Bezirk und Anwohner starten Rettungsaktion | ABC-Z

Berlin kämpft um jeden Baum. Besonders um die großen und alten. Seit mehr als 200 Jahren steht eine Eiche im Innenhof der Dresdner Straße 113 in Berlin-Mitte. Sie steht also schon weit länger dort, als die Menschen in ihren Wohnungen drumherum leben. Für ein Wohnungsbauprojekt sollte die Eiche gefällt werden. Doch dagegen regte sich Protest unter Bürgerinnen und Bürgern aus der Nachbarschaft.
Nachdem sogar eine Petition zum Erhalt der Eiche gestartet wurde, kam es zum Eigentümerwechsel. Die neuen Bauherren arbeiteten den Riesen mit einem Stammumfang von fast drei Metern in die Planung mit ein, sodass die Eiche, außerdem Lebensraum für zahlreiche Vögel und Insekten, nun stehenbleiben darf. Das gab das Bezirksamt Mitte am Freitag bekannt. Der neue Projektverantwortliche hat das geplante Vorhaben so angepasst, dass die alte Eiche nicht gefällt werden muss.
Eiche in Mitte bleibt erhalten: Planungen wurden angepasst
Dafür bekommt das Gebäude an der Stelle eine quadratische Einbuchtung, wo die alte Eiche steht. Es ist zwar ein Kompromiss, auf Wohnraum verzichten, muss der Bauherr aber dennoch nicht, wie Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt. „Der Eigentümer hat dafür ein Staffelgeschoss obendrauf setzen dürfen“, so der Stadtrat. So bleibe es bei den geplanten 21 Wohnungen. Die Planungen seien so weit fortgeschritten, dass sie genehmigt werden könnten und im Frühjahr sogar erste Arbeiten beginnen.
Die 200 Jahre alte Eiche konnte durch bürgerliches Engagement gerettet werden. Das neue Wohnhaus wird den Baum integrieren. Bereits jetzt steht der stumme Riese mit einem Wohnhaus in Konkurrenz um den vorhandenen Platz.
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Die Eiche selbst bleibe dabei verschont. Laut Gothe nehme weder die Wurzel noch die Baumkrone schaden. Das bezirkliche Amt für Umwelt- und Naturschutz komme nach einer Wurzelschacht-Prüfung zu dieser Einschätzung. Auch auf die Tiefgarage habe man wegen des Riesen verzichtet. „So hat der Baum gute Chancen, weiterzuleben“, sagt Gothe. Die Eiche sei insgesamt gesund und in gutem Zustand.
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Laut Gothe habe die Eiche wegen ihres Alters in Berlin inzwischen Seltenheitswert. Wegen Sturmschäden oder Krankheiten erreichten nur noch wenige Bäume dieses Alter. Und obwohl der Große Tiergarten mit seinem gigantischen Baumbestand zum Bezirk Mitte gehört, sei eine derart alte Eiche auch dort eher nicht zu finden. „Der Große Tiergarten hat viele Bäume in Kriegszeiten verloren“, so Gothe. Dort habe man viele Bäume aus Brennstoffmangel abgeholzt. Durch ihr Alter und ihre besondere Lage sei die Eiche sogar ein Zeuge von Mauerbau- und -fall gewesen. Sie steht direkt am ehemaligen Grenzstreifen zwischen DDR und BRD.















