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“Zoomania 2”: Der Regisseur über das Geheimnis der Disney-Filme und Schlangen als Helden | ABC-Z

Es war die 55. Großproduktion der Disney Animation Studios und gewann den Oscar als Bester Animationsfilm: “Zoomania” (2016) spielte über eine Milliarde Dollar ein. Jetzt wird die Geschichte der Häsin Judy, die in der männer– und bullen–dominierten Polizei harte Arbeit leisten will, weitererzählt. Am Ende war sie ausgerechnet mit einem Fuchs – der ursprünglich eher auf der Gaunerseite war und nie zur Polizei wollte – in einem Einsatzteam zusammengespannt worden. Eine Woche später setzt jetzt “Zoomania 2” ein – und es ist klar, dass sich Gegensätze anziehen.

AZ: Mr. Bush, “Zoomania 2” ist – schon wie der Titel sagt – ein Sequel. Ist es nicht feige, anstatt eine neue Idee zu entwickeln, einfach eine alte fortzuführen?
JARED BUSH: Das ist, glaube ich, ein Irrtum. Natürlich kennt man schon seine Hauptfiguren und ihren Charakter. Das ist die Ausgangslage – und die entspricht auch der Erwartung der Zuschauer. Aber damit fängt das Wagnis an: Wir kennen schon Fuchs und Hase, die zwangsweise zu einem Polizeiteam zusammengespannt wurden – so wie der erste Teil endet. Aber ihre Rivalität ist da. “Zoomania 2” stellte sich die Frage, wie sich diese Beziehung entwickelt. Wir hatten eine Version zu entwickeln begonnen: Fünf Jahre später. Aber niemand mochte die. So haben wir angesetzt: eine Woche später. Und natürlich haben auch diese wenigen Tage etwas verändert. Und das ist die große Kunst bei einem Sequel: Erwartung und Überraschung in die richtige Balance zu bringen.

Eine Überraschung ist eine Schlange als neue, weitere Hauptfigur einzuführen. Da fehlt völlig der Kuscheleffekt.
Ich persönlich liebe Reptilien und fürchte mich auch nicht besonders vor ihnen. Aber natürlich ist eine Schlange eine besondere Herausforderung: Es gibt ja eine regelrechte Schlangenphobie.

Der 51-jährige US-Amerikaner ist seit einem Jahr künstlerischer Leiter der Walt Disney Animation Studios. Zuvor schrieb er Sitcoms und war Co-Regisseur und -Autor von „Zoomania“ (2016) und Autor für „Vaiana“ (2016) und Autor und Regisseur bei „Encanto“ (2021).
© Brian Bowen Smith
Der 51-jährige US-Amerikaner ist seit einem Jahr künstlerischer Leiter der Walt Disney Animation Studios. Zuvor schrieb er Sitcoms und war Co-Regisseur und -Autor von „Zoomania“ (2016) und Autor für „Vaiana“ (2016) und Autor und Regisseur bei „Encanto“ (2021).

von Brian Bowen Smith

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Eine Schlange ist das Gegenteil des sogenannten Kindchenschemas mit großen Augen, runden Formen und weicher Oberfläche.
Absolut. Erst einmal kann man sich als Mensch immer mehr mit “ähnlichen” Lebewesen anfreunden, wie Säugetieren. Das ist eine anerzogene und vielleicht auch noch genetischen Angelegenheit. Deshalb gibt es auch bei der Forschung weniger Studien über Reptilien. Wir haben als Vorbild eine große Viper-Art genommen.

