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Zohran Mamdanis Triumph sorgt für Furcht und Freude bei US-Demokraten | ABC-Z

Er ist 33 Jahre alt, Muslim, nach eigener Aussage Sozialist und könnte bald Bürgermeister von New York werden. Zohran Mamdani hat sich dafür mit seinem Sieg bei den demokratischen Vorwahlen eine exzellente Ausgangslage verschafft – und die USA geschockt.

Ein Sozialist könnte New York regieren, warnte das “Wall Street Journal” am Tag nach der Vorwahl. Die Finanzwelt sei in Aufruhr. Die “New York Times” titelte, ein neuer politischer Stern sei aufgegangen – inmitten einer gespaltenen Partei. Präsident Trump schrieb: “Zohran Mamdani, ein hundertprozentiger kommunistischer Irrer ist auf dem besten Weg, Bürgermeister zu werden.”

Was war geschehen? Die US-Demokraten haben ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in New York gewählt. Lange schien Ex-Gouverneur Andrew Cuomo als sicherer Sieger. Ein erfahrener Mann mit reichen Spendern im Rücken, skandalumwittert, aber beliebt. Bis kurz vor der Wahl führte er in den Umfragen. Doch auf den letzten Metern überholte ihn ein 33-Jähriger. Noch am Wahlabend erkannte Cuomo seine Niederlage an. Auch wenn das offizielle Ergebnis noch aussteht: Sein Widersacher wird im November als demokratischer Kandidat zur Bürgermeisterwahl antreten.

Zohran Mamdani, so heißt der Mann, war präsent: auf Handys und an Haustüren. Sein Team will bei über einer Million Haushalte geklingelt haben. Mamdani gelang es, in kurzen Online-Videos seine Botschaft an die Menschen zu bringen. Er verspricht, das Leben in New York wieder erschwinglich zu machen – für alle. Er warb mit einem vierjährigen Mietstopp für zwei Millionen Menschen, kostenlosen Bussen, stadteigenen Supermärkten, einem höheren Mindestlohn. Finanzieren will er das unter anderem mit höheren Steuern für Unternehmen und Reiche.

Die Reaktionen reichen von Euphorie bis Entsetzen – auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Sowohl im demokratischen Lager als auch bei den Republikanern gruselt Mamdanis Erfolg die einen und entzückt die anderen.

“Die Demokraten haben eine Grenze überschritten”

Für manche Republikaner ist Mamdani gefundenes Fressen. “Die Demokraten werden sich zu seinen Positionen bekennen müssen oder sie zurückweisen”, zitierte “Time” den republikanischen Abgeordneten Mike Lawler: “Wenn die Demokraten sich zu Mamdanis Standpunkt bekennen, werden die Wähler sie nicht mögen. Wenn sie sie verleugnen, wird ihre Basis revoltieren.” Vizepräsident JD Vance, ebenfalls Republikaner, gratulierte Mamdani auf X, nannte ihn den “neuen Anführer der Demokratischen Partei”.

Die republikanische Wahlkampfzentrale warnte vor Mamdani als einem “antisemitischen sozialistischen Radikalen”. Auch Cuomo hatte Mamdani im Wahlkampf Antisemitismus vorgeworfen. Mamdani nennt Israels Krieg in Gaza einen Genozid und weigerte sich während einer Debatte, Israel als jüdischen Staat anzuerkennen. Er sagte: Israel habe das Recht zu existieren – “als Staat mit gleichen Rechten für alle”.

Einer Umfrage zufolge konnte Mamdani dennoch überdurchschnittlich viele jüdische Demokraten überzeugen. Vor allem jüngeren Jüdinnen und Juden seien ökonomische Themen wichtiger als außenpolitische, sagte Hank Sheinkopf, ein demokratischer Stratege laut der Jewish Telegraphic Agency.

“Es ist soweit, die Demokraten haben eine Grenze überschritten”, schrieb Präsident Trump auf seiner Plattform “Truth Social”: “Wir hatten schon früher radikale Linke, aber das wird langsam ein bisschen albern.”

Bei all der Empörung, all der Freude über den Traumgegner Mamdani – hat der Erfolg des jungen, linken Muslims die Republikaner überrascht, womöglich gar beeindruckt? Eine mögliche Antwort liefert Trumps Haus- und Hof-Sender Fox News. Die Finanzmetropole New York sei nicht einmal so links wie andere US-amerikanische Städte, bemerkte ein Moderator dort und stellte die Frage, die auch republikanische Strategen umtreiben dürfte: Warum triumphierte dort ein “kommunistischer Irrer”?

“Zu extrem für New York”

Eine mögliche Antwort gibt der unterlegene Cuomo: Er gratulierte Mamdani zu einer “wirklich klugen und großartigen Kampagne”. Was wie ein Lob klingt, ist für viele moderate Demokraten aber vor allem eine Möglichkeit, den Wahlsieg anzuerkennen, ohne mit Mamdani selbst in Verbindung gebracht zu werden. So sprach der Fraktionsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer von einer “beeindruckenden Kampagne” Mamdanis. Er und sein Kollege im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, vermieden jedoch ein klares Bekenntnis zu dessen Kandidatur.

Lawrence Summers, unter Präsident Obama der wichtigste finanzpolitische Berater, äußerte sich alarmiert: “Ich bin zutiefst beunruhigt über die Zukunft der Demokratischen Partei und des Landes.” Zwei demokratische Abgeordnete aus New Yorker Vororten distanzierten sich rasch von Mamdani, er sei “zu extrem für New York”.

Moderate Demokraten fürchten, Mamdani habe Trump Munition für die Kongresswahlen im kommenden Jahr geliefert. Für Progressive hingegen ist der 33-Jährige ein Wegweiser: In ihren Augen markiert er den Weg zurück auf die Erfolgsspur.

Milliardäre um Spenden anzubetteln, das gewinne keine Wahlen, sagte die linke Galionsfigur Bernie Sanders dem Magazin “Politico” nach Mamdanis Sieg. Cuomo habe genau das getan: “Dumme Werbespots im Fernsehen geschaltet, denen niemand Beachtung schenkt.” Mamdani habe gezeigt, dass es viel wichtiger sei, sich um die Bedürfnisse arbeitender Menschen zu kümmern. “Nimm es mit der Milliardärsklasse auf, mit der Oligarchie. Das ist, wie man Wahlen gewinnt”, sagte Sanders. Er hoffe, dass die demokratische Partei diese Lektion von Mamdani lerne.

All die Ängste, all die Hoffnungen – in beiden politischen Lagern – sie werden an Gewicht gewinnen oder sich auflösen, je nachdem, ob Mamdani die Bürgermeisterwahlen im November für sich entscheiden kann oder nicht.

Die Trump-Vertraute Elise Stefanik will kommendes Jahr Gouverneurin von New York werden. Sie nutzt Mamdani schon jetzt, um ihre demokratische Mitbewerberin unter Druck zu setzen. Aber sie warnt auch: “Ich glaube, das wird bei den Wahlen nur dann eine Rolle spielen, wenn er wirklich Bürgermeister wird.”

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