Zölle treffen die Schweiz schwer | ABC-Z

Am Donnerstag sind die von Donald Trump angekündigten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte in die USA formell in Kraft getreten. Die Schweizer Bundespräsidentin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter und der Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatten noch versucht, auf die amerikanische Regierung einzuwirken. Man wollte „ein attraktiveres Angebot“ unterbreiten, um zu niedrigeren Zöllen zu kommen, hieß es. Die beiden Minister reisten nach Washington und trafen sich am Mittwoch mit dem Außenminister Marco Rubio. Konkrete Ergebnisse brachte der Austausch zunächst jedoch nicht hervor.
Bleiben die 39 Prozent längerfristig bestehen, wird dies Teile der Schweizer Wirtschaft empfindlich treffen. Besonders betroffen sind Maschinenbauer, Medizintechnikunternehmen und Uhrenhersteller, die nicht über eine Produktionsbasis in den USA verfügen. Die Pharmaindustrie, die wesentlich zu dem von Trump kritisierten US-Handelsbilanzdefizit gegenüber der Schweiz beiträgt, ist von den Zöllen vorerst ausgenommen. Trump hat dieser Branche allerdings bereits einen globalen Sonderzoll von bis zu 250 Prozent angedroht.
„Unser Wohlstand ist gefährdet“
Kaum ein Exporteur wird dazu in der Lage sein, Aufschläge von bis zu 39 Prozent über entsprechende Preiserhöhungen an die Abnehmer weiterzureichen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konkurrenten in der EU, Japan und Südkorea mit deutlich niedrigeren Zollsätzen belastet sind. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sieht daher die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen auf dem US-Markt sowie Tausende Arbeitsplätze „ernsthaft in Gefahr“. Das wirtschaftliche Risiko für den Standort Schweiz sei erheblich gestiegen. Der Verband forderte die Regierung auf, die Verhandlungen mit den USA mit höchster Priorität fortzusetzen und eine rasche Einigung zur Reduktion der Zölle zu erzielen.
Für den Verband der Schweizer Maschinen- und Elektroindustrie (Swissmem), deren Mitglieder mit einem Exportanteil von durchschnittlich 78 Prozent ganz besonders vom Auslandsgeschäft abhängig sind, ist ein „Horrorszenario“ eingetreten, das mehrere Zehntausend Stellen gefährde. Die Schweiz verdiene jeden zweiten Franken im Außenhandel. Daher träfen die Zölle die gesamte Bevölkerung. „Geht es der Exportindustrie schlecht, ist unser Wohlstand gefährdet“, warnt der Verband. Weil der Wind in Washington jederzeit wieder drehen könne, müssten die Verhandlungen mit den USA fortgeführt werden, sagt der Swissmem-Präsident Martin Hirzel. Zugleich gibt er sich keinen Illusionen hin: „Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit werden in den kommenden Jahren selbst mit Vereinbarungen kaum zurückkehren.“
Die Probleme der Exporteure werden zusätzlich dadurch verstärkt, dass der Franken gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn stark aufgewertet hat, weil Investoren in diesen Krisenzeiten den sicheren Hafen Schweiz ansteuern. Dadurch verteuern sich Schweizer Produkte im Ausland. Insgesamt geht fast ein Fünftel aller Schweizer Exporte in die USA.
Die Uhrenhersteller, für die „made in Switzerland“ ein gewinnbringendes Gütesiegel ist, das sie gewiss nicht durch eine Produktion in Übersee aufweichen werden, haben im vergangenen Jahr Chronometer im Wert von 7,6 Milliarden Dollar in die USA ausgeführt. Viele Anbieter haben im großen Stil Uhren über den Großen Teich geflogen, bevor Trump die Zollschranke niedersausen ließ. Für Käse- und Schokoladeproduzenten war eine solche Vorratsstrategie angesichts der Verderblichkeit ihrer Waren kaum möglich.