Zukunft der Münchner Schwefel-Bahn: Modernes Stellwerk ersetzt 45 Jahre alte Technik | ABC-Z

Gute Nachrichten für alle, die von München ins Umland oder in die andere Richtung pendeln: Die so oft gehörte Meldung “Verspätung auf der S-Bahnstrecke wegen einer Stellwerkstörung am Ostbahnhof” soll künftig der Vergangenheit angehören. Die Bahn hat das Stellwerk München Ost, gebaut vor knapp 45 Jahren anlässlich der Olympischen Spiele in München 1972, erneuert und die alte Relais-Technik durch moderne Elektronik ersetzt.
Neues Stellwerk am Ostbahnhof wird in Betrieb genommen
Am Donnerstag wurde das neue Stellwerk, im Beisein einiger Polit-Prominenz, offiziell in Betrieb genommen. Dass es wahrlich Zeit wurde für diese Verbesserung, darin waren sich die Politiker und Bahn-Verantwortliche einig. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der eigens angereist war, freilich im Auto, stichelte, viele der Anwesenden seien wohl vor allem deshalb gekommen, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass das neue System nun auch wirklich funktioniere.
Schließlich ist das Stellwerk am Münchner Ostbahnhof eines der am stärksten befahrenen Stellwerke in Deutschland und sogar in ganz Europa. Etwa 840 000 Menschen fahren täglich in einer der Münchner S-Bahnen dort vorbei oder über eine Strecke, die von dort aus gesteuert wird. Läuft im Stellwerk Ost etwas nicht nach Plan, ruckelt es meistens im gesamten S-Bahnnetz. Und das war in den vergangenen Jahren leider öfter der Fall.
Manuel Pretzel: “München ist Pendlerhauptstadt”
Für etwa 15 Prozent, also etwa jede siebte verspätete Münchner S-Bahn, sei das in die Jahre gekommene Stellwerk Ost verantwortlich gewesen, sagte Berthold Huber, Vorstand der Sparte Infrastruktur bei der Deutschen Bahn. Der Start des neuen Stellwerks sei deshalb der Startschuss dafür, “dass der Alltag der Menschen im Großraum München wieder besser funktioniert”.

© Irmengard Gnau
von Irmengard Gnau
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Darauf hofft auch Manuel Pretzl, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat, der als Vertreter der Landeshauptstadt bei der Eröffnung war. Das neue elektronische Stellwerk werde die S-Bahn fit für die Zukunft machen, hofft Pretzl. Das sei nicht nur für München wichtig, sondern für ganz Bayern. “München ist Pendlerhauptstadt. Wenn wir die Menschen davon überzeugen wollen, umweltfreundliche Mobilität zu nutzen, also mit dem ÖPNV zu fahren, brauchen wir Zuverlässigkeit”, betonte er.
Allein das neue Stellwerk Ost umfasst im S-Bahnbereich knapp 150 Signale und 60 Weichen
Genau genommen sind es zwei Stellwerke, die künftig für einen reibungslosen Ablauf sorgen sollen. Das neue elektronische Stellwerk direkt am Ostbahnhof steuert alle Signale und Weichen der jetzigen, “alten” Stammstrecke. Wenn die zweite Stammstrecke einst in Betrieb geht, übernimmt deren Kontrolle ein zweites neues Stellwerk am Leuchtenbergring; bis dahin steuert dieses zweite Stellwerk den Abschnitt zwischen den S-Bahn-Halten Leuchtenbergring und Berg am Laim.
Allein das neue Stellwerk Ost umfasst im S-Bahnbereich knapp 150 Signale und 60 Weichen, die von den Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleitern aus der Betriebszentrale an der Donnersbergerbrücke aus gesteuert werden. Im neuen Stellwerksgebäude am Ostbahnhof selbst gibt es nur einen Bedienplatz für Notfälle.
Das alte Gebäude soll schrittweise rückgebaut werden
Ansonsten sieht die große Neuerung, die den Bund bislang immerhin knapp 200 Millionen Euro gekostet hat, für den Laien eher unspektakulär aus. Ein Serverraum mit vielen Verteilerkästen bildet das Herzstück des Stellwerks. Doch dass hier so wenig zu sehen ist, ist die eigentliche Revolution. Die neue Technik mit Glasfaserkabel und Co. braucht einfach deutlich weniger Raum als die Vorgänger-Lösung mit Kupferkabeln und Schrankwänden voller Relais benötigte.
Das alte Gebäude soll schrittweise rückgebaut werden; einige der Komponenten könnten noch als Ersatzteile in anderen alten Stellwerken zum Einsatz kommen. Schließlich arbeitet rund die Hälfte der Stellwerke in Deutschland noch nicht elektronisch. Durch die umfassende technische Aufrüstung am Ostbahnhof erfüllt die Bahn die Voraussetzung dafür, dass das Münchner S-Bahnnetz einmal digitalisiert werden kann.
Nach der Hochlaufphase Anfang Juni zeigen sich die Beteiligten zufrieden
Bahn-Infrastrukturvorstand Huber erklärt, die Umstellung auf die neuen Stellwerke sei ziemlich anspruchsvoll gewesen. Schließlich galt es, die neue Technik während des laufenden Verkehrs in Betrieb zu nehmen. Außerdem ist das Stellwerk Ost mit mehreren anderen Stellwerken verbunden, die zum Teil noch mit einer deutlich älteren Technik arbeiten – es braucht also Schnittstellen zwischen alter und neuen Technik. Nach der Hochlaufphase Anfang Juni zeigen sich die Beteiligten zufrieden und hoffen nun, dass die neuen Stellwerke vor allem ein Versprechen halten werden: Dass die S-Bahn nun pünktlicher und zuverlässiger fährt.