Bezirke

Bei Anruf Champagner: Münchens erster offizieller Hipster-Stehausschank | ABC-Z

München – Einen Hipster, der sich selbst als solchen bezeichnet, findet man selten. Niklas Mosch ist so einer. Der 28-Jährige weiß auch, was Hipster wollen: sich unter die Normalos mischen. Und das können sie jetzt in seinem „Hipster-Stehausschank“ Graf Rumford – zumindest am Wochenende.

Lange war an der Ecke Rumford-/Klenzestraße die Billard- und Automatenhalle Rumford. Mosch ist Mode-Influencer und betreibt mit seinem Partner Thorleif Griess-Nega die Obvs Studios – eine Agentur für exklusive Veranstaltungen. Sein Büro war direkt gegenüber. Zwei Jahre lang schaute er von dort aus auf das leerstehende Rumford. Dann hat er einfach mal nachgefragt beim Vermieter und nun einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben. Gastronom war er bisher zwar nicht, aber das Konzept, das er und Griess-Nega sich ausgedacht haben, passt genau in die Zeit. Es spricht eben nicht nur Hipster an, sondern auch ganz normale Menschen, die kein Vermögen fürs Ausgehen ausgeben können oder wollen.

„Wir sind keine Mixologen“

Der Mix macht’s, sagt Mosch. Das Prinzip lautet: „Hier kann man was für zwei Euro trinken, aber auch für 200.“ Es ist alles da: ein günstiger Chimpanski-Schaumwein, aber auch ein teurer Ruinart Champagner. Ein einfacher Filterkaffee für 1,50 Euro die Tasse oder „Irgendwas mit Milch“ – so steht’s auf der Karte – aus der edlen Faema-E61-Siebträgermaschine für 3,50 Euro.

Niklas Mosch im Nebenraum des Graf Rumford. Der Billardtisch ist eine Hommage an seinen Vorgänger. An der Wand hängen jede Woche neue Bilder.
Niklas Mosch im Nebenraum des Graf Rumford. Der Billardtisch ist eine Hommage an seinen Vorgänger. An der Wand hängen jede Woche neue Bilder.
© Ben Sagmeister
Niklas Mosch im Nebenraum des Graf Rumford. Der Billardtisch ist eine Hommage an seinen Vorgänger. An der Wand hängen jede Woche neue Bilder.

von Ben Sagmeister

„}“>

Insgesamt ist die Barkarte klein gehalten. „Wir sind keine Mixologen“, sagt Mosch. Es gibt keine Cocktails. Nur ein paar Longdrinks und Spaten-Bier aus einem rosa Tank (5 Euro) oder das hippe San-Miguel-Bier aus der 0,2-Flasche (3 Euro). Trotzdem tragen alle Mitarbeiter schicke blaue Bar-Jacken.

Die Einrichtung haben Mosch und Griess-Nega komplett selbst gebaut. Im Raum stehen selbst gebaute Tische, Sofas, ein DJ-Pult und Regale mit Schallplatten: Eine bunte Mischung aus alternativ und hip. Im großen Nebenraum steht noch ein Billardtisch, „allerdings nur als Hommage an unseren Vorgänger“, sagt Mosch.

Bestellt jemand Schampus, schellt es an der Bar

An der Bar sticht ein grünes Wählscheiben-Telefon ins Auge. Es gehörte einst Moschs Opa. Nun ist es das Graf-Rumford-Champagner-Telefon. Möchte ein Tisch eine Flasche Champagner bestellen, ruft er dort an, es schellt laut und dann gibt’s Schampus.

