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Manchester City und Pep Guardiola vor CL-Spiel gegen Real Madrid in Krise | ABC-Z

Beinahe hätte sich Manchester City schon wieder blamiert. Im FA Cup war Englands taumelnder Fußballmeister am Samstag zu Gast beim Londoner Drittliga-Verein Leyton Orient, und lief zwischen der 16. und der 56. Spielminute einem Rückstand hinterher. Am Ende gewann die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola zwar 2:1, aber der Klassenunterschied auf beiden Seiten war kaum zu erkennen.

Dass City selbst gegen einen vergleichsweise kleinen Gegner nicht mit der empfundenen Unbesiegbarkeit der zurückliegenden Jahre auftrat, hatte sicherlich auch mit dem Ergebnis des vorangegangenen Fußballspiels zu tun: In der Premier League war City gegen den FC Arsenal mit 1:5 Toren untergegangen, weil vor allem in der zweiten Halbzeit Konzept und Konzentration fehlten, von spielerischer Kreativität ganz zu schweigen. „Das passiert uns schon die ganze Saison“, klagte Guardiola hinterher: „Wir verschenken zu viele Dinge.“

In der Liga steht City nach 24 Spielen auf dem fünften Tabellenplatz und hat schon jetzt ein Gegentor mehr hinnehmen müssen als in der ganzen vergangenen Saison; an den Gewinn der siebten Meisterschaft in acht Jahren glauben selbst die Optimisten im blauen Teil Manchesters nicht mehr. 

„Ich bin der Trainer, und ich bin nicht gut genug“

Und gemessen an der gegenwärtigen Form kommt auch die Zwischenrunde in der Champions League zu einem ungünstigen Zeitpunkt, zumal der Gegner an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) kein Geringerer ist als Real Madrid.

Mit Blick auf das ramponierte Selbstvertrauen war die Niederlage gegen Arsenal gleich doppelt bitter. Denn im Januar hatten sich trotz der Niederlage gegen Paris Saint-Germain (2:4) eigentlich die Anzeichen verdichtet, dass die Mannschaft ihre Krise allmählich überwunden hat. 4:1 gegen West Ham, 6:0 gegen Ipswich, 3:1 gegen Chelsea: Der FC Liverpool an der Tabellenspitze wird diese Resultate nicht frei von Sorge beobachtet haben. Arsenal und Leyton Orient haben nun aber aufs Neue offengelegt, wie anfällig und schwach City noch immer ist.

Die Suche nach der Ursache führt nicht nur, aber unweigerlich auch zu Rodri. Der defensive Mittelfeldspieler – 2024 Gewinner des Ballon d’Or – fällt seit Ende September wegen eines Kreuzbandrisses aus. Als Schutzschild vor der Abwehr, als Relais im Spielaufbau und als Taktgeber beim Pressing ist der Spanier für City offenbar nicht zu ersetzen.

Die Suche führt aber auch zu Erling Haaland, den zweitbesten Premier-League-Torschützen hinter Liverpools Mohamed Salah. Citys Spiel ist so sehr auf den Norweger zugeschnitten, dass die Mannschaft Punkte liegen lässt, wenn es bei ihm nicht läuft. Gegen Arsenal traf er zwar, hatte aber nur neun, überwiegend bedeutungslose Ballkontakte.

Und so führt die Suche schließlich auch zu Guardiola. Der hat City seit 2016 zwar zu einer Titelmaschine geformt, aber angesichts der Krise wird ihm zunehmend auch ein Mangel an taktischer Flexibilität vorgeworfen. Nach einer Woche zum Vergessen im Dezember, als City zuerst gegen Juventus Turin und danach im Stadtderby gegen Manchester United verloren hatte, nahm er die Schuld auf sich: „Ich bin der Boss, ich bin der Trainer, und ich bin nicht gut genug“, sagte er: „Ich muss eine Lösung finden, und bislang habe ich das nicht getan.“ 

Eigentlich hätte diese Saison seine letzte bei City sein sollen, im November hat er aber noch einmal um zwei weitere Jahre verlängert. Er habe das „Gefühl, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um zu gehen“.

Dabei hat der Neuaufbau schon längst begonnen. Im Winter-Transferfenster hat City mehr Geld ausgegeben als die restlichen 19 Premier-League-Klubs zusammen: Für umgerechnet fast 220 Millionen Euro wurde Verstärkung geholt; der teuerste Zugang war Angreifer Omar Marmoush von Eintracht Frankfurt.

Als er darauf angesprochen wurde, verteidigte Guardiola die Ausgaben mit den Einnahmen der vergangenen Jahre, wodurch die Nettoausgaben in Wirklichkeit niedriger seien als bei anderen Top-Klubs in England. Im Sommer wird Guardiola den Kaderumbau weiter vorantreiben müssen, wenn etwa Kevin De Bruyne den Verein voraussichtlich verlässt.

Bevor es aber soweit ist, wird mit einem Urteil des unabhängigen Gremiums gerechnet, das die Anschuldigungen der Premier League gegen City prüft. Der Verein soll jahrelang gegen die finanziellen Spielregeln des Wettbewerbs verstoßen und die Kontrolleure darüber getäuscht haben.

Die möglichen Sanktionen reichen von Geldstrafen über den Abzug von Punkten bis hin zum Ausschluss aus der Liga. City rechnet mit dem Urteil „in einem Monat“, wie Guardiola am Wochenende sagte. Die Beinahe-Blamage in London hin, Real Madrid her: Die wahre Krise steht Manchester City vielleicht noch bevor.

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