Wirtschaft

Fehlende positive Impulse: Zollsorgen trüben die Stimmung an US-Börsen | ABC-Z

Trump richtet seine Handelspolitik neu aus. Der US-Präsident droht mit Zöllen. Dazu passt die enttäuschende Prognose von Walmart. Sie ist Indikator für die Konsumentenstimmung in den USA. Steil nach unten geht es auch für Palantir. Dagegen eilt der Goldpreis weiter von Rekord zu Rekord.

Sorgen über die US-Zollpolitik und Kursverluste bei wichtigen Einzelwerten haben die Stimmung an der Wall Street eingetrübt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss ein Prozent tiefer auf 44.176 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 19.962 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,4 Prozent auf 6117 Stellen ein. Für lange Gesichter sorgten unter anderem die jüngsten Nachrichten zur US-Handelspolitik. Präsident Donald Trump will Zölle auf Holz, Autos, Halbleiter-Bauteile und Medikamente „in einem Monat oder früher“ bekanntgeben, wie er am Mittwochabend sagte.

Aktuell fehlen die positiven Impulse, hieß es am Markt. Die Frage sei eigentlich, wieviel schlechte Nachrichten der Markt wegstecken könne. Denn die eher negativen Botschaften am Markt häufen sich: Die US-Notenbank hat am Vorabend wenig Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen geweckt.

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Zölle könnten das Wachstum verlangsamen und die Wirtschaft aus einer weichen Landung schütteln. Aber ich glaube nicht, dass 25-prozentige Zölle durchgesetzt werden. Es ist wahrscheinlich eine Eröffnungssalve“, sagte Marktstratege Chip Rewey von Rewey Asset.

Die Geldpolitik der USA ist nach Worten des Präsidenten der Federal Reserve von Atlanta, Raphael Bostic, „gut aufgestellt“ vor dem Hintergrund einer soliden Wirtschaftslage. Er mahnte, dass die erhöhte Unsicherheit wegen der Handels- und Immigrationspolitik der USA bedeute, dass die Federal Reserve vorsichtig bleiben sollte.

Indikator für Konsumentenstimmung

Auf die Stimmung drückte auch ein enttäuschender Geschäftsbericht von Walmart. Die Zahlen und Prognosen des Einzelhändlers gelten als ein wichtiger Indikator für die Konsumentenstimmung in den USA. „Walmarts Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher den Gürtel enger schnallen“, sagte Michael Matousek, Chefhändler beim Investitionsverwalter U.S. Global Investors. Die Walmart-Aktie rutschte um 6,5 Prozent ab. Für das bis Ende Januar 2026 laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern ein Wachstum zwischen drei und vier Prozent, während Analysten mit einem Plus von vier Prozent gerechnet hatten.

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Walmart 92,73

Steil nach unten ging es auch bei Palantir. Die Papiere des Unternehmens, das Regierungen unter anderem KI-gestützte Software für die Überwachung von Truppenbewegungen anbietet, bröckelten um gut fünf Prozent ab. Das US-Verteidigungsministerium will in seinem Haushalt für das kommende Jahr mögliche Einsparungen in Höhe von 50 Milliarden Dollar identifizieren.

Die Titel des Gebrauchtwagenhändlers Carvana knickten um 12,1 Prozent ein. Die Gesellschaft wartete zwar mit besser als gedacht ausgefallenen bereinigten Ergebniskennziffern auf, doch der Umsatz pro Fahrzeug sank im Quartal und verschreckte Anleger.

Eine Klage drückte indes die Aktie des US-Einzelhändlers Target um rund zwei Prozent nach unten. Die Pensionsfonds-Aufsichtsbehörde in Florida hatte Target vorgeworfen, Anleger nicht ausreichend über die Risiken von Sozial- und Diversitätsinitiativen aufgeklärt zu haben.

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Target 125,78

Gefragt waren dagegen die Papiere von Hasbro, die um fast 13 Prozent in die Höhe schnellten. Der Monopoly- und Dungeons & Dragons-Macher erwartet 2025 angesichts der neuen US-Zölle zwar lediglich ein leichtes Umsatzplus. Allerdings kam sein neues Strategieprogramm bei den Anlegern gut an.

Investitionspläne im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) ermunterten Anleger indes zum Einstieg bei Alibaba. Die US-notierten Titel des chinesischen Online-Händlers kletterten um rund acht Prozent. Nach Aussage von Konzernchef Eddie Wu wird Alibaba in den nächsten drei Jahren mehr in seine KI- und Cloud-Infrastruktur investieren als in den vergangenen zehn Jahren.

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Alibaba 16,28

Goldpreis eilt weiter von Rekord zu Rekord

Auf der Suche nach sicheren Häfen steuerten viele Investoren weiter Gold an. Das Edelmetall verteuerte sich in der Spitze um 0,8 Prozent auf ein frisches Allzeithoch von 2954,69 Dollar je Feinunze. Seit Jahresbeginn hat der Preis um rund zwölf Prozent zugelegt.

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, geht davon aus, dass der Goldpreis weiter unterstützt bleibt. „Anleger müssen jedoch jederzeit mit Kursrückschlägen rechnen, falls sehr stark auf der Käuferseite positionierte spekulative Investoren kurzfristig Gewinne mitnehmen sollten“, schrieb er in einem Kommentar.

Am Anleihemarkt gaben die Renditen wie schon am Vortag nach. Die Rendite zehnjähriger Papiere sank um 3,0 Basispunkte auf 4,50 Prozent. Händler sahen in der steigenden Nachfrage nach dem vermeintlich sicheren Anlagehafen Zeichen einer wachsenden Verunsicherung.

Dollar schwach – Ölpreise steigen

Der US-Dollar gab deutlich nach – nicht zuletzt wegen fallender Marktzinsen. Marktteilnehmer verwiesen auch auf sinkende Erwartungen an künftige Zinssenkungen der Europäische Zentralbank, was den Euro stützte. Der Dollar-Index büßte 0,8 Prozent ein. Die TD-Devisenanalysten sehen aber keine nachhaltige Schwäche des Greenbacks und machen stattdessen eine Einstiegsgelegenheit aus.

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Ölpreis 76,62

Der Dollar dürfte von dem Umstand profitieren, dass der Markt in Sachen Zollpolitik sowie markroökonomische und geopolitische Unsicherheit zu optimistisch eingestellt sei. Die USA seien gegen Handelsschocks immuner, der Greenback dürfte von den positiveren Wachstumsaussichten der Vereinigten Staaten Rückenwind erhalten.

Die Ölpreise zeigten sich mit Aufschlägen, kamen aber im Verlauf etwas zurück, nachdem die Lagerbestandsdaten in den USA deutlicher als erwartet gestiegen sind. Die Preise für die Sorten WTI und Brent erhöhten sich um bis zu 0,6 Prozent. Die unterbrochene Pumpleitung in Südrussland, die Möglichkeit, dass die Gruppe Opec+ ihre Pläne zur Produktionserhöhung weiter verschieben könnte, und Berichte, die G7 erwäge eine Verschärfung der russischen Ölpreisobergrenze, stützten die Preise.

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