Gesundheit

Zeichen setzen gegen das Tabu psychische Gesundheit |ABC-Z

Depressionen und psychische Probleme sind unter Männern oft noch ein Tabuthema. „Da redet man nicht gerne drüber“, sagt Bora Inci. Und David Rosen ergänzt: „Es gibt eine Scham, überhaupt zum Arzt zu gehen.“ Inci, 43 Jahre alt, und Rosen, 38 Jahre alt, setzen sich dafür ein, dass das anders wird. Auf Motorrädern. Sie organisieren in Frankfurt den weltweit am 18. Mai stattfindenden Distinguished Gentleman’s Ride (DGR). Auf Oldtimern und in feinen Tweed­anzügen knattern sie zusammen mit weiteren Männern – und Frauen – durch die Innenstadt.

Seit 2012 gibt es den DGR, der seine Ursprünge in Australien hat. Mittlerweile findet er in mehr als 1000 Städten in vielen verschiedenen Ländern am selben Tag statt. Bora Inci ist seit 2014 der Hauptorganisator in Frankfurt. Mit 20, 30 Motorrädern sei es losgegangen. Zuletzt waren es zwischen 400 und 500 Teilnehmer, die mit ihren Maschinen durch die City röhrten. Der selbständige Unternehmer, der unter anderem ein Tattoostudio betreibt, hatte zunächst seine eigene Motorradcommunity gegründet und so den DGR kennengelernt.

„Es geht darum, Hilfe anzunehmen“

Rosen, der in der Systemgastronomie tätig ist, ist über seine Leidenschaft zum Motorradfahren hinzugekommen. „Ich wollte der Community etwas zurückgeben“, sagt Rosen. Seit der ersten Fahrt der Gentlemen sind insgesamt mehr als 57 Millionen Dollar an Spenden gesammelt worden, die an die Movember-Stiftung gehen. Diese finanziert Projekte rund um das Thema Männergesundheit.

2024 waren rund 400 Teilnehmer mit dabei.Fabian Wilking

Inci weiß aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es ist, mit einem Arzt über psychische Probleme zu sprechen. Wegen Erschöpfung lag der Dreiundvierzigjährige vor einigen Jahren im Krankenhaus. „Ich wusste nicht, was ich damals hatte“, sagt Inci. Doch als er dem Arzt seine Symptome schilderte, habe der ihm die Diagnose „Burnout“ gestellt und ihm dringend zu mehr Ruhe geraten. „Wenn man mit dem Auto die ganze Zeit Vollgas fährt, was passiert dann mit dem Auto?“, habe der Arzt ihn gefragt. Genauso verhalte es sich mit dem eigenen Körper, wenn man permanent im Stress und unter Hochspannung sei. „Ich habe zu viel gemacht“, sagt Inci. So habe er viele gute Tipps bekommen, die er nun beherzige. Wobei ihm das auch nicht immer gelinge, gibt er zu.

Rosen berichtet, dass bei einem seiner Mitarbeiter kürzlich Prostatakrebs bei einer Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert worden sei. „Je früher das erkannt wird, umso einfacher ist dann auch die Behandlung“, sagt der Unternehmer. Diese Erfahrung habe ihn darin bestärkt, wieder aktiver beim DGR mitzumachen. Aus der Uniklinik Frankfurt wird in diesem Jahr Jonathan Repple, Professor für Psychiatrie, dabei sein, der über das Thema mentale Gesundheit referiert. Es wäre schön, wenn mehr Betroffene darüber sprechen würden, meint Rosen: „Es geht darum, Hilfe anzunehmen und darauf aufmerksam zu machen, welche Angebote es gibt.“

Um 10.30 Uhr geht es am Sonntag auf dem Opernplatz los. 300 Motorradfahrer haben sich bisher angemeldet. Es gäbe Teilnehmer, die ihre Motorräder nur beim Gentleman’s Ride fahren, sagt Rosen. Auch Kurzentschlossene seien willkommen, die sich aber an die Style-Richtlinien des Gentleman’s Ride halten sollten.

„Wir haben schon knapp 12.000 Euro gesammelt“, berichtet Inci. Über all die Jahre kamen 128.000 Euro zusammen. Im Anschluss trifft man sich zu Essen, Getränken und Musik im Massif Naiv an der Eschersheimer Landstraße, um den Tag ausklingen zu lassen. „Und natürlich, um die Motorräder noch mal zu bestaunen“, sagt Rosen. Auch wer nicht selbst mitfahre, könne vorbeikommen.

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