionen.
Im Lötschental ist aber das schlimmste erdenkliche Szenario Wirklichkeit geworden. Der Abgeordnete Beat Rieder aus dem Nachbarweiler Wiler sprach im Fernsehen von einer Jahrhundertkatastrophe. „Es ist ein Ereignis, das das Tal seit Beginn der Geschichtsschreibung nie erlebt hat“, sagte er im Schweizer Fernsehen. „Die Leute haben alles verloren, was man sein ganzes Leben aufgebaut hat“, sagte er. „Man blickt auf den Bildschirm und kann nichts machen, das ist ein schwerer Schock.“
Blatten: 64-Jähriger wird noch vermisst
Seit die Eis- und Gerölllawine am Mittwochnachmittag mit gigantischem Getöse und einer Staubwolke wie nach einer Explosion ins Tal donnerte und Blatten unter sich vergrub, werden die Bewohner abgeschirmt und betreut. Gemeinderatsmitglieder zeigen sich vor der Presse fassungslos. Ein 64-jähriger Einheimischer war trotz Räumung am Mittwoch im Gefahrengebiet unterwegs und wird noch vermisst.
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Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, bemühte Worte des Propheten Jesaja, um den Menschen Trost zu spenden: „Die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nicht weichen und mein Friedensbund mit dir wird nicht wanken (Jes 54,10)“, zitierte er.
Das Lötschental ist auch ein Urlauberparadies, im Sommer mit Wander- und Kletterrouten sowie Bergseen und viel unberührter Natur und mit Blick teils auf 40 Viertausendergipfel, im Winter mit kilometerlangen Skipisten. Es war bis zur Eröffnung des Lötschbergtunnels 1913 und dem Bau einer Straße in den 1950er Jahren nur schwer erreichbar.
bee/dpa