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Desirée Nick über Zoff am Theater mit Anouschka Renzi | ABC-Z

München – Obwohl Bette Davis und Joan Crawford in der US-Kinoindustrie bereits sehr uncharmant als “abgetakelte alte Schachteln” gehandelt wurden, besetzte Robert Aldrich 1962 seinen Film “Was geschah wirklich mit Baby Jane” mit den beiden Stars aus den Fünfzigern. Es ist ein Psychothriller um ein Geschwisterpaar. Beide waren gefeierte Schauspielerinnen, die sich den Lebensabend zur Hölle machen.

Der Film wurde ebenso legendär wie die Kräche der beiden Hauptdarstellerinnen während der Dreharbeiten. Der britische Autor Anton Burge machte daraus das Künstlerinnendrama “Bette und Joan”, das ab Donnerstag in der Komödie im Bayerischen Hof gespielt wird. Anouschka Renzi spielt Bette Davis und Desirée Nick ist in der Rolle der Joan Crawford zu sehen.

Desirée Nick und Anouschka Renzi.
© Frank Zauritz
Desirée Nick und Anouschka Renzi.

von Frank Zauritz

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Da beide Stars auch im richtigen Leben für ihre herzliche Feindschaft berühmt und berüchtigt sind, scheiterte der Plan eines Doppelinterviews. Doch Desirée Nick gab der AZ Auskunft im Einzelgespräch.

AZ: Frau Nick, der Autor beschreibt das Bühnenbild sehr detailliert von den High-Heel-Slippers bis zu den Pepsi-Cola-Flaschen. Wie wird die Bühne bei Ihnen aussehen?
Desirée Nick: Diese Bühne ist natürlich eine Überhöhung, denn wir sind ja keine Doppelgängerinnen. Es gibt diese Programme wie bei Edith Piaf oder Elvis Presley, in denen es darum geht, dass man der Figur möglichst nah ist. Das machen wir nicht. Der großartige Regisseur Sebastian Kreye hat das Thema bearbeitet, bei dem es letztlich darum geht, dass Frauen, die so unendlich viele Gemeinsamkeiten haben, sich trotzdem nicht verstehen.

Desirée Nick und Anouschka Renzi im Stück “Bette und Joan” am Bayrischen Hof.
© Frank Zauritz
Desirée Nick und Anouschka Renzi im Stück “Bette und Joan” am Bayrischen Hof.

von Frank Zauritz

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Desirée Nick über ihren Zoff mit Anouschka Renzi: “Macht alles schwerer”

Es geht um die ewige Feindschaft unter Frauen. Also ein klassisches Hollywood-Thema, das in dem Konflikt von Bette Davis und Joan Crawford für die Bühne aufbereitet wurde. Man kann sagen: Ein Thema von Zeitlosigkeit. Der Regisseur hat mehrere Ebenen geschaffen. Das wird auch nicht vom Blatt gespielt und ist anspruchsvolles Theater, das nicht einfach ein Abbild der Gegenwart ist. Kein Bauerntheater, würde ich sagen.

Letzte Woche konnte man der AZ entnehmen, dass auch das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrer Kollegin Anouschka Renzi schon langjährig nicht besonders gut ist. Helfen solche ganz authentischen Gefühle gegen die Spielpartnerin bei der professionellen Arbeit im Theater?
Das hilft überhaupt nichts. Im Gegenteil: Es macht alles viel schwerer. Um einen Alkoholiker brillant zu spielen, muss man stocknüchtern sein. Ich habe ja Frau Renzi für diese Rolle vorgeschlagen wegen dieses doppelten Bodens und wegen dieser Parallele zwischen Wirklichkeit und dem Stück. Das ist künstlerisch sehr ergiebig, aber was Backstage passiert, spielt keine Rolle und gehört niemanden etwas an. Die Leute kaufen ihre Karten für die Arbeit auf der Bühne. Um mich vom Drumherum tangieren zu lassen, bin ich viel zu sehr Profi.

Desirée Nick und Anouschka Renzi geben sich nicht nur im Theaterstück Kontra.
© Frank Zauritz
Desirée Nick und Anouschka Renzi geben sich nicht nur im Theaterstück Kontra.

von Frank Zauritz

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Aber?
Andererseits lüge ich die Öffentlichkeit auch nicht an. Ich würde niemals über ein zerrüttetes Arbeitsverhältnis mit einer Frau Renzi sagen, dass jetzt alles tutti ist. Das ist völlig haltlos. Sie hatte schon ein Interview der “Hallo München” gegeben, auf das ich dann geantwortet habe. Von mir aus hätte es dieses Interview in der AZ gar nicht geben müssen. Das war einfach die Reaktion darauf, dass sie in diesem Interview nur Unsinn, und man muss schon sagen, Bockmist über mich erzählt hat.

Ich wäre laut auf der Bühne, und so einen Scheiß. Ich bin das, was die Rolle erfordert. Ich habe auch schon Mauerblümchen und in “Die Weber” eine Taubstumme gespielt. Ich spiele die Rolle, und Joan Crawford war kein leises Mauerblümchen. Ich muss diese Rolle in zahlreichen Facetten zum Leben erwecken, damit sie nicht eindimensional ist. Leider ist es so, dass Frau Renzi Wirklichkeit und Bühnenarbeit nicht auseinanderhalten kann.

Nick über Joan Crawford: “Für mich ist sie ein gefundenes Fressen”

Wie ist die Joan Crawford, die Sie spielen?
Joan Crawford ist die Diva der Diven, die Definition aller Showgirls und aller Diven dieser Welt. Für mich als Schauspielerin ist sie natürlich ein gefundenes Fressen. Aus dem Material lässt sich so viel entnehmen, um ihr Leben einzuhauchen. Es wundert mich, dass dieses Stück anderweitig in Deutschland noch nicht auf die Bühne gebracht wurde. In England und Amerika ist es seit zwanzig Jahren ein Renner.

Haben Sie sich den Film “Was geschah wirklich mit Baby Jane” vorher angesehen?
Aber natürlich! Das ist doch Grundausbildung. Das ist das Einmaleins des Fachs und des Humors, auf dem meine ganze Kunst aufbaut. Diese Filme wie auch die von Alfred Hitchcock oder Billy Wilder sind Klassiker, aus denen heraus sich diese ganze Branche bis heute weiter entwickelt hat. “Was geschah wirklich mit Baby Jane” ist ein Meisterwerk, das einen ein ganzes Leben lang begleitet. Man schaut sich ja auch, wenn man eine Passion für die Kunst hat, Filme wie “Manche mögens heiß” nicht nur einmal an.

Zu Ihrer Vergangenheit gehört auch ein Studium der Theologie und Tätigkeit als Religionslehrerin. Welche Bedeutung haben Glaube und Spiritualität heute noch für Sie?
Das ist doch im Prinzip dasselbe. Ich bin sehr erstaunt, wie wenigen Leuten auffällt, dass “Theater” und “Theologie” den gleichen Wortstamm haben. Theater und Theologie verfolgen dieselbe Mission, vor allem im Katholizismus. Die einen suchen die Antworten auf die Fragen des Lebens in der Kirche oder bei Gott und für den Schauspieler ist die Kathedrale eben das Theater.

Komödie im Bayerischen Hof, bis 1. September, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 29161633

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