Rrrrrrrrrrrriiiiiiiiinng! Fünf bis sechs Mal am Abend klingelt am Tresen das Graf-Rumford-Telefon. Damit bestellt man eine Flasche Schampus.
Rrrrrrrrrrrriiiiiiiiinng! Fünf bis sechs Mal am Abend klingelt am Tresen das Graf-Rumford-Telefon. Damit bestellt man eine Flasche Schampus.
© Ben Sagmeister
Rrrrrrrrrrrriiiiiiiiinng! Fünf bis sechs Mal am Abend klingelt am Tresen das Graf-Rumford-Telefon. Damit bestellt man eine Flasche Schampus.

von Ben Sagmeister

„}“>

Seine Idee des Ladens erklärt Mosch so: „Lade deine Freunde ein. Wenn 50 Leute kommen, verdienen wir auch ein bisschen was damit.“ Er sieht sich weniger als Wirt, sondern eher als jemand, der einen Ort der Begegnung zur Verfügung stellt. Das Graf Rumford ist für ihn ein Nebenprojekt, mit dem er einfach mal etwas ausprobieren kann.

Die Leuchtschrift stammt noch von der ehemaligen Spielhalle. Mosch und sein Partner haben daraus einen Hipster-Stehausschank gemacht.
Die Leuchtschrift stammt noch von der ehemaligen Spielhalle. Mosch und sein Partner haben daraus einen Hipster-Stehausschank gemacht.
© Ben Sagmeister
Die Leuchtschrift stammt noch von der ehemaligen Spielhalle. Mosch und sein Partner haben daraus einen Hipster-Stehausschank gemacht.

von Ben Sagmeister

„}“>

Es scheint zu funktionieren. Seit der Eröffnung Ende 2024 stellt im Nebenraum jede Woche ein Künstler oder eine Künstlerin aus. Auch Impro-Abende oder kleine Konzerte finden immer wieder statt.

„Wir sind definitiv kein Party-Club“

Am Wochenende legt ein DJ auf.  „Er kuratiert die Musik“, sagt Mosch. Das heißt, er spielt, was ihm gefällt, meistens Musik der 80er, Disco, Funk und Pop. „Wir sind definitiv kein Party-Club“, sagt Mosch.

Niklas Kortwittenberg hat sich mit einem Unternehmen für Dinner-Events und Catering selbstständig gemacht. Im Graf Rumford verkauft er Lasagne und Cannelloni.
Niklas Kortwittenberg hat sich mit einem Unternehmen für Dinner-Events und Catering selbstständig gemacht. Im Graf Rumford verkauft er Lasagne und Cannelloni.
© Ben Sagmeister
Niklas Kortwittenberg hat sich mit einem Unternehmen für Dinner-Events und Catering selbstständig gemacht. Im Graf Rumford verkauft er Lasagne und Cannelloni.

von Ben Sagmeister

„}“>

Die Künstler, die ihre Bilder ausstellen, Musik machen oder Comedy, sind sehr unterschiedlich und spülen auch immer wieder ein neues Publikum in den Stehausschank. Viele kommen danach gerne wieder. Die 20-Jährige fühlt sich hier genauso wohl wie der 60-Jährige.

Eine Küche gibt es zwar nicht, aber auch kulinarisch ist das Graf Rumford flexibel. Zurzeit verkauft Niklas Kortwittenberg, genannt Corty, dort abends Lasagne und Canneloni. Er hat sich in diesem Jahr mit Dinner-Events und Catering selbstständig gemacht und kann hier zeigen, was er drauf hat. Er ist kein gelernter Koch, hat sich aber die geheimen Rezepte seiner Oma abgeschaut.

Cannelloni und Wodka-Lasagne von Corty

Im Graf Rumford bietet er aktuell drei Gerichte an: Eine klassische Lasagne aus gemischtem Hackfleisch, eine vegetarische Wodka-Lasagne und Cannelloni mit Rinderhack. 11,90 Euro kostet die Portion. Seine Auswahl kommt gut an, sagt Corty. Darum möchte er erst einmal so weitermachen. Auch die AZ hat sich im Graf Rumford wohlgefühlt. Die Mischung aus Bar, Stehausschank und Kunstraum wird auf keinen Fall fad.

Rumfordstr. 32
Do-Sa: ab 18 Uhr
weitere Tage auf Anfrage
www.graf-rumford.de

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"