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Absage von Nordstream-Befragung: Altkanzler Schröder hat Burnout – Behandlung in Klinik | ABC-Z


Absage von Nordstream-Befragung

Altkanzler Schröder hat Burnout – Behandlung in Klinik

Besuch im Kreml, Parteiausschlussverfahren, Nordstream-Untersuchungen: Der Stress der vergangenen Jahre war offenbar zu viel für Gerhard Schröder. Der Altkanzler wird mit der Diagnose Burnout in die Klinik eingewiesen. Seine Ärzte sprechen von „tiefgreifender Erschöpfung“.

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich wegen einer Burnout-Diagnose in klinische Behandlung begeben. Das teilte Schröders Anwalt der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Zuletzt hatte Mitte Januar die krankheitsbedingte Absage Schröders im Schweriner Landtags-Untersuchungsausschuss zum Bau der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 Spekulationen um seinen Gesundheitszustand befördert.

Sein behandelnder Arzt bescheinigt dem 80 Jahre alten Politiker in einer der dpa vorliegenden Stellungnahme für den Untersuchungsausschuss ein „typisches Burnout-Syndrom mit dem Zeichen einer tiefgreifenden Erschöpfung und stark ausgeprägtem Energiemangel“. Der Altkanzler leide auch an „Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten sowie Schlafstörungen“.

Schröder sei „weder aktuell noch in absehbarer Zeit den körperlichen und psychischen Belastungen durch eine längere – insbesondere öffentliche – Befragung in einem Untersuchungsausschuss gewachsen“. Schröders Anwalt bat im Namen der Familie die Öffentlichkeit ausdrücklich darum, die Privatsphäre des Erkrankten zu respektieren.

Sorgen um Schröder

Weggefährten Schröders hatten sich schon länger Sorgen um den sonst so leistungsfähigen und burschikosen SPD-Politiker gemacht. Er wirkte bei Begegnungen gestresst und nicht mehr so agil wie noch rund um seinen 80. Geburtstag im April 2024. Damals gab er der dpa ein ausführliches Interview und ließ sich von einem NDR-Kamerateam auf einer China-Reise und dem Golfplatz begleiten. Der Film lieferte das altbekannte Bild des „Medienkanzlers“. Von einem also, der sein Bild selbst zeichnen und nicht von anderen bestimmen lassen wollte.

Dafür sorgte nicht zuletzt Schröders fünfte Ehefrau Soyeon Schröder-Kim. Die 55 Jahre alte südkoreanische Unternehmensberaterin setzte den Altkanzler seit der Eheschließung 2018 immer wieder in privaten Momenten auf dem sozialen Netzwerk Instagram in Szene. Seit dem 5. Januar herrscht dort jedoch Sendepause.

Hinter Gerhard Schröder liegen bittere Jahre. Schon sein rascher Wechsel auf gut dotierte Aufsichtsratsposten russischer Firmen nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt 2005 brachte ihm heftige Kritik ein. Als Russlands Präsident Wladimir Putin, den Schröder seinen Freund nennt, im Februar 2022 den Angriff seiner Truppen auf die Ukraine befahl, zögerte der frühere Kanzler lange, sich von ihm zu distanzieren. Er unternahm sogar noch einige Wochen nach Kriegsausbruch eine erfolglose Friedensmission in Moskau.

Absage im U-Ausschuss

Im politischen Deutschland isolierte er sich mit seiner Haltung zu Putin weitgehend. Der Bundestag strich ihm sein Altkanzlerbüro. Ein SPD-Parteiausschlussverfahren scheiterte allerdings. Der heutige SPD-Generalsekretär Matthias Miersch war sogar wieder bei Schröders Geburtstagsfeier im vergangenen April in Hannover dabei.

Um diesen 80. Geburtstag herum zeigte Schröder sich wieder häufiger öffentlich. Jüngst sorgte dann aber seine krankheitsbedingte Absage für einen Auftritt im Landtag Mecklenburg-Vorpommern für Aufsehen. Mitte Januar sollte Schröder dort vor dem Untersuchungsausschuss vernommen werden, der den Bau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 untersucht. Besonders der politische und finanzielle Einfluss Russlands auf das Handeln der SPD-geführten Schweriner Landesregierungen interessiert die Parlamentarier.

Dabei steht die Frage im Raum, welche Rolle Schröder spielte. Nord Stream 1 hatte er als Kanzler, den Bau der weiteren Pipeline dann 2006 als Verwaltungsratsvorsitzender der Nord Stream 2 AG befördert, einer hundertprozentigen Tochter der russischen Gazprom. Aus Schröders Zeugenaussage in Schwerin dürfte vorerst nichts werden.

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