Die Schlange Kaa als Referentier

Aber es geht noch weiter: Man muss beim Zuschauer bei einer Schlange auch noch Klischees des “Bösen”, “Listigen” überwinden. Siehe die Schlange Kaa aus dem “Dschungelbuch”.
Genau. Wir haben auch da Tests gemacht, wie nah wir uns an diese wunderbare klassische Disney–Figur annähern sollten. Und Disney hat ja schon immer unglaublich genaue zoologischen Studien gemacht, um Tiere sich echt bewegen zu lassen, ehe man sie zu echten Trickfilmfiguren machte. Und weil das “Dschungelbuch” absolut zu meinen größten Filmen zählt, gibt es da natürlich in der Figur von Gary De’Snake auch Reminiszenzen an Kaa. Aber Gerry ist ein süßer Kerl, naiv im besten Sinne, also auch das Gegenteil von Kaa. Und “Zoomania” ist eine Großstadt–Geschichte und nicht der Dschungel, was auch alles komplett verändert. Aber insgesamt war die Entscheidung, Gary als weiteren Hauptcharakter einzuführen, auch animationstechnisch besonders herausfordernd. Eine Schlange hat keine Arme und Beine, ist also in ihren Tätigkeiten scheinbar eingeschränkt und sie bewegt sich auch anders. Damit wurde die bisherige Bandbreite von Fuchs und Hase wirklich extrem erweitert.

Gary De'Snake ist unser neuer Sympathieträger
Gary De’Snake ist unser neuer Sympathieträger
© Disney
Gary De’Snake ist unser neuer Sympathieträger

von Disney

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Und das sind wir schon bei einem Hauptthema des Films: Die Unterschiedlichkeit von Lebewesen, die hier in einer riesigen Großstadtkommune leben.
Der Hase Judy kommt damit besser zurecht als der Fuchs Nick als Einzelgänger. Aber auch sie muss das erst durch Erfahrung lernen und Vorurteile überwinden.

Das Thema “Diversität” ist ja zur Zeit besonders in den USA eher unter Druck.
Aber es geht ganz allgemein um die Natur des Menschen. Und wir bei Disney versuchen, Geschichten zu erzählen, die um den ganzen Globus herum funktionieren, für alle Altersstufen. Und so ist die Verschiedenheit per se immer ein Thema. Und ich finde, dass uns ja genau diese Verschiedenheit stärkt, wenn wir sie friedlich ausleben. Das geht ja schon innerhalb der Filmproduktion los. Ich selbst komme vom Schreiben her, kann nicht einmal zeichnen, was natürlich Gelächter und Spott nach sich zieht, wenn ich eine Idee skizziere. Mein Regiepartner, Byron Howard, wiederum ist ein begnadeter Zeichner. Und ich denke, wir erzählen zusammen super Geschichten. Und auch dieser Film stellt die Frage, wie wir Unterschiede zwischen verschiedene Typen überbrücken und genau dadurch Gemeinschaft bauen, Stärke und Zusammenhalt.

700 Leute im “Story–Gym”

Wie schafft man eine derart große Ideendichte?
Man muss sich vorstellen, dass letztlich ungefähr 700 Leute an der Entwicklung des Films mitgewirkt haben. Und bei Disney gibt es einen erstmal sehr freien Prozess. Es war uns klar, dass wir das “Zoomania”–Universum um Reptilien erweitern würden, weil das ganz besondere Tiere sind: zwischen Land und Wasser – und da unter, über und auf dem Wasser. Zwei ganze Jahre wurde dann nur mit Storyideen experimentiert in einem sogenannten “Story–Gym”, wo alle alles einbringen können. Erst dann geht man in die eigentliche Produktion.

Zwei Gams– oder Ziegenböcke im neuen Film tragen Lederhosn.
Ja und einen von beiden habe ich selbst synchronisiert: Jürgen Ziegenkäse. Mein Regiekollege Byron Howard spricht Berthold Hufschmerz. Ein Spannungstrick ist es ja, die Hauptfiguren ständig in Situationen zu bringen, die ungemütlich sind. Und weil der Fuchs Nick ja Höhenangst hat, dachten wir an alpine Abgründe und eben an die Gämsen.

Und jodeln die auch?
Nein, aber ich selbst habe witzigerweise mal vor langer Zeit Jodelkurse gemacht. Meine Begegnung mit Jodeln war aber nicht die amerikanische Countrymusik, sondern eher die bayerische Version. Ich habe auch viele Jahre an der Schule Deutsch gehabt, weil der Deutschlehrer der charismatischste Lehrer war. Und mein Vater war als Teenager auch einige Jahre in Deutschland, sodass ich immer auch einen Bezug zu Deutschland hatte.

“Zoomania 2” startet  im Cinemaxx, Rex, Mathäser, Royal, Leopold, Cadillac, Solln sowie Cinema, Museum (OV)

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