Zeitumstellung an den Münchner Kirchturmuhren | ABC-Z
München – Die einen freuen sich über eine Stunde mehr Schlaf, die andern bringt die Zeitumstellung aus dem gewohnten Rythmus – sie wünschen sich eine feste Zeit. So oder so: Um beim nächsten Termin nicht eine Stunde zu früh zu sein, müssen die Uhren Sonntagnacht um 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt werden.
Dann leben wir für die nächsten sechs Monate wieder nach der sogenannten Winter- oder auch Normalzeit. Bei vielen Gegenständen, die die Uhr anzeigen, erfolgt die Umstellung inzwischen vollautomatisch. Smartphones und Laptops stellen sich von selbst eine Stunde vor oder zurück. Aber wie funktioniert das eigentlich bei den alten Münchner Kirchturmuhren?
Zeitumstellung an Münchner Kirchturmuhren
Die AZ hat bei der zuständigen Stelle, dem Baureferat, nachgefragt. Das betreut nach eigenen Angaben 183 Münchner Uhren – 119 davon seien Kirchenuhren. Die werden seit 1980 automatisch auf Winter- und Sommerzeit umgestellt. Und zwar so: “Die Umstellung erfolgt mittels Signal, das von einem Langwellensender in Mainflingen bei Frankfurt am Main kommt.”
Sonntagnacht werde das wie folgt ablaufen: Der Sender gibt das Signal, dass die Zeiger um Punkt 3 Uhr still stehen, bis sie eine Stunde später wieder anlaufen. Die darauffolgenden Tage sei das Baureferat mit seinen Mitarbeitern unterwegs und kontrolliere, ob alles reibungslos verlaufen sei. Habe es bei einer Uhr nicht funktioniert, werde gegebenfalls nachgestellt, “damit die Münchner*innen wieder die genaue Zeit ablesen können”.
Kuriose Uhren in München
In Sachen Uhren hat unsere Stadt übrigens echte Raritäten und Kuriositäten zu bieten. Wussten Sie zum Beispiel, dass eine Münchner Uhr immer rückwärts läuft? Der Hauptturm am Isartor hat zwei Uhren, von denen aber nur eine richtig geht. Das Zifferblatt in Richtung Tal ist spiegelverkehrt und auch die Zeiger laufen rückwärts.
Der Grund dafür ist das Valentin-Karlstadt-Musäum in den beiden Flankentürmen nebenan, das mit urkomischen Ausstellungsstücken die lustigen Facetten des Komikerpaares Liesl Karlstadt und Karl Valentin zeigt.
Die spiegelverkehrte Uhr ist die einzige rückwärts laufende in ganz Europa und erinnert auf humorvolle Weise an die beiden Künstler. (Derzeit ist das “Musäum” geschlossen. Grund dafür sind Umbauarbeiten, die voraussichtlich bis Frühjahr 2026 andauern, wie ein Aushang am Museum erklärt.)
Richtig herum läuft dagegen eine andere Münchner Uhr, sie ist deshalb aber nicht minder außergewöhnlich: Das knapp 85 Jahre alte Exemplar am Deutschen Museum zeigt neben der Tageszeit auch Wochentag, Monat, die Mondphase und die Tierkreiszeichen an.
Die astronomische Uhr wurde 2018 erstmals abgenommen und von Experten, unter anderem von der Regensburger Turmuhrenfabrik Rauscher, aufwendig restauriert. Bei der Renovierung seien laut Rauscher einige Tausend Blatt Gold benötigt worden.
Ganz herkömmliche Uhren sind zwar am Alten Peter angebracht. Doch dort kann man die Zeit nicht nur an einer, zwei oder drei Uhren ablesen. Nein: Den Turm der ältesten Kirche der Stadt zieren gleich acht Uhren. Er hat auf jeder der vier Seiten zwei Ziffernblätter.
Karl Valentin soll sich diese Kuriosität mit folgenden Worten erklärt haben: “Ja mei, damit zwei Leute gleichzeitig auf die Uhr schauen können.”
Die Geschichte der Zeitumstellung
1916 wagte man im Deutschen Kaiserreich erstmals den Versuch der Zeitumstellung und drehte die Uhren während des Ersten Weltkrieges auf die Sommerzeit vor, um in den Abendstunden weniger Energie für Licht zu verbrauchen. Nach drei Jahren wurde diese kriegsbedingte Maßnahme wieder rückgängig gemacht.
Zuletzt wurde sie 1980 im Zuge der Ölkrise wieder eingeführt. Seit Mitte der 90er Jahre wird die Zeit in allen EU-Mitgliedstaaten zweimal im Jahr umgestellt. Eine Einigung darüber, die Zeitumstellung abzuschaffen ist bisher gescheitert, obwohl sich das EU-Parlament 2021 dafür ausgesprochen hatte. Die Winterzeit daurt bis zum letzten Märzwochenende.
Die nächste Zeitumstellung erfolgt in der Nacht vom 29. auf den 30. März 2025. Dann verlieren wir die gewonnene Stunde und müssen wieder eine Stunde früher aufstehen.
AZ-Umfrage zur Zeitumstellung: Was sagen Sie?
Andrea Schlehhuber (53): “Ich finde sie gut und bin sie gewöhnt. Aber ich kann auch die Bauern verstehen, für die die Zeitumstellung wegen der Tiere ein Problem ist. Ich fände es trotzdem schade, wenn sich das ändern würde. Das ist einfach so in meinem Leben verwurzelt.”
Für alle, die sich nicht merken können, wann die Zeit eine Stunde vor- oder zurückgestellt wird, hat Andrea Schlehhuber noch einen wertvollen Typ: Im Winter stellt man die Gartenmöbel zurück, im Sommer stellt man sie vor.
Franzi Koch (31): “Ich finde das unnötig. Der ganze Rhythmus ändert sich und man braucht lange, um sich auf die neue Zeit einzustellen.”
Jaqueline Veitlbauer (31): “Wenn man sich einigen würde, fände ich toll, wenn für immer Sommerzeit wäre.”
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