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Kanada verliert masernfreien Status – Gesundheit |ABC-Z

Kanada hat seinen fast 30 Jahre währenden Status als masernfreies Land eingebüßt. Die amerikanische Sektion der Weltgesundheitsorganisation begründete die Aberkennung des Status damit, dass die hochansteckende Infektionskrankheit in dem Staat seit mittlerweile einem Jahr ununterbrochen grassiert. Mit der Zurückstufung Kanadas verliert automatisch auch die gesamte WHO-Region, die Nord- und Südamerika umfasst, ihre Ausweisung als „masernfrei“.

Seit Oktober vergangenen Jahres verzeichnet Kanada einen Masernausbruch mit bislang über 5000 bestätigten Fällen. Seit der offiziellen Eliminierung der Masern im Jahr 1998 lag die durchschnittliche Fallzahl bei lediglich 91 pro Jahr. Die höchste Inzidenz erreichte das Land im Jahr 2011 mit 752 Fällen, wie aus den Daten der Behörde Public Health Canada hervorgeht. Mittlerweile ist die Zahl der Neuinfektionen zwar stark rückläufig, doch noch immer werden Ansteckungen aus vier Provinzen gemeldet.

Die Impfquoten sind seit einigen Jahren rückläufig

Das Masernvirus verbreitet sich nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde überwiegend unter nicht ausreichend geimpften Menschen. Dazu dürfte beigetragen haben, dass die Impfquote in den vergangenen Jahren wahrscheinlich gesunken ist. Hatten 2019 noch 90 Prozent der unter Zweijährigen eine Dosis des Vakzins gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten, waren es 2023 nur 83 Prozent. Allerdings umfassen diese von Public Health Canada veröffentlichten Zahlen nur einige Provinzen. Damit sich der Erreger nicht weiter verbreiten kann, müssen 95 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sein.

Auf dem amerikanischen Kontinent meldeten in diesem Jahr zehn Länder Masernfälle. Insgesamt wurden fast 13 000 Infektionen gezählt – ein 30-facher Anstieg im Vergleich zu 2024. 28 Menschen starben als Folge der Erkrankung. Neben Kanada waren vor allem Mexiko und die USA von anhaltenden Ausbrüchen betroffen.

Die USA erleben seit Januar dieses Jahres fortgesetzte Ansteckungen. Die jüngsten Zahlen der Seuchenschutzbehörde CDC weisen bisher 1681 bestätigte Fälle aus. Auch hier gehen den offiziellen Angaben zufolge die Infektionszahlen zurück. Dennoch befürchten Experten, dass die Welle in den kommenden Wochen nicht komplett abebbt. In dem Fall würden die USA Anfang kommenden Jahres ebenfalls ihren Status als „frei von Masern“ verlieren.

Jarbas Barbosa, Direktor der amerikanischen WHO-Sektion nannte die jüngsten Ereignisse in einer Pressemitteilung einen Rückschritt, „aber einen, der reversibel ist“. Damit ein Land die Ausweisung als „masernfrei“ wiedererlangt, darf es mindestens zwölf Monate lang keine einheimischen Übertragungen mehr erleben. Als wichtigste Präventionsmaßnahme sehen Experten die Impfungen gegen den Erreger an. Zweimal ist diese Kehrtwende in der Region bereits gelungen. Venezuela bekam den Status 2018, Brasilien ein Jahr später aberkannt. Bis 2024 hatten beide Länder das Virus wieder so weit zurückgedrängt, dass die Region erneut als „masernfrei“ galt.

Die WHO-Region ist die erste und einzige, die die Infektionskrankheit offiziell eliminiert hat. Damit gilt für die Region nach den Worten Barbosas auch: „Solange die Masern nicht weltweit eliminiert sind, wird unsere Region weiterhin dem Risiko ausgesetzt sein, dass das Virus wieder eingeführt wird und sich unter nicht oder nur unzureichend geimpften Bevölkerungsgruppen verbreitet.“

Elimination bedeutet, dass sich eine Erkrankung in einem Gebiet allenfalls sporadisch und begrenzt verbreitet. Eradikation dagegen bezeichnet die weltweite Ausrottung eines Erregers, sodass sich die weitere Vorbeugung erübrigt. Dies ist bisher nur ein einziges Mal in der Geschichte geglückt. Die Pocken sind seit 1980 offiziell aus der Natur verschwunden.

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