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Zwillingstreffen: Im Doppelpack auf die Wiesn – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Wer Leonie und Sarah Brand zum ersten Mal begegnet, dürfte sich schwer tun, sie voneinander zu unterscheiden. So sehr ähneln sich die beiden Wolfratshauserinnen mit ihren brünetten, langen Haaren und gleicher Frisur. Verstärkt wird das noch, wenn beide die gleiche Kleidung tragen wie etwa ein Dirndl. Denn die 33-Jährigen sind eineiige Zwillinge und teilen obendrein Beruf und Hobbys gleichermaßen. Von einer „sehr speziellen, tollen Verbindung“ spricht die um sieben Minuten ältere Leonie Brand.

Sie und ihre Schwester finden es auch spannend, wie es anderen Zwillingen miteinander geht. Deshalb organisiert das Duo ein jährliches Zwillingstreffen auf dem Oktoberfest. Für 2025 haben sich bereits bis Ende Juli 70 Personen angemeldet. Sieben Tische haben die Brand-Schwestern dafür im Käferzelt reserviert. Die werden, bei einer derart geballten Macht an Zwillingen, vermutlich schnell zum Selfie-Hotspot für die Teilnehmer und andere Gäste.

„Es ist schön und lustig, vergleichen zu können, wie die anderen ticken, wie andere einen sehen“, sagt Leonie Brand. Mit ihrer Schwester Sarah habe sie etwa die Angewohnheit, sich das Essen oder die Mass Bier zu teilen. Das sei praktisch, bleibe doch so das Getränk immer frisch. Auf den Zwillingstreffen habe sich gezeigt, dass das einige andere Geschwisterpärchen genauso handhaben.

Von außen wirken die Schwestern ziemlich unzertrennlich. Mit ihrem großen Bruder David wuchsen in Wolfratshausen auf. Beide besuchten dieselbe Grundschule in Waldram, machten zusammen ihr Fachabitur in Bad Tölz, studierten gemeinsam Tourismusmanagement in München. Sie teilen Hobbys wie das Salsa-Tanzen oder Snowboardfahren. Auch ihre Firma „Spatzen Rikscha“ gründeten sie gemeinsam. Mit der Fahrradrikscha machen sie Stadtrundfahrten in Wolfratshausen, organisieren Besorgungstouren, etwa zum Einkaufen für Senioren, und sind zur Wiesnzeit in München als Taxi unterwegs.

Gruppenbild mit Spiegel-Effekt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zwillingstreffens 2024 vor dem Käferzelt. (Foto: Achim Frank Schmidt)

Wird ihnen so viel Nähe nicht manchmal zu viel? „Streitigkeiten haben wir schon immer wieder“, sagt Leonie Brand. Aber das lege sich stets recht schnell. Sie beide tickten eben ziemlich gleich, hätten ähnliche Interessen. Doch es gibt auch ein paar kleine Unterschiede: Leonie ist Links- und Sarah Rechtshänderin. Unterschiede gebe es auch bei den bevorzugten Füßen, sagt Leonie. So fahre sie etwa ein „Regular“-Snowboard, habe also den linken Fuß vorne, während Sarah ein „Goofy“-Board und damit den rechten Fuß vorne habe. Dass sich Zwillinge so selbst spiegelten, komme öfter vor. Der Nachteil: Sich etwa bei einer Schulaufgabe oder einem Test jeweils für die andere auszugeben, komme nicht infrage.  Manchmal sei es aber schon lustig, verwechselt zu werden, sagt Leonie.

Die Idee für das jährliche Treffen auf dem Oktoberfest reifte, nachdem beide ein Zwillingstreffen in Berlin besucht hatten. „Damals gab es solche Veranstaltungen im Süden Deutschlands praktisch überhaupt nicht“, sagt Leonie Brand. Die beiden studierten Tourismusmanagerinnen hätten dann direkt überlegt, wo sie ein solches Treffen am besten organisieren könnten. Da lag das weltweit bekannte Münchner Oktoberfest nahe.

Die Zwillinge sind zwischen vier und 80 Jahre alt und kommen aus Deutschland, Spanien und der Schweiz

Das erste Zwillingstreffen fand dann 2017 im Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn statt. Das Besondere daran war laut Brand, dass dort auch Zwillinge bedienten. Seitdem entwickelte sich die Veranstaltung, die während der Pandemie pausieren musste, immer weiter. Kamen anfangs 20, sind es in diesem Jahr schon 70 Personen. Das Programm weiteten Leonie und Sarah Brand zudem von einem halben auf einen ganzen Tag aus. Diesmal treffen sich die Zwillinge am zweiten Wiesn-Samstag morgens erst einmal am „Umadum“, dem Riesenrad im Münchner Werksviertel. Mittags wollen sie gemeinsam in der Stadt essen, ehe es dann zusammen aufs Oktoberfest und ins Käferzelt geht.

Auch wenn das viele so machten, müsse sich niemand gezwungen sehen, zum Zwillingstreffen in Tracht zu kommen, sagt Leonie Brand.„Das ist eine schöne Bandbreite.“ Es kämen ein- oder zweieiige Zwillinge, manche allein oder mit einem Freund, junge und ältere. Vier Jahre alt seien etwa die jüngsten Teilnehmer gewesen, die mit ihren Eltern kamen. Es gebe aber auch Zwillingspärchen über 80. Die Gäste kämen aus ganz Deutschland, manche auch aus der Schweiz oder Spanien.

Über die Facebook- oder Instagram-Seite „Zwillinge München“ können sich Zwillinge für das Treffen am Oktoberfest anmelden. Oder sie schreiben an die Mail-Adresse sarahleonie2twin@gmail.com. Auf der Wiesn sind manche regelrechte Stammgäste und schon seit der ersten Veranstaltung dabei, so Leonie Brand. Zum Teil hätten sich mittlerweile auch schon Freundschaften entwickelt. Dass sie und ihre Schwester Sarah Zwillinge seien, hält Leonie Brand für ein großes Geschenk: „Das ist eine tolle Verbindung.“